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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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eigenen Andeutungen. Negrelli war schon im I. 1819 Praktikant
bei der k. k. Prov. Baudirection in Tyrol, war zedoch nie Wegweiser;
1826 wurde er Kreisingenieur-Adjunkt in Vorarlberg, dann Kreis¬
ingenieur und mit der Regulirung deö Rheinstroms, später mit den
Rheinbauten und der Entwässerung des Fürstenthums Lichtenstein be¬
auftragt. 1832 wurde er, nachdem er schon früher den schweizerischen
Regierungen in mancher technischen Frage nützlich gewesen, als Was-
serbauinspector, mit Genehmigung der oft. Regierung, nach Se.
Gallen berufen und wirkte für die Umgestaltung aller Straßen in der
Schweiz. Eben so war er von 183i> an als Oberingenieur des Vor¬
ortes Zürich für die ganze Schweiz thätig. 1840 erst wurde Herr
Negrelli als General-Inspector der Ferdinands - Nordbahn berufen, im
October 1841 wurden unter seiner Leitung zweiundzwanzig Meilen
vollendet. Pecuniar hat er dabei Nichts gewonnen, was ihm seine
Stellung in der Schweiz nicht in demselben Maße gebracht hätte;
der einzige Vortheil, den er bei Annahme dieser Berufung im Auge
hatte, war der, seinem Vaterlande Oesterreich (Herr N. ist Südtvro-
ler) statt dem Auslande dienen zu können. Im Ganzen also, schließt
Herr Reg., war seine Laufbahn keine "merkwürdige." wie es in jenem
Bericht der Grenzboten hieß, sondern eine "ganz einfache."

-- Die Mainzer Narrhalla fängt wieder an, ihre rheinische Lustig¬
keit auch in dem übrigen reflexionsvollen Deutschland zu verbreiten.
Kalisch, von dem das orakulöse Gedicht an den König von Baiern im
vorigen Jahre herrührte, ist dieses Mal fern; der Humor steckt aber
am Rhein im ganzen Volksleben, nicht blos in einzelnen geistvollen
Köpfen. Die Deputirten des rheinischen Provinziallandtags werden
durch eine feurige Adresse zur Standhaftigkeit ermahnt und Arnold!
von 4W9 Kölnern mit Fackelzug und Festessen gefeiert. Ist das
nicht auch Humor? Wir haben es längst gesagt, daß Awcckessen noch
gar Nichts bedeuten. Iweckfastcn müßt Ihr können.

-- Xv. Wir ersuchen unsere geehrten Herrn Correspondenten, be¬
sonders die aus Wien, Breslau und München, ihre Berichte um etwa
drei Tage früher abzusenden, weil sie sonst ohne unser Verschulden stets
eine Woche lang liegen bleiben müssen.




Verlag von Fv. Ludw. Herbig. -- Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.

eigenen Andeutungen. Negrelli war schon im I. 1819 Praktikant
bei der k. k. Prov. Baudirection in Tyrol, war zedoch nie Wegweiser;
1826 wurde er Kreisingenieur-Adjunkt in Vorarlberg, dann Kreis¬
ingenieur und mit der Regulirung deö Rheinstroms, später mit den
Rheinbauten und der Entwässerung des Fürstenthums Lichtenstein be¬
auftragt. 1832 wurde er, nachdem er schon früher den schweizerischen
Regierungen in mancher technischen Frage nützlich gewesen, als Was-
serbauinspector, mit Genehmigung der oft. Regierung, nach Se.
Gallen berufen und wirkte für die Umgestaltung aller Straßen in der
Schweiz. Eben so war er von 183i> an als Oberingenieur des Vor¬
ortes Zürich für die ganze Schweiz thätig. 1840 erst wurde Herr
Negrelli als General-Inspector der Ferdinands - Nordbahn berufen, im
October 1841 wurden unter seiner Leitung zweiundzwanzig Meilen
vollendet. Pecuniar hat er dabei Nichts gewonnen, was ihm seine
Stellung in der Schweiz nicht in demselben Maße gebracht hätte;
der einzige Vortheil, den er bei Annahme dieser Berufung im Auge
hatte, war der, seinem Vaterlande Oesterreich (Herr N. ist Südtvro-
ler) statt dem Auslande dienen zu können. Im Ganzen also, schließt
Herr Reg., war seine Laufbahn keine „merkwürdige." wie es in jenem
Bericht der Grenzboten hieß, sondern eine „ganz einfache."

— Die Mainzer Narrhalla fängt wieder an, ihre rheinische Lustig¬
keit auch in dem übrigen reflexionsvollen Deutschland zu verbreiten.
Kalisch, von dem das orakulöse Gedicht an den König von Baiern im
vorigen Jahre herrührte, ist dieses Mal fern; der Humor steckt aber
am Rhein im ganzen Volksleben, nicht blos in einzelnen geistvollen
Köpfen. Die Deputirten des rheinischen Provinziallandtags werden
durch eine feurige Adresse zur Standhaftigkeit ermahnt und Arnold!
von 4W9 Kölnern mit Fackelzug und Festessen gefeiert. Ist das
nicht auch Humor? Wir haben es längst gesagt, daß Awcckessen noch
gar Nichts bedeuten. Iweckfastcn müßt Ihr können.

— Xv. Wir ersuchen unsere geehrten Herrn Correspondenten, be¬
sonders die aus Wien, Breslau und München, ihre Berichte um etwa
drei Tage früher abzusenden, weil sie sonst ohne unser Verschulden stets
eine Woche lang liegen bleiben müssen.




Verlag von Fv. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.
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[0298] eigenen Andeutungen. Negrelli war schon im I. 1819 Praktikant bei der k. k. Prov. Baudirection in Tyrol, war zedoch nie Wegweiser; 1826 wurde er Kreisingenieur-Adjunkt in Vorarlberg, dann Kreis¬ ingenieur und mit der Regulirung deö Rheinstroms, später mit den Rheinbauten und der Entwässerung des Fürstenthums Lichtenstein be¬ auftragt. 1832 wurde er, nachdem er schon früher den schweizerischen Regierungen in mancher technischen Frage nützlich gewesen, als Was- serbauinspector, mit Genehmigung der oft. Regierung, nach Se. Gallen berufen und wirkte für die Umgestaltung aller Straßen in der Schweiz. Eben so war er von 183i> an als Oberingenieur des Vor¬ ortes Zürich für die ganze Schweiz thätig. 1840 erst wurde Herr Negrelli als General-Inspector der Ferdinands - Nordbahn berufen, im October 1841 wurden unter seiner Leitung zweiundzwanzig Meilen vollendet. Pecuniar hat er dabei Nichts gewonnen, was ihm seine Stellung in der Schweiz nicht in demselben Maße gebracht hätte; der einzige Vortheil, den er bei Annahme dieser Berufung im Auge hatte, war der, seinem Vaterlande Oesterreich (Herr N. ist Südtvro- ler) statt dem Auslande dienen zu können. Im Ganzen also, schließt Herr Reg., war seine Laufbahn keine „merkwürdige." wie es in jenem Bericht der Grenzboten hieß, sondern eine „ganz einfache." — Die Mainzer Narrhalla fängt wieder an, ihre rheinische Lustig¬ keit auch in dem übrigen reflexionsvollen Deutschland zu verbreiten. Kalisch, von dem das orakulöse Gedicht an den König von Baiern im vorigen Jahre herrührte, ist dieses Mal fern; der Humor steckt aber am Rhein im ganzen Volksleben, nicht blos in einzelnen geistvollen Köpfen. Die Deputirten des rheinischen Provinziallandtags werden durch eine feurige Adresse zur Standhaftigkeit ermahnt und Arnold! von 4W9 Kölnern mit Fackelzug und Festessen gefeiert. Ist das nicht auch Humor? Wir haben es längst gesagt, daß Awcckessen noch gar Nichts bedeuten. Iweckfastcn müßt Ihr können. — Xv. Wir ersuchen unsere geehrten Herrn Correspondenten, be¬ sonders die aus Wien, Breslau und München, ihre Berichte um etwa drei Tage früher abzusenden, weil sie sonst ohne unser Verschulden stets eine Woche lang liegen bleiben müssen. Verlag von Fv. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda. Druck von Friedrich Andrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/298>, abgerufen am 23.07.2024.