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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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heitere Stimmung bei der Tafel im Collisseum, welche den Hochlän¬
der und Weinbauer, den Oesterreicher und Magyaren, den Kärnthner
und Tyroler gastlich vereinte, wird gewiß in der Erinnerung aller
Anwesenden noch lange fortleben.

Ueberstanden, Gott sei Dank! sind aber auch alle anderen Siz-
zungen, deren es in diesen Tagen viele gab, so: am 14. des histori¬
schen, am ki und >ti. des ökonomischen, am 17. des Jndustric-
und am 1t->- des montanistischen Vereins u. s. w. mit allen ihren
interessanten und langweiligen Vortragen.

Ueberall prasidirce Erzherzog Johann als Gründer und Protector
selbst und empfing wieder allenthalben die aufrichtigsten Beweise all¬
gemeiner und inniger Verehrung, besonders bei dem Feste des land-
wirthschaftlichen Jubiläums, sowohl in der Sitzung bei der Dankrede
des Landeshauptmanns, bei der Anrede der ungarischen Deputirten
und vielen einzelnen Vorträgen, als auch bei den Toasten, wo der
Jubel kein Ende nehmen wollte, wie auch diese Verehrung bekanntlich
neben den kaiserlichen Majestäten, welche er auf der Reise nach Trieft
begleitete, durchaus sich aussprach.

Bereits allseits, besonders aber hier anerkannt ist seine
culturgeschichtliche Wirksamkeit in Steiermark, insbesondere was Er¬
forschung des Landes in jeder Beziehung betrifft, wie es die
Literatur in diesem Fache selbst erzählt. Die neuesten Schriften darüber
sind nun: Goth's Geograpie und Muchar's Geschichte der
Steiermark, Werke, die allgemeine Anerkennung verdienen und
auch gefunden haben, wenn sie gleich durch zu große Weitläufigkeit
nicht für's Allgemeine passend und durch hohen Ankaufspreis leider
nicht Allen zugänglich sind. Ersteres ist, wie man hierzu sagen pflegt,
durchaus aus amtlichen Quellen geschöpft und mit ungemeinem Fleiße
bearbeitet, letzteres zeigt ein Quellenstudium, das man unter der hie¬
sigen gelehrten Welt auch nur bei Muchar suchen dürfte und ist im
(möglichst) gefälligen Style geschrieben. Auch eine windische (sla¬
vische) Geschichte der Steiermark erscheint von einem Pfarrer,
der sich durch seine Manie, Alles auf slavischen Ursprung zurückzu¬
leiten, bereits in mehreren Aufsätzen bemerkbar machte; dagegen zog
ein Eorrespondent der Allgemeinen Augsburger Aeitung in Nro. 258.
derselben scharf zu Felde und rief gegen die Slaven ein: "Wa¬
chet!" -- allein so Noth hat es noch nicht -- hier wenigstens
nicht!

Ueberhaupt zeigt sich gegenwärtig wohl eine große Regung un¬
ter den Slaven (auch unserer Steiermark), aber sie geht nur ganz
gerecht auf Bildung der Nation, Belehrung der untersten Volks-
classen, Richtigstellung einer ordentlichen Schriftsprache, auf -- Entwil-
derung, und ver Eorrespondent in der Augsburger Allgemeinen Nro.
270. u. ff. irrt sehr, wenn er panslavistische Ideen oder gar eine


heitere Stimmung bei der Tafel im Collisseum, welche den Hochlän¬
der und Weinbauer, den Oesterreicher und Magyaren, den Kärnthner
und Tyroler gastlich vereinte, wird gewiß in der Erinnerung aller
Anwesenden noch lange fortleben.

Ueberstanden, Gott sei Dank! sind aber auch alle anderen Siz-
zungen, deren es in diesen Tagen viele gab, so: am 14. des histori¬
schen, am ki und >ti. des ökonomischen, am 17. des Jndustric-
und am 1t->- des montanistischen Vereins u. s. w. mit allen ihren
interessanten und langweiligen Vortragen.

Ueberall prasidirce Erzherzog Johann als Gründer und Protector
selbst und empfing wieder allenthalben die aufrichtigsten Beweise all¬
gemeiner und inniger Verehrung, besonders bei dem Feste des land-
wirthschaftlichen Jubiläums, sowohl in der Sitzung bei der Dankrede
des Landeshauptmanns, bei der Anrede der ungarischen Deputirten
und vielen einzelnen Vorträgen, als auch bei den Toasten, wo der
Jubel kein Ende nehmen wollte, wie auch diese Verehrung bekanntlich
neben den kaiserlichen Majestäten, welche er auf der Reise nach Trieft
begleitete, durchaus sich aussprach.

Bereits allseits, besonders aber hier anerkannt ist seine
culturgeschichtliche Wirksamkeit in Steiermark, insbesondere was Er¬
forschung des Landes in jeder Beziehung betrifft, wie es die
Literatur in diesem Fache selbst erzählt. Die neuesten Schriften darüber
sind nun: Goth's Geograpie und Muchar's Geschichte der
Steiermark, Werke, die allgemeine Anerkennung verdienen und
auch gefunden haben, wenn sie gleich durch zu große Weitläufigkeit
nicht für's Allgemeine passend und durch hohen Ankaufspreis leider
nicht Allen zugänglich sind. Ersteres ist, wie man hierzu sagen pflegt,
durchaus aus amtlichen Quellen geschöpft und mit ungemeinem Fleiße
bearbeitet, letzteres zeigt ein Quellenstudium, das man unter der hie¬
sigen gelehrten Welt auch nur bei Muchar suchen dürfte und ist im
(möglichst) gefälligen Style geschrieben. Auch eine windische (sla¬
vische) Geschichte der Steiermark erscheint von einem Pfarrer,
der sich durch seine Manie, Alles auf slavischen Ursprung zurückzu¬
leiten, bereits in mehreren Aufsätzen bemerkbar machte; dagegen zog
ein Eorrespondent der Allgemeinen Augsburger Aeitung in Nro. 258.
derselben scharf zu Felde und rief gegen die Slaven ein: „Wa¬
chet!" — allein so Noth hat es noch nicht — hier wenigstens
nicht!

Ueberhaupt zeigt sich gegenwärtig wohl eine große Regung un¬
ter den Slaven (auch unserer Steiermark), aber sie geht nur ganz
gerecht auf Bildung der Nation, Belehrung der untersten Volks-
classen, Richtigstellung einer ordentlichen Schriftsprache, auf — Entwil-
derung, und ver Eorrespondent in der Augsburger Allgemeinen Nro.
270. u. ff. irrt sehr, wenn er panslavistische Ideen oder gar eine


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[0331] heitere Stimmung bei der Tafel im Collisseum, welche den Hochlän¬ der und Weinbauer, den Oesterreicher und Magyaren, den Kärnthner und Tyroler gastlich vereinte, wird gewiß in der Erinnerung aller Anwesenden noch lange fortleben. Ueberstanden, Gott sei Dank! sind aber auch alle anderen Siz- zungen, deren es in diesen Tagen viele gab, so: am 14. des histori¬ schen, am ki und >ti. des ökonomischen, am 17. des Jndustric- und am 1t->- des montanistischen Vereins u. s. w. mit allen ihren interessanten und langweiligen Vortragen. Ueberall prasidirce Erzherzog Johann als Gründer und Protector selbst und empfing wieder allenthalben die aufrichtigsten Beweise all¬ gemeiner und inniger Verehrung, besonders bei dem Feste des land- wirthschaftlichen Jubiläums, sowohl in der Sitzung bei der Dankrede des Landeshauptmanns, bei der Anrede der ungarischen Deputirten und vielen einzelnen Vorträgen, als auch bei den Toasten, wo der Jubel kein Ende nehmen wollte, wie auch diese Verehrung bekanntlich neben den kaiserlichen Majestäten, welche er auf der Reise nach Trieft begleitete, durchaus sich aussprach. Bereits allseits, besonders aber hier anerkannt ist seine culturgeschichtliche Wirksamkeit in Steiermark, insbesondere was Er¬ forschung des Landes in jeder Beziehung betrifft, wie es die Literatur in diesem Fache selbst erzählt. Die neuesten Schriften darüber sind nun: Goth's Geograpie und Muchar's Geschichte der Steiermark, Werke, die allgemeine Anerkennung verdienen und auch gefunden haben, wenn sie gleich durch zu große Weitläufigkeit nicht für's Allgemeine passend und durch hohen Ankaufspreis leider nicht Allen zugänglich sind. Ersteres ist, wie man hierzu sagen pflegt, durchaus aus amtlichen Quellen geschöpft und mit ungemeinem Fleiße bearbeitet, letzteres zeigt ein Quellenstudium, das man unter der hie¬ sigen gelehrten Welt auch nur bei Muchar suchen dürfte und ist im (möglichst) gefälligen Style geschrieben. Auch eine windische (sla¬ vische) Geschichte der Steiermark erscheint von einem Pfarrer, der sich durch seine Manie, Alles auf slavischen Ursprung zurückzu¬ leiten, bereits in mehreren Aufsätzen bemerkbar machte; dagegen zog ein Eorrespondent der Allgemeinen Augsburger Aeitung in Nro. 258. derselben scharf zu Felde und rief gegen die Slaven ein: „Wa¬ chet!" — allein so Noth hat es noch nicht — hier wenigstens nicht! Ueberhaupt zeigt sich gegenwärtig wohl eine große Regung un¬ ter den Slaven (auch unserer Steiermark), aber sie geht nur ganz gerecht auf Bildung der Nation, Belehrung der untersten Volks- classen, Richtigstellung einer ordentlichen Schriftsprache, auf — Entwil- derung, und ver Eorrespondent in der Augsburger Allgemeinen Nro. 270. u. ff. irrt sehr, wenn er panslavistische Ideen oder gar eine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/331>, abgerufen am 01.09.2024.