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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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noble und großmüthig, als sie capriciös und aufbrausend sein
kann. Nur männliche Beschäftigungen, Studien und Vergnügungen
vermögen sie zu fesseln. Sie ist reich an Kenntnissen in den mei¬
sten positiven Wissenschaften, wenn diese gleich auch nicht immer sehr
geordnet sind. Sie spricht und liest Französisch, Englisch, Deutsch,
Italienisch; reitet, fährt, jagt, ficht und schießt, aber wie man einen
Saum macheu muß, dürften Sie sie vergebens fragen. Beständige
Bewegung ist ihre zweite Natur geworden. Ein merkwürdiges
"mixtum cnmp<i8i""in!" rufen Sie aus, und ich gebe Ihnen Recht,
es ist ein Mann-Weib, dem das eigne Geschlecht zuwider ist, ohne
daß jedoch auch das männliche sich ihrer besondern Vorliebe rühmen
dürfte! Wenigstens was Galanterie und deren Auswüchse betrifft,
so sind ihr die im höchsten Grade verächtlich und vermag Niemand
in dieser Hinsicht sie auch nur des leisesten Makels zu zeihen. Wie
liebenswürdig und voll Aufmerksamkeit sie übrigens als Wirthin sein
kann, davon habe ich während meines achttägigen Besuchs bei ihr
selbst die wohlthuendsten Proben erhalten.

Villa-Elisa findet sich noch auf keiner Karte, denn sie ist die
erst seit vier Jahren begonnene Schöpfung der Prinzessin, die vor¬
dem "me weit schönere Besitzung am Gebirge bewohnte, welche sie
an den Herzog von Blacas verkauft hat. Villa-Elisa hieß sonst
"die ^"um-nnlu, tu 8t. Mcolu" und war ein altes Tempelherrn¬
gut, ein unbedeutendes modernes Wohnhaus, ziemlich verwilderte
Wiesen, Felder und Weinpflanzungen, -- so erkaufte es die Prin¬
zessin von einem Privatmann und fing an dicht ueben dem großen
und schönen Eigenthum ihres Vaters sich anzusiedeln, denn nur eine
Viertelstunde von Villa-Elisa entfernt liegt Villa-Vicentina, ein Kirch¬
dorf, das auf Specialkarten zu finden ist, woselbst Elisa Napoleon
gebaut und gepflanzt hat und auch begraben liegt.

Der dortige Park, an welchen sich jetzt der neue junge, von der
Prinzessin erschaffene anschließt und welcher im Vereine mit diesem
einen sehr bedeutenden Umfang einnehmen wird, hat, bereits seit 30
Jahren herangewachsen, sehr schöne große Bäume, unter denen ge¬
jagt und gefischt wird, denn auch ein lieblicher Bach, die Mondina,
zieht seinen silbernen Streifen durch das frische Grün hin. Bedeu¬
tende Wirthschaftsgebällde umgeben daselbst ein Schloß, welches öde


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noble und großmüthig, als sie capriciös und aufbrausend sein
kann. Nur männliche Beschäftigungen, Studien und Vergnügungen
vermögen sie zu fesseln. Sie ist reich an Kenntnissen in den mei¬
sten positiven Wissenschaften, wenn diese gleich auch nicht immer sehr
geordnet sind. Sie spricht und liest Französisch, Englisch, Deutsch,
Italienisch; reitet, fährt, jagt, ficht und schießt, aber wie man einen
Saum macheu muß, dürften Sie sie vergebens fragen. Beständige
Bewegung ist ihre zweite Natur geworden. Ein merkwürdiges
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es ist ein Mann-Weib, dem das eigne Geschlecht zuwider ist, ohne
daß jedoch auch das männliche sich ihrer besondern Vorliebe rühmen
dürfte! Wenigstens was Galanterie und deren Auswüchse betrifft,
so sind ihr die im höchsten Grade verächtlich und vermag Niemand
in dieser Hinsicht sie auch nur des leisesten Makels zu zeihen. Wie
liebenswürdig und voll Aufmerksamkeit sie übrigens als Wirthin sein
kann, davon habe ich während meines achttägigen Besuchs bei ihr
selbst die wohlthuendsten Proben erhalten.

Villa-Elisa findet sich noch auf keiner Karte, denn sie ist die
erst seit vier Jahren begonnene Schöpfung der Prinzessin, die vor¬
dem «me weit schönere Besitzung am Gebirge bewohnte, welche sie
an den Herzog von Blacas verkauft hat. Villa-Elisa hieß sonst
„die ^«um-nnlu, tu 8t. Mcolu" und war ein altes Tempelherrn¬
gut, ein unbedeutendes modernes Wohnhaus, ziemlich verwilderte
Wiesen, Felder und Weinpflanzungen, — so erkaufte es die Prin¬
zessin von einem Privatmann und fing an dicht ueben dem großen
und schönen Eigenthum ihres Vaters sich anzusiedeln, denn nur eine
Viertelstunde von Villa-Elisa entfernt liegt Villa-Vicentina, ein Kirch¬
dorf, das auf Specialkarten zu finden ist, woselbst Elisa Napoleon
gebaut und gepflanzt hat und auch begraben liegt.

Der dortige Park, an welchen sich jetzt der neue junge, von der
Prinzessin erschaffene anschließt und welcher im Vereine mit diesem
einen sehr bedeutenden Umfang einnehmen wird, hat, bereits seit 30
Jahren herangewachsen, sehr schöne große Bäume, unter denen ge¬
jagt und gefischt wird, denn auch ein lieblicher Bach, die Mondina,
zieht seinen silbernen Streifen durch das frische Grün hin. Bedeu¬
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/83>, abgerufen am 23.07.2024.