Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.Beelzebub, womit wir ihm denn wieder als einer höllischen Majestät Pater Burkhardts Mission ging zunächst nach Dillingen, dem Beelzebub, womit wir ihm denn wieder als einer höllischen Majestät Pater Burkhardts Mission ging zunächst nach Dillingen, dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0252" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269669"/> <p xml:id="ID_735" prev="#ID_734"> Beelzebub, womit wir ihm denn wieder als einer höllischen Majestät<lb/> zu viel Ehre erweisen.'</p><lb/> <p xml:id="ID_736" next="#ID_737"> Pater Burkhardts Mission ging zunächst nach Dillingen, dem<lb/> Sitze des Bischofs von Augsburg. Aber wir verfehlten dort den<lb/> Prinzen des sächsischen Hauses, der dies Bisthum mit dem von<lb/> Trier vereinigt. Wir reisten in Eilmärschen durch Bmcrn, und nur<lb/> die kriegerischen Bewegungen zwangen uns, im Kloster Banz Rast<lb/> zu halten. Pater Burkhardt hat hier Freunde und verschaffte auch<lb/> mir einen Umgang, den ich mir nicht besser wünschen konnte. Wäre<lb/> der Glaube der alten Mutterkirche überall in Deutschland so aufge¬<lb/> klärt, wie unter diesen gelehrten Benedictinern, so bliebe nur zu hoffen,<lb/> daß die protestantischen Christen auch ihrerseits geneigt wären, sich<lb/> zu einer neuen Kirchengemeinschaft mit uns zu verbrüdern. Der<lb/> Prälat, Abt Valerius, ein langer hagerer Mann, hat eine gewisse<lb/> redliche Ehrwürdigkeit, die keinesweges einem finstern Aberglauben<lb/> in die Hände arbeitet. Er zeigte uns die kostbare Monstranz des<lb/> Klosters. Auf der einen Seite besteht sie aus großen Aehren von<lb/> Diamanten, die das Brod des Herrn vorstellen; auf der andern aus<lb/> Trauben von Rubinen, die auf den Wein beim heiligen Abendmahl<lb/> deuten. Pater Burkhardt äußerte einen Zweifel über die Echtheit<lb/> der Diamanten. „Ich weiß," sagte der Abt, „man trägt sich mit dem<lb/> Gerücht, einer meiner Vorgänger habe aus dem Erlös der echten<lb/> Steine den Ankauf unserer Bibliothek bestritten. — Es ist genug,"<lb/> fügte er mit seiner ruhigen Würde hinzu, „wenn der Glaube des<lb/> Volks an die Wirkungen der Monstranz echt ist! Wir, die wir die<lb/> Wissenden sind, schöpfen doch ganz wo anders Kraft und Erhebung."<lb/> — Er wies dabei mit dem Stolz eines gelehrten Bewußtseins<lb/> auf die Räume, wo die Bücher stehen. Pater Placidiuö, der<lb/> Oberbibliothekar des Klosters, stand neben uns und fühlte sich<lb/> in seinem ganzen Werthe. Auch Pater Beda, der eregctische<lb/> Schriften verfaßt hat, auch Pater Franciscus, der aus dem Fran¬<lb/> zösischen übersetzt, Alles ist hier Schriftsteller und selbst einige<lb/> Laienbrüder schreiben Choralbüchcr auf Pergament ab, mehrere<lb/> von den frommen Vätern sind äußerst geschickt in der Malerei der<lb/> Initialen. Pater Johannes, der. Mathematikus, ein kleiner lebhafter<lb/> Mann, ist mit einem Grundriß vom Klostergebiet beschäftigt, auf den<lb/> er jedes Haus, jede Hütte und jedes Ställchen, genau vermessen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0252]
Beelzebub, womit wir ihm denn wieder als einer höllischen Majestät
zu viel Ehre erweisen.'
Pater Burkhardts Mission ging zunächst nach Dillingen, dem
Sitze des Bischofs von Augsburg. Aber wir verfehlten dort den
Prinzen des sächsischen Hauses, der dies Bisthum mit dem von
Trier vereinigt. Wir reisten in Eilmärschen durch Bmcrn, und nur
die kriegerischen Bewegungen zwangen uns, im Kloster Banz Rast
zu halten. Pater Burkhardt hat hier Freunde und verschaffte auch
mir einen Umgang, den ich mir nicht besser wünschen konnte. Wäre
der Glaube der alten Mutterkirche überall in Deutschland so aufge¬
klärt, wie unter diesen gelehrten Benedictinern, so bliebe nur zu hoffen,
daß die protestantischen Christen auch ihrerseits geneigt wären, sich
zu einer neuen Kirchengemeinschaft mit uns zu verbrüdern. Der
Prälat, Abt Valerius, ein langer hagerer Mann, hat eine gewisse
redliche Ehrwürdigkeit, die keinesweges einem finstern Aberglauben
in die Hände arbeitet. Er zeigte uns die kostbare Monstranz des
Klosters. Auf der einen Seite besteht sie aus großen Aehren von
Diamanten, die das Brod des Herrn vorstellen; auf der andern aus
Trauben von Rubinen, die auf den Wein beim heiligen Abendmahl
deuten. Pater Burkhardt äußerte einen Zweifel über die Echtheit
der Diamanten. „Ich weiß," sagte der Abt, „man trägt sich mit dem
Gerücht, einer meiner Vorgänger habe aus dem Erlös der echten
Steine den Ankauf unserer Bibliothek bestritten. — Es ist genug,"
fügte er mit seiner ruhigen Würde hinzu, „wenn der Glaube des
Volks an die Wirkungen der Monstranz echt ist! Wir, die wir die
Wissenden sind, schöpfen doch ganz wo anders Kraft und Erhebung."
— Er wies dabei mit dem Stolz eines gelehrten Bewußtseins
auf die Räume, wo die Bücher stehen. Pater Placidiuö, der
Oberbibliothekar des Klosters, stand neben uns und fühlte sich
in seinem ganzen Werthe. Auch Pater Beda, der eregctische
Schriften verfaßt hat, auch Pater Franciscus, der aus dem Fran¬
zösischen übersetzt, Alles ist hier Schriftsteller und selbst einige
Laienbrüder schreiben Choralbüchcr auf Pergament ab, mehrere
von den frommen Vätern sind äußerst geschickt in der Malerei der
Initialen. Pater Johannes, der. Mathematikus, ein kleiner lebhafter
Mann, ist mit einem Grundriß vom Klostergebiet beschäftigt, auf den
er jedes Haus, jede Hütte und jedes Ställchen, genau vermessen,
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