Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs. Herausgegeben von Stephan Thurm. VII Die Visitation. Eine soldatische Reise-Novelle. Ich werde mich bemühen, eine Visitationsreise, die ich mit ei¬ Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs. Herausgegeben von Stephan Thurm. VII Die Visitation. Eine soldatische Reise-Novelle. Ich werde mich bemühen, eine Visitationsreise, die ich mit ei¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0501" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181060"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs.<lb/><note type="byline"> Herausgegeben von<lb/> Stephan Thurm.</note></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> VII<lb/> Die Visitation.</head><lb/> <div n="3"> <head> Eine soldatische Reise-Novelle.</head><lb/> <p xml:id="ID_1181" next="#ID_1182"> Ich werde mich bemühen, eine Visitationsreise, die ich mit ei¬<lb/> nem Districtöcommcmdanten als dessen Bedienter mitmachte, zu be¬<lb/> schreiben. Er war ein Sechziger und in kleinen Dingen ein großer<lb/> Mann, guter scribere und ein sehr langweiliger Redner, der über¬<lb/> dies die eine Hälfte der Worte verschluckte und die andere lispelnd,<lb/> wie eine Wöchnerin, herausstotterte. Uebrigens war er ein genialer,<lb/> erfinderischer Kops, und wenn ich nicht irre, so hat er die wohlthä¬<lb/> tige Bedachung der im Freien aufgestellten Lafettirungen erfunden,<lb/> dem Staate vorgeschlagen und auch durchgesetzt. Er hat nämlich<lb/> durch scharfe und vieljährige Beobachtungen herausgebracht, daß<lb/> die im Freien aufgestellten Geschütz-Lafettirungen, Pöllerschlei-<lb/> Pfen und Bettungen durch den häusigen Regen naß werden und<lb/> verfaulen, und daher während ihrer zwanzigjährigen Dienstzeit höch¬<lb/> stens zwei- oder dreimal auf dem Papier cassirt werden können und<lb/> dann wirklich als unbrauchbar zusammengeschlagen werden müssen.<lb/> Um diesem Uebelstande vorzubeugen und um diesen Lafetten eine län¬<lb/> gere Lebensdauer auszumitteln, hat derselbe für diese Geschützgestelle<lb/> einen bretternen Ueberzug, der gelb und schwarz angestrichen wird/<lb/> ersonnen, der während der Dauer des Schützlings höchstens dreimal<lb/> erneuert werden muß, und durch diese dreimalige Erneuerung nicht</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0501]
Aufzeichnungen eines österreichischen Militärs.
Herausgegeben von
Stephan Thurm.
VII
Die Visitation.
Eine soldatische Reise-Novelle.
Ich werde mich bemühen, eine Visitationsreise, die ich mit ei¬
nem Districtöcommcmdanten als dessen Bedienter mitmachte, zu be¬
schreiben. Er war ein Sechziger und in kleinen Dingen ein großer
Mann, guter scribere und ein sehr langweiliger Redner, der über¬
dies die eine Hälfte der Worte verschluckte und die andere lispelnd,
wie eine Wöchnerin, herausstotterte. Uebrigens war er ein genialer,
erfinderischer Kops, und wenn ich nicht irre, so hat er die wohlthä¬
tige Bedachung der im Freien aufgestellten Lafettirungen erfunden,
dem Staate vorgeschlagen und auch durchgesetzt. Er hat nämlich
durch scharfe und vieljährige Beobachtungen herausgebracht, daß
die im Freien aufgestellten Geschütz-Lafettirungen, Pöllerschlei-
Pfen und Bettungen durch den häusigen Regen naß werden und
verfaulen, und daher während ihrer zwanzigjährigen Dienstzeit höch¬
stens zwei- oder dreimal auf dem Papier cassirt werden können und
dann wirklich als unbrauchbar zusammengeschlagen werden müssen.
Um diesem Uebelstande vorzubeugen und um diesen Lafetten eine län¬
gere Lebensdauer auszumitteln, hat derselbe für diese Geschützgestelle
einen bretternen Ueberzug, der gelb und schwarz angestrichen wird/
ersonnen, der während der Dauer des Schützlings höchstens dreimal
erneuert werden muß, und durch diese dreimalige Erneuerung nicht
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