Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.Vitz. Aber auch Manches, was nicht einmal gehört werden Mein Herr. Wenn er Niemanden persönlich angreist und Einige Stimmen riefen: Jetzt kommen sie! und wirklich traten Da die gemeine Mannschaft gerade zu jener Compagnie lind Vitz. Aber auch Manches, was nicht einmal gehört werden Mein Herr. Wenn er Niemanden persönlich angreist und Einige Stimmen riefen: Jetzt kommen sie! und wirklich traten Da die gemeine Mannschaft gerade zu jener Compagnie lind <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181500"/> <p xml:id="ID_866"> Vitz. Aber auch Manches, was nicht einmal gehört werden<lb/> sollte. In dieser Hinsicht zeichnet sich besonders Ihr Herr Lieutenant<lb/> aus, der mit seiner Suada manchmal Vorträge hält, die schwerlich<lb/> Herr Oberst-Wachtmeister als Vorgesetzter ohne Unwillen anhören<lb/> könnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_867"> Mein Herr. Wenn er Niemanden persönlich angreist und<lb/> seine Behauptungen durch gute oder witzige Gründe unterstützt, dann<lb/> höre ich ihn gerne an: und Sie werden sich, meine Herren, zu erin¬<lb/> nern wissen, daß ich damals wegen der Batterie, wo er mich durch<lb/> seine unerwartete Antwort gewissermaßen beschämte und zum Schwei¬<lb/> gen brachte, ihm gar nicht gram darum geworden bin. Ich wünsche<lb/> wirklich und aufrichtig, daß er sich heute hier einfinden mochte, um<lb/> ihn auch außer dem Dienste kennen zu lernen.</p><lb/> <p xml:id="ID_868"> Einige Stimmen riefen: Jetzt kommen sie! und wirklich traten<lb/> der Garnisvnslieutenant, der Adjutant, der Baron und der Jnfan-<lb/> terielieutenant ein. Mein Herr bewillkommte sie auf das Freund¬<lb/> lichste und aus seinen Wunsch mußten beide Tische heute zusammen¬<lb/> gestoßen werden. — Heute, sprach mein Herr, dürfen nicht zwei<lb/> Parlamentshäuser hier sein, — heute muß ein Herz und ein Sinn<lb/> sein! Nach diesen Worten gab er mir einen Wink, das Gebrachte zu<lb/> serviren, welches auch mit Beihilfe eines Freundes von mir, Stark,<lb/> alsogleich geschah. So lange als das Souper währte, wollte sich kein inter¬<lb/> essantes Gespräch entspinnen, und ich befürchtete schon, daß mein<lb/> Herr unbefriedigt und ohne jene Erwartungen erfüllt zu sehen, die<lb/> ihm meine Erzählung vom rothen Häuschen eingeflößt haben mochte,<lb/> nach Hause kehren müßte. Allein ein günstiger Zufall führte bald<lb/> eine lebhafte Discussion herbei. — Einige gemeine Soldaten, welche<lb/> sich im Freien postirt hatten, wurden plötzlich durch einen Regen ge¬<lb/> zwungen, ihren Standort zu verlassen, und flüchteten sich in jenes<lb/> Local, wo die Herren beisammen und durch eine Bedachung vor je¬<lb/> dem Unwetter geschützt waren. Dieses respectlose Eindrängen von<lb/> Gemeinen in die Gesellschaft der Offiziere schien einige Mitglieder zu<lb/> ärgern, und besonders Hauptmann Vitz konnte hierüber seinen Un¬<lb/> willen nicht verbergen.</p><lb/> <p xml:id="ID_869"> Da die gemeine Mannschaft gerade zu jener Compagnie lind<lb/> zu jenem Regimente gehörte. wo der Baron als Fähnrich diente, so<lb/> redete ihn Vitz an.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0316]
Vitz. Aber auch Manches, was nicht einmal gehört werden
sollte. In dieser Hinsicht zeichnet sich besonders Ihr Herr Lieutenant
aus, der mit seiner Suada manchmal Vorträge hält, die schwerlich
Herr Oberst-Wachtmeister als Vorgesetzter ohne Unwillen anhören
könnte.
Mein Herr. Wenn er Niemanden persönlich angreist und
seine Behauptungen durch gute oder witzige Gründe unterstützt, dann
höre ich ihn gerne an: und Sie werden sich, meine Herren, zu erin¬
nern wissen, daß ich damals wegen der Batterie, wo er mich durch
seine unerwartete Antwort gewissermaßen beschämte und zum Schwei¬
gen brachte, ihm gar nicht gram darum geworden bin. Ich wünsche
wirklich und aufrichtig, daß er sich heute hier einfinden mochte, um
ihn auch außer dem Dienste kennen zu lernen.
Einige Stimmen riefen: Jetzt kommen sie! und wirklich traten
der Garnisvnslieutenant, der Adjutant, der Baron und der Jnfan-
terielieutenant ein. Mein Herr bewillkommte sie auf das Freund¬
lichste und aus seinen Wunsch mußten beide Tische heute zusammen¬
gestoßen werden. — Heute, sprach mein Herr, dürfen nicht zwei
Parlamentshäuser hier sein, — heute muß ein Herz und ein Sinn
sein! Nach diesen Worten gab er mir einen Wink, das Gebrachte zu
serviren, welches auch mit Beihilfe eines Freundes von mir, Stark,
alsogleich geschah. So lange als das Souper währte, wollte sich kein inter¬
essantes Gespräch entspinnen, und ich befürchtete schon, daß mein
Herr unbefriedigt und ohne jene Erwartungen erfüllt zu sehen, die
ihm meine Erzählung vom rothen Häuschen eingeflößt haben mochte,
nach Hause kehren müßte. Allein ein günstiger Zufall führte bald
eine lebhafte Discussion herbei. — Einige gemeine Soldaten, welche
sich im Freien postirt hatten, wurden plötzlich durch einen Regen ge¬
zwungen, ihren Standort zu verlassen, und flüchteten sich in jenes
Local, wo die Herren beisammen und durch eine Bedachung vor je¬
dem Unwetter geschützt waren. Dieses respectlose Eindrängen von
Gemeinen in die Gesellschaft der Offiziere schien einige Mitglieder zu
ärgern, und besonders Hauptmann Vitz konnte hierüber seinen Un¬
willen nicht verbergen.
Da die gemeine Mannschaft gerade zu jener Compagnie lind
zu jenem Regimente gehörte. wo der Baron als Fähnrich diente, so
redete ihn Vitz an.
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