Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.Wahre Himmelsmelodicn klangen aus den Saiten, kein frem¬ Der Maestro hatte sich seinem Stuhle genähert und flüsterte Eine grelle Dissonanz zerriß die süßen Töne, die Mutter und Wahre Himmelsmelodicn klangen aus den Saiten, kein frem¬ Der Maestro hatte sich seinem Stuhle genähert und flüsterte Eine grelle Dissonanz zerriß die süßen Töne, die Mutter und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0470" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181654"/> <p xml:id="ID_1332"> Wahre Himmelsmelodicn klangen aus den Saiten, kein frem¬<lb/> der Laut unterbrach die wundervollen Töne. Die Versammlung, die<lb/> ganze Gegenwart war vor Giovanni versunken; er war selig im<lb/> Anschauen der geliebten Mutter. Er wollte noch einmal zu ihr em¬<lb/> porheben — doch wehe!</p><lb/> <p xml:id="ID_1333"> Der Maestro hatte sich seinem Stuhle genähert und flüsterte<lb/> leise in Giovanni's Ohr: Wenn Du von der schönen Rosa kommst,<lb/> erwartet man Dich bet Frascati.</p><lb/> <p xml:id="ID_1334"> Eine grelle Dissonanz zerriß die süßen Töne, die Mutter und<lb/> die schuldlose Jugend verschwanden vor seinen Blicken. Ruhm und<lb/> Genuß winkten ihm lockend, er sah Haufen Gold durch die Hände<lb/> der Spieler gleiten, die Liebe bot ihm blühende Kränze und warf<lb/> Königstöchter liebeglühend in die Arme des Künstlers. Der Becher<lb/> des Lebens schäumte vor seinen Lippen — da mußte freilich die<lb/> Kindheitserinnerung erbleichen. Wild wogend rauschten die Töne,<lb/> ein leidenschaftlicher Schluß krönte den Vortrag. Giovanni sank er¬<lb/> schöpft in den Stuhl zurück und das Auditorium erklärte ihn für<lb/> den ersten Musiker der Welt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0470]
Wahre Himmelsmelodicn klangen aus den Saiten, kein frem¬
der Laut unterbrach die wundervollen Töne. Die Versammlung, die
ganze Gegenwart war vor Giovanni versunken; er war selig im
Anschauen der geliebten Mutter. Er wollte noch einmal zu ihr em¬
porheben — doch wehe!
Der Maestro hatte sich seinem Stuhle genähert und flüsterte
leise in Giovanni's Ohr: Wenn Du von der schönen Rosa kommst,
erwartet man Dich bet Frascati.
Eine grelle Dissonanz zerriß die süßen Töne, die Mutter und
die schuldlose Jugend verschwanden vor seinen Blicken. Ruhm und
Genuß winkten ihm lockend, er sah Haufen Gold durch die Hände
der Spieler gleiten, die Liebe bot ihm blühende Kränze und warf
Königstöchter liebeglühend in die Arme des Künstlers. Der Becher
des Lebens schäumte vor seinen Lippen — da mußte freilich die
Kindheitserinnerung erbleichen. Wild wogend rauschten die Töne,
ein leidenschaftlicher Schluß krönte den Vortrag. Giovanni sank er¬
schöpft in den Stuhl zurück und das Auditorium erklärte ihn für
den ersten Musiker der Welt.
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