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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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Prutz in Bezug auf das Verbot des Moritz von Sachsen: "Viel¬
fältig ist schon von den Täuschungen geschrieben worden, in welche
die Einführung der Tantieme oder des Autorenantheils die Dichter
versetzt habe, ohne zu bedenken, daß die Zeit der Einführung derselben
noch viel zu neu ist, um bereits zu Resultaten gelangen zu können;
theils waren vor Einführung des Autorenantheils mehrere Stücke, die
seitdem gegeben, bereits honorirt worden, so daß der Autorenantheil
bei denselben gar nicht eintrat, theils nahmen mehrere Verfasser, denen
bekanntlich die Wahl überlassen ist, den Autorenantheil nicht an, son¬
dern zogen ein Honorar vor, theils endlich war die Sommerzeit keine
günstige für Theater und neue Stücke. Die Direktion ließ es zum
mindesten nicht an der Aufführung von Originalwerken fehlen, von
denen die Verfasser theils den Autorenantheil gefordert haben, theils
zu fordern berechtigt waren, als: Alter schützt vor Thorheit nicht von
West, der verwunschene Prinz von n. Plötz, Sampiero von Halm,
Mara von Netzer, die letzte weiße Rose von Kuranda, und mein Herr
Onkel von Smidt. Allerdings geht nothwendig aus dem Charakter
des Autorenantheils hervor, und steht deshalb in Frankreich als an¬
erkannt fest, daß nur die Stücke einen bedeutenden und großen Ge¬
winn dem Verfasser bringen, welche häufige Wiederholungen 'erleben.
Dergleichen Wiederholungen werden und müssen in Paris, das eine
größere Bevölkerung, eine Menge von Theatern und das thearerlie-
bendste Publicum hat, viel häusiger statthaben, als in irgend einer
deutschen Hauptstadt, und so wird nie eine der Letzteren den Gewinn
bringen, den Paris gewährt. Auch die Provinz in Frankreich liefert
den Dichtern nur einen kleinen Ertrag. Dem allen nach können al¬
lerdings nur die Stücke, welche häusig wiederholt werden, durch den
Autorenantheil einen bedeutend größeren Gewinn bringen, als solcher
bisher durch die Honorare statt hatte; daß dies bereits auch in Er¬
füllung gegangen, bewährt das kleinere, nur den halben Abend aus¬
füllende Lustspiel: Der verwunschene Prinz von v. Plötz in München,
welches, während dreier nicht günstigen Sommermonate gegeben, in
eilf Vorstellungen einhundert vierundsiebzig Thaler oder dreihundert
Gulden rheinisch circa dem Dichter als Autorenantheil brachte, wäh¬
rend für dasselbe früher circa ein Honorar von sechzig Thaler gezahlt
worden wäre. Es brachte daher das benannte Stück in kurzer Zeit
beinahe das Dreifache, und verspricht noch eine Erndte für die Folge.
Zum Vortheil der Dichter stellen sich daher die Täuschungen, in die
man sie versetzt haben wollte, als völlig unbegründet dar/'

Spontini wird uns unmittelbar nach der Feier des königlichen
Geburtstages wieder verlassen.


Justus.

Prutz in Bezug auf das Verbot des Moritz von Sachsen: „Viel¬
fältig ist schon von den Täuschungen geschrieben worden, in welche
die Einführung der Tantieme oder des Autorenantheils die Dichter
versetzt habe, ohne zu bedenken, daß die Zeit der Einführung derselben
noch viel zu neu ist, um bereits zu Resultaten gelangen zu können;
theils waren vor Einführung des Autorenantheils mehrere Stücke, die
seitdem gegeben, bereits honorirt worden, so daß der Autorenantheil
bei denselben gar nicht eintrat, theils nahmen mehrere Verfasser, denen
bekanntlich die Wahl überlassen ist, den Autorenantheil nicht an, son¬
dern zogen ein Honorar vor, theils endlich war die Sommerzeit keine
günstige für Theater und neue Stücke. Die Direktion ließ es zum
mindesten nicht an der Aufführung von Originalwerken fehlen, von
denen die Verfasser theils den Autorenantheil gefordert haben, theils
zu fordern berechtigt waren, als: Alter schützt vor Thorheit nicht von
West, der verwunschene Prinz von n. Plötz, Sampiero von Halm,
Mara von Netzer, die letzte weiße Rose von Kuranda, und mein Herr
Onkel von Smidt. Allerdings geht nothwendig aus dem Charakter
des Autorenantheils hervor, und steht deshalb in Frankreich als an¬
erkannt fest, daß nur die Stücke einen bedeutenden und großen Ge¬
winn dem Verfasser bringen, welche häufige Wiederholungen 'erleben.
Dergleichen Wiederholungen werden und müssen in Paris, das eine
größere Bevölkerung, eine Menge von Theatern und das thearerlie-
bendste Publicum hat, viel häusiger statthaben, als in irgend einer
deutschen Hauptstadt, und so wird nie eine der Letzteren den Gewinn
bringen, den Paris gewährt. Auch die Provinz in Frankreich liefert
den Dichtern nur einen kleinen Ertrag. Dem allen nach können al¬
lerdings nur die Stücke, welche häusig wiederholt werden, durch den
Autorenantheil einen bedeutend größeren Gewinn bringen, als solcher
bisher durch die Honorare statt hatte; daß dies bereits auch in Er¬
füllung gegangen, bewährt das kleinere, nur den halben Abend aus¬
füllende Lustspiel: Der verwunschene Prinz von v. Plötz in München,
welches, während dreier nicht günstigen Sommermonate gegeben, in
eilf Vorstellungen einhundert vierundsiebzig Thaler oder dreihundert
Gulden rheinisch circa dem Dichter als Autorenantheil brachte, wäh¬
rend für dasselbe früher circa ein Honorar von sechzig Thaler gezahlt
worden wäre. Es brachte daher das benannte Stück in kurzer Zeit
beinahe das Dreifache, und verspricht noch eine Erndte für die Folge.
Zum Vortheil der Dichter stellen sich daher die Täuschungen, in die
man sie versetzt haben wollte, als völlig unbegründet dar/'

Spontini wird uns unmittelbar nach der Feier des königlichen
Geburtstages wieder verlassen.


Justus.
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[0188] Prutz in Bezug auf das Verbot des Moritz von Sachsen: „Viel¬ fältig ist schon von den Täuschungen geschrieben worden, in welche die Einführung der Tantieme oder des Autorenantheils die Dichter versetzt habe, ohne zu bedenken, daß die Zeit der Einführung derselben noch viel zu neu ist, um bereits zu Resultaten gelangen zu können; theils waren vor Einführung des Autorenantheils mehrere Stücke, die seitdem gegeben, bereits honorirt worden, so daß der Autorenantheil bei denselben gar nicht eintrat, theils nahmen mehrere Verfasser, denen bekanntlich die Wahl überlassen ist, den Autorenantheil nicht an, son¬ dern zogen ein Honorar vor, theils endlich war die Sommerzeit keine günstige für Theater und neue Stücke. Die Direktion ließ es zum mindesten nicht an der Aufführung von Originalwerken fehlen, von denen die Verfasser theils den Autorenantheil gefordert haben, theils zu fordern berechtigt waren, als: Alter schützt vor Thorheit nicht von West, der verwunschene Prinz von n. Plötz, Sampiero von Halm, Mara von Netzer, die letzte weiße Rose von Kuranda, und mein Herr Onkel von Smidt. Allerdings geht nothwendig aus dem Charakter des Autorenantheils hervor, und steht deshalb in Frankreich als an¬ erkannt fest, daß nur die Stücke einen bedeutenden und großen Ge¬ winn dem Verfasser bringen, welche häufige Wiederholungen 'erleben. Dergleichen Wiederholungen werden und müssen in Paris, das eine größere Bevölkerung, eine Menge von Theatern und das thearerlie- bendste Publicum hat, viel häusiger statthaben, als in irgend einer deutschen Hauptstadt, und so wird nie eine der Letzteren den Gewinn bringen, den Paris gewährt. Auch die Provinz in Frankreich liefert den Dichtern nur einen kleinen Ertrag. Dem allen nach können al¬ lerdings nur die Stücke, welche häusig wiederholt werden, durch den Autorenantheil einen bedeutend größeren Gewinn bringen, als solcher bisher durch die Honorare statt hatte; daß dies bereits auch in Er¬ füllung gegangen, bewährt das kleinere, nur den halben Abend aus¬ füllende Lustspiel: Der verwunschene Prinz von v. Plötz in München, welches, während dreier nicht günstigen Sommermonate gegeben, in eilf Vorstellungen einhundert vierundsiebzig Thaler oder dreihundert Gulden rheinisch circa dem Dichter als Autorenantheil brachte, wäh¬ rend für dasselbe früher circa ein Honorar von sechzig Thaler gezahlt worden wäre. Es brachte daher das benannte Stück in kurzer Zeit beinahe das Dreifache, und verspricht noch eine Erndte für die Folge. Zum Vortheil der Dichter stellen sich daher die Täuschungen, in die man sie versetzt haben wollte, als völlig unbegründet dar/' Spontini wird uns unmittelbar nach der Feier des königlichen Geburtstages wieder verlassen. Justus.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/188>, abgerufen am 05.12.2024.