Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.vor Kurzem einen "katholischen Leseverein" gestiftet, der unangefoch¬ Auch der hiesige Kunstenthusiasmus wurde in diesen Tagen sehr Auch die Anwesenheit der Königin von England rief einiges Eben so wenig Aufsehen erregte die kurz nachher erfolgte Durch¬ Ob er auch die Ariadne von Dannecker im Bethmannischcn Fetialen David hat auch hier seine Compositionen dem Publi¬ vor Kurzem einen „katholischen Leseverein" gestiftet, der unangefoch¬ Auch der hiesige Kunstenthusiasmus wurde in diesen Tagen sehr Auch die Anwesenheit der Königin von England rief einiges Eben so wenig Aufsehen erregte die kurz nachher erfolgte Durch¬ Ob er auch die Ariadne von Dannecker im Bethmannischcn Fetialen David hat auch hier seine Compositionen dem Publi¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0178" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271439"/> <p xml:id="ID_452" prev="#ID_451"> vor Kurzem einen „katholischen Leseverein" gestiftet, der unangefoch¬<lb/> ten seine Sitzungen hält. —</p><lb/> <p xml:id="ID_453"> Auch der hiesige Kunstenthusiasmus wurde in diesen Tagen sehr<lb/> in Bewegung gesetzt, und zwar durch Jenny Lind. Es versteht sich,<lb/> daß auch dieser Enthusiasmus dem allgemeinen Gesetze des Frankfur¬<lb/> ter Charakters unterworfen ist. Es wäre in der That unmöglich,<lb/> gegen die liebliche Persönlichkeit der Lind gleichgiltig zu bleiben, be¬<lb/> sonders da sie mit einem so eminenten Talente gepaart erscheint;<lb/> doch blieb unser Enthusiasmus in seinen Ganzen-, das Theater war,<lb/> trotz der verdoppelten Eingangsprcise, stets überfüllt, sonst aber zeig¬<lb/> ten sich keine eigentlichen Symptome des Lindfiebers. Im Gegentheil,<lb/> noch bei der Sängerin Anwesenheit kam man überein, daß sie andre<lb/> Sommitäten des Gesanges wohl nicht eigentlich überstrahle.</p><lb/> <p xml:id="ID_454"> Auch die Anwesenheit der Königin von England rief einiges<lb/> Leben auf den Straßen, vornehmlich in der Nahe des englischen Ho¬<lb/> fes, wo sie abgestiegen war, hervor. Der Ausenthalt des Königs<lb/> von Baiern,- der in dieselbe Zeit siel, blieb dagegen, wahrscheinlich<lb/> auf Veranstaltung dieser hohen Person selbst, ganz unbeachtet. Man<lb/> hatte nämlich in der Nahe des Hotels des bairischen Gesandten einige<lb/> Polizeibeamten aufgestellt, welche jedem, der sich einfallen ließ, stehen<lb/> zu bleiben, höflich aufforderten, feiner Wege zu gehen, was auch<lb/> ohne Weigerung geschah, so daß die ohnedem wenig belebte Straße<lb/> bei der Ankunft dieses Monarchen ganz leer war.</p><lb/> <p xml:id="ID_455"> Eben so wenig Aufsehen erregte die kurz nachher erfolgte Durch¬<lb/> reise Sr. Majestät, des Königs von Preußen. Derselbe verweilte<lb/> einige Tage imo»Al>iio in dem Hotel seines Gesandten, und nahm<lb/> bei diesem Aufenthalt unser berühmtes Stadthaus, den Römer, mit<lb/> dem nicht weniger berühmten Kaiscrsaal in Augenschein. Sinnend<lb/> soll der Monarch vor dem Sitzungssaale des Senates stehen geblie¬<lb/> ben sein, die bekannte Aufschrift über der Thüre: Eines Mannes<lb/> Rede ist keine! betrachtend.</p><lb/> <p xml:id="ID_456"> Ob er auch die Ariadne von Dannecker im Bethmannischcn<lb/> Museum in Augenschein genommen, ist nicht bekannt geworden, —<lb/> es ist das jedenfalls eine der Hauptzierden unserer Stadt. Dem<lb/> Fremden ist jedoch der Besuch des genannten Museums seit Kurzem<lb/> bedeutend erschwert. Der Besitzer soll mit dem Senate Unan¬<lb/> nehmlichkeiten gehabt haben; sei es nun deshalb oder aus einer an¬<lb/> dern Ursache, genug, der Fremde kann von jetzt an nur vermittelst<lb/> einer Eintrittskarte, die er sich durch einen hiesigen Bürger verschaf¬<lb/> fen muß, zu diesem Meisterwerke des berühmten Bildhauers ge¬<lb/> langen.</p><lb/> <p xml:id="ID_457" next="#ID_458"> Fetialen David hat auch hier seine Compositionen dem Publi¬<lb/> kum vorgeführt und im Ganzen angesprochen. Wurden die Lieder<lb/> als unbedeutendes Nebenwerk nachsichtig aufgenommen, so fand dafür</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0178]
vor Kurzem einen „katholischen Leseverein" gestiftet, der unangefoch¬
ten seine Sitzungen hält. —
Auch der hiesige Kunstenthusiasmus wurde in diesen Tagen sehr
in Bewegung gesetzt, und zwar durch Jenny Lind. Es versteht sich,
daß auch dieser Enthusiasmus dem allgemeinen Gesetze des Frankfur¬
ter Charakters unterworfen ist. Es wäre in der That unmöglich,
gegen die liebliche Persönlichkeit der Lind gleichgiltig zu bleiben, be¬
sonders da sie mit einem so eminenten Talente gepaart erscheint;
doch blieb unser Enthusiasmus in seinen Ganzen-, das Theater war,
trotz der verdoppelten Eingangsprcise, stets überfüllt, sonst aber zeig¬
ten sich keine eigentlichen Symptome des Lindfiebers. Im Gegentheil,
noch bei der Sängerin Anwesenheit kam man überein, daß sie andre
Sommitäten des Gesanges wohl nicht eigentlich überstrahle.
Auch die Anwesenheit der Königin von England rief einiges
Leben auf den Straßen, vornehmlich in der Nahe des englischen Ho¬
fes, wo sie abgestiegen war, hervor. Der Ausenthalt des Königs
von Baiern,- der in dieselbe Zeit siel, blieb dagegen, wahrscheinlich
auf Veranstaltung dieser hohen Person selbst, ganz unbeachtet. Man
hatte nämlich in der Nahe des Hotels des bairischen Gesandten einige
Polizeibeamten aufgestellt, welche jedem, der sich einfallen ließ, stehen
zu bleiben, höflich aufforderten, feiner Wege zu gehen, was auch
ohne Weigerung geschah, so daß die ohnedem wenig belebte Straße
bei der Ankunft dieses Monarchen ganz leer war.
Eben so wenig Aufsehen erregte die kurz nachher erfolgte Durch¬
reise Sr. Majestät, des Königs von Preußen. Derselbe verweilte
einige Tage imo»Al>iio in dem Hotel seines Gesandten, und nahm
bei diesem Aufenthalt unser berühmtes Stadthaus, den Römer, mit
dem nicht weniger berühmten Kaiscrsaal in Augenschein. Sinnend
soll der Monarch vor dem Sitzungssaale des Senates stehen geblie¬
ben sein, die bekannte Aufschrift über der Thüre: Eines Mannes
Rede ist keine! betrachtend.
Ob er auch die Ariadne von Dannecker im Bethmannischcn
Museum in Augenschein genommen, ist nicht bekannt geworden, —
es ist das jedenfalls eine der Hauptzierden unserer Stadt. Dem
Fremden ist jedoch der Besuch des genannten Museums seit Kurzem
bedeutend erschwert. Der Besitzer soll mit dem Senate Unan¬
nehmlichkeiten gehabt haben; sei es nun deshalb oder aus einer an¬
dern Ursache, genug, der Fremde kann von jetzt an nur vermittelst
einer Eintrittskarte, die er sich durch einen hiesigen Bürger verschaf¬
fen muß, zu diesem Meisterwerke des berühmten Bildhauers ge¬
langen.
Fetialen David hat auch hier seine Compositionen dem Publi¬
kum vorgeführt und im Ganzen angesprochen. Wurden die Lieder
als unbedeutendes Nebenwerk nachsichtig aufgenommen, so fand dafür
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |