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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs.
Herausgegeben von
Stephan Thurm.



IX.
Die Frau Posto-Commandantin schildert den Garnisons-Lieutenant als einen
gefährlichen Menschen. *)

Dieser Lieutenant, den Sie nun persönlich kennen, hub die Frau
Postocommandantin an, hat mir anfangs den Hof gemacht, und ich
gestehe Ihnen, ich habe an ihm viel Vergnügen gefunden. Er spricht
mehrere Sprachen und ist immer gut aufgelegt,--voll Schelmerei und
guter Einfälle. Mein Pauli selbst hat ihn anfangs recht gut leiden
können, obschon er nicht immer, wie die anderen Offiziere, mit gro¬
ßer Achtung mit ihm zu sprechen pflegte. Das wäre noch hin¬
gegangen; allein dieser Lieutenant hat sich in kurzer Zeit angemaßt,
in unser Commando einzugreifen. Mein Pauli, wie Sie wissen, ist
schwach und gut, und hat sich mehrere Eingriffe in seine Rechte von
ihm gefallen lassen, und ich schwieg auch dazu; weil ich immer glaubte,
daß der Lieutenant es auf ein ernsteres Verhältniß zwischen uns bei¬
den abgesehen hatte. Ich habe mich jedoch sehr in ihm getäuscht.
Während er mir scheinbar den Hof machte, stattete ihm eine Muni-
tionärstochter täglich Visiten ab, und ich erfuhr durch seinen Privat¬
diener, daß diese Person, die zwar jung und hübsch ist, seine ganze
Neigung gewonnen hatte. Sie können sich leicht denken, daß mir
diese Nachricht nicht gleichgiltig bleiben konnte. Ich habe mir vor¬
genommen, mich an ihm zu rächen und heuchelte gegen ihn durch



Siehe Grenzboten Nro. II.
Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs.
Herausgegeben von
Stephan Thurm.



IX.
Die Frau Posto-Commandantin schildert den Garnisons-Lieutenant als einen
gefährlichen Menschen. *)

Dieser Lieutenant, den Sie nun persönlich kennen, hub die Frau
Postocommandantin an, hat mir anfangs den Hof gemacht, und ich
gestehe Ihnen, ich habe an ihm viel Vergnügen gefunden. Er spricht
mehrere Sprachen und ist immer gut aufgelegt,—voll Schelmerei und
guter Einfälle. Mein Pauli selbst hat ihn anfangs recht gut leiden
können, obschon er nicht immer, wie die anderen Offiziere, mit gro¬
ßer Achtung mit ihm zu sprechen pflegte. Das wäre noch hin¬
gegangen; allein dieser Lieutenant hat sich in kurzer Zeit angemaßt,
in unser Commando einzugreifen. Mein Pauli, wie Sie wissen, ist
schwach und gut, und hat sich mehrere Eingriffe in seine Rechte von
ihm gefallen lassen, und ich schwieg auch dazu; weil ich immer glaubte,
daß der Lieutenant es auf ein ernsteres Verhältniß zwischen uns bei¬
den abgesehen hatte. Ich habe mich jedoch sehr in ihm getäuscht.
Während er mir scheinbar den Hof machte, stattete ihm eine Muni-
tionärstochter täglich Visiten ab, und ich erfuhr durch seinen Privat¬
diener, daß diese Person, die zwar jung und hübsch ist, seine ganze
Neigung gewonnen hatte. Sie können sich leicht denken, daß mir
diese Nachricht nicht gleichgiltig bleiben konnte. Ich habe mir vor¬
genommen, mich an ihm zu rächen und heuchelte gegen ihn durch



Siehe Grenzboten Nro. II.
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[0600] Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs. Herausgegeben von Stephan Thurm. IX. Die Frau Posto-Commandantin schildert den Garnisons-Lieutenant als einen gefährlichen Menschen. *) Dieser Lieutenant, den Sie nun persönlich kennen, hub die Frau Postocommandantin an, hat mir anfangs den Hof gemacht, und ich gestehe Ihnen, ich habe an ihm viel Vergnügen gefunden. Er spricht mehrere Sprachen und ist immer gut aufgelegt,—voll Schelmerei und guter Einfälle. Mein Pauli selbst hat ihn anfangs recht gut leiden können, obschon er nicht immer, wie die anderen Offiziere, mit gro¬ ßer Achtung mit ihm zu sprechen pflegte. Das wäre noch hin¬ gegangen; allein dieser Lieutenant hat sich in kurzer Zeit angemaßt, in unser Commando einzugreifen. Mein Pauli, wie Sie wissen, ist schwach und gut, und hat sich mehrere Eingriffe in seine Rechte von ihm gefallen lassen, und ich schwieg auch dazu; weil ich immer glaubte, daß der Lieutenant es auf ein ernsteres Verhältniß zwischen uns bei¬ den abgesehen hatte. Ich habe mich jedoch sehr in ihm getäuscht. Während er mir scheinbar den Hof machte, stattete ihm eine Muni- tionärstochter täglich Visiten ab, und ich erfuhr durch seinen Privat¬ diener, daß diese Person, die zwar jung und hübsch ist, seine ganze Neigung gewonnen hatte. Sie können sich leicht denken, daß mir diese Nachricht nicht gleichgiltig bleiben konnte. Ich habe mir vor¬ genommen, mich an ihm zu rächen und heuchelte gegen ihn durch Siehe Grenzboten Nro. II.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/600>, abgerufen am 22.12.2024.