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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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Der Engel tragt das Feld von Edelstein
Auf seiner Hand, als sollt' die Deutung sein.
Daß Menschenfurcht im Glauben müsse enden,
Es ruhe das Geschick in höhern Handen.
Wie haucht Erquickung jetzt den Müden an,
Den Lebenskelch ihm füllend bis zum Rande! --
Auf der Erscheinung fliegendem Gewände
Der Sternenkranz zu gold'ner Schrift zerrann:
"In deine Macht will dein Geschick ich legen --
Die Schicksalstafel nimm -- zum Fluch, zum Segen -
Ein einzig Wünschen, das dein Wille spricht:
Der Talisman gewährt's -- sein Zauber bricht!"
Und plötzlich war im Sand der Traum zergangen,
Die Wüste dehnt sich wieder, leer und kahl,
Doch Heller schimmert als der Sonnenstrahl
Dem Pilger eines Demantschildes Pranger.
Er wahre, ihm hab' der Himmel für sein Wohl
Gesamte des Schicksals rettendes Symbol;
Als Bürgen, daß des Todes Macht zu nichte,
Und Wahrheit sprach aus diesem Traumgesichte.
Sein Herz dem Herrn des Dankes Hymnen bot,
Vor Freudezittcrn seine Kniee brechen,
Als er den Schild erfaßt, um auszusprechen,
Was ihn erlösen soll aus bitt'rer Noth.
Doch eh' den Lippen sich das Wort entschwungen,
Wird's vom Gedanken wieder fest gezwungen,
Ob er ein Gut, des höchsten Glückes voll,'
Für einen Wassertropfen geben soll?
Nur einem Wunsch verleiht der Schild Gewährung,
Drum will dem Tod er stehn mit letzter Kraft>
Und dann ergründen, welch ein Wunsch erschafft
Der dunklen Erde himmlische Verklärung.
Er rafft sich auf mit neugewecktem Muth,
Es kühlt die Hoffnung ihm des Sandes Gluth.
Es kühlt der Demant seines Busens Flammen,
'
Und sieh! -- er bricht in freudgen Schreck zusammen
Oase liegt vor ihm, von Grün geschwellt.
Die kühle Quelle rieselt ihm zu Füßen,
Die Palmen mit den hohen Häuptern grüßen,
Gastfreundlich öffnend ihrer Schatten Zelt!

Der Engel tragt das Feld von Edelstein
Auf seiner Hand, als sollt' die Deutung sein.
Daß Menschenfurcht im Glauben müsse enden,
Es ruhe das Geschick in höhern Handen.
Wie haucht Erquickung jetzt den Müden an,
Den Lebenskelch ihm füllend bis zum Rande! —
Auf der Erscheinung fliegendem Gewände
Der Sternenkranz zu gold'ner Schrift zerrann:
„In deine Macht will dein Geschick ich legen —
Die Schicksalstafel nimm — zum Fluch, zum Segen -
Ein einzig Wünschen, das dein Wille spricht:
Der Talisman gewährt's — sein Zauber bricht!"
Und plötzlich war im Sand der Traum zergangen,
Die Wüste dehnt sich wieder, leer und kahl,
Doch Heller schimmert als der Sonnenstrahl
Dem Pilger eines Demantschildes Pranger.
Er wahre, ihm hab' der Himmel für sein Wohl
Gesamte des Schicksals rettendes Symbol;
Als Bürgen, daß des Todes Macht zu nichte,
Und Wahrheit sprach aus diesem Traumgesichte.
Sein Herz dem Herrn des Dankes Hymnen bot,
Vor Freudezittcrn seine Kniee brechen,
Als er den Schild erfaßt, um auszusprechen,
Was ihn erlösen soll aus bitt'rer Noth.
Doch eh' den Lippen sich das Wort entschwungen,
Wird's vom Gedanken wieder fest gezwungen,
Ob er ein Gut, des höchsten Glückes voll,'
Für einen Wassertropfen geben soll?
Nur einem Wunsch verleiht der Schild Gewährung,
Drum will dem Tod er stehn mit letzter Kraft>
Und dann ergründen, welch ein Wunsch erschafft
Der dunklen Erde himmlische Verklärung.
Er rafft sich auf mit neugewecktem Muth,
Es kühlt die Hoffnung ihm des Sandes Gluth.
Es kühlt der Demant seines Busens Flammen,
'
Und sieh! — er bricht in freudgen Schreck zusammen
Oase liegt vor ihm, von Grün geschwellt.
Die kühle Quelle rieselt ihm zu Füßen,
Die Palmen mit den hohen Häuptern grüßen,
Gastfreundlich öffnend ihrer Schatten Zelt!

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[0584] Der Engel tragt das Feld von Edelstein Auf seiner Hand, als sollt' die Deutung sein. Daß Menschenfurcht im Glauben müsse enden, Es ruhe das Geschick in höhern Handen. Wie haucht Erquickung jetzt den Müden an, Den Lebenskelch ihm füllend bis zum Rande! — Auf der Erscheinung fliegendem Gewände Der Sternenkranz zu gold'ner Schrift zerrann: „In deine Macht will dein Geschick ich legen — Die Schicksalstafel nimm — zum Fluch, zum Segen - Ein einzig Wünschen, das dein Wille spricht: Der Talisman gewährt's — sein Zauber bricht!" Und plötzlich war im Sand der Traum zergangen, Die Wüste dehnt sich wieder, leer und kahl, Doch Heller schimmert als der Sonnenstrahl Dem Pilger eines Demantschildes Pranger. Er wahre, ihm hab' der Himmel für sein Wohl Gesamte des Schicksals rettendes Symbol; Als Bürgen, daß des Todes Macht zu nichte, Und Wahrheit sprach aus diesem Traumgesichte. Sein Herz dem Herrn des Dankes Hymnen bot, Vor Freudezittcrn seine Kniee brechen, Als er den Schild erfaßt, um auszusprechen, Was ihn erlösen soll aus bitt'rer Noth. Doch eh' den Lippen sich das Wort entschwungen, Wird's vom Gedanken wieder fest gezwungen, Ob er ein Gut, des höchsten Glückes voll,' Für einen Wassertropfen geben soll? Nur einem Wunsch verleiht der Schild Gewährung, Drum will dem Tod er stehn mit letzter Kraft> Und dann ergründen, welch ein Wunsch erschafft Der dunklen Erde himmlische Verklärung. Er rafft sich auf mit neugewecktem Muth, Es kühlt die Hoffnung ihm des Sandes Gluth. Es kühlt der Demant seines Busens Flammen, ' Und sieh! — er bricht in freudgen Schreck zusammen Oase liegt vor ihm, von Grün geschwellt. Die kühle Quelle rieselt ihm zu Füßen, Die Palmen mit den hohen Häuptern grüßen, Gastfreundlich öffnend ihrer Schatten Zelt!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/584>, abgerufen am 01.09.2024.