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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Herren das Unternehmen auf. Benarv, der Gymnasiallehrer und. da¬
bei Privatdocent an der Universität ist, bewarb sich nachher beim Mi¬
nisterium um eine Anstellung oder Beschäftigung, da er durch das
Scheitern jenes Unternehmens auch in materieller Hinsicht Schaden
litt. Dabei gab er jedoch seinen Widerspruch gegen die höheren
Staatsgründe, aus denen die Zeitschrift nicht concessionirt wurde, kei¬
neswegs auf und vereinigte sich auch spater mit seinen Collegen zu
einem nochmaligen Gesuch um die verweigerte Concession. Aus jener
Bewerbung um eine wissenschaftliche Beschäftigung, aus materiellen
Rücksichten wollte man nun Hrn, Benarv von mehren Seiten einen Vorwurf
machen, wir glauben, mit Unrecht. Die Erklärung Bmary's scheint uns
vollkommen genügend. Im Ganzen geht aber aus dem ganzen Handel
wieder hervor, wie windig es mit der sogenannten wissenschaftlichen
Freiheit in Berlin steht und von jeher gestanden hat. Es ist stets
nur eine vorgeschriebene commandirte Freiheit, eine ministerielle Phi¬
losophie, heiße sie Schellingisch oder Hegelisch. Das Ministerium ist
das Stabscommando, die Professoren sind die Offiziere der Wissen¬
schaft. Wehe dem, der gegen die Parole des Tages . . . denkt.
Wir sind nur neugierig, welche Philosophie, nach der Schelling's, vom
Generalcommando eingeschärft werden wird.

-- Nach dem neuen preußischen Duellgesetz wohnen die Ehren¬
richter dem Zweikampf bei und lassen die beiden Gegner gleich nach
dessen Beendigung festnehmen. Die Ehrenrichter sind also halbe
Gensdarmen; wer wird die zu Zeugen einladen?

-- Die Hoheitsfrage ist der friedlichen Lösung um einen schrie
naher gerückt, indem der deutsche Bund den Herzogen von Nassau
und Braunschweig den Titel: "Herzogliche Hoheit" zugestanden hat.
Es gibt aber noch andere Herzoge, und -- werden nicht auch, der
Ausgleichung wegen, die Könige avanciren wollen?







Bei-Jag, von Fr. Ludw. Herbig. -- Redacteur I. Kuranda.
Druck "c-n Friedrich Zlndrä.

Herren das Unternehmen auf. Benarv, der Gymnasiallehrer und. da¬
bei Privatdocent an der Universität ist, bewarb sich nachher beim Mi¬
nisterium um eine Anstellung oder Beschäftigung, da er durch das
Scheitern jenes Unternehmens auch in materieller Hinsicht Schaden
litt. Dabei gab er jedoch seinen Widerspruch gegen die höheren
Staatsgründe, aus denen die Zeitschrift nicht concessionirt wurde, kei¬
neswegs auf und vereinigte sich auch spater mit seinen Collegen zu
einem nochmaligen Gesuch um die verweigerte Concession. Aus jener
Bewerbung um eine wissenschaftliche Beschäftigung, aus materiellen
Rücksichten wollte man nun Hrn, Benarv von mehren Seiten einen Vorwurf
machen, wir glauben, mit Unrecht. Die Erklärung Bmary's scheint uns
vollkommen genügend. Im Ganzen geht aber aus dem ganzen Handel
wieder hervor, wie windig es mit der sogenannten wissenschaftlichen
Freiheit in Berlin steht und von jeher gestanden hat. Es ist stets
nur eine vorgeschriebene commandirte Freiheit, eine ministerielle Phi¬
losophie, heiße sie Schellingisch oder Hegelisch. Das Ministerium ist
das Stabscommando, die Professoren sind die Offiziere der Wissen¬
schaft. Wehe dem, der gegen die Parole des Tages . . . denkt.
Wir sind nur neugierig, welche Philosophie, nach der Schelling's, vom
Generalcommando eingeschärft werden wird.

— Nach dem neuen preußischen Duellgesetz wohnen die Ehren¬
richter dem Zweikampf bei und lassen die beiden Gegner gleich nach
dessen Beendigung festnehmen. Die Ehrenrichter sind also halbe
Gensdarmen; wer wird die zu Zeugen einladen?

— Die Hoheitsfrage ist der friedlichen Lösung um einen schrie
naher gerückt, indem der deutsche Bund den Herzogen von Nassau
und Braunschweig den Titel: „Herzogliche Hoheit" zugestanden hat.
Es gibt aber noch andere Herzoge, und — werden nicht auch, der
Ausgleichung wegen, die Könige avanciren wollen?







Bei-Jag, von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda.
Druck »c-n Friedrich Zlndrä.
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[0488] Herren das Unternehmen auf. Benarv, der Gymnasiallehrer und. da¬ bei Privatdocent an der Universität ist, bewarb sich nachher beim Mi¬ nisterium um eine Anstellung oder Beschäftigung, da er durch das Scheitern jenes Unternehmens auch in materieller Hinsicht Schaden litt. Dabei gab er jedoch seinen Widerspruch gegen die höheren Staatsgründe, aus denen die Zeitschrift nicht concessionirt wurde, kei¬ neswegs auf und vereinigte sich auch spater mit seinen Collegen zu einem nochmaligen Gesuch um die verweigerte Concession. Aus jener Bewerbung um eine wissenschaftliche Beschäftigung, aus materiellen Rücksichten wollte man nun Hrn, Benarv von mehren Seiten einen Vorwurf machen, wir glauben, mit Unrecht. Die Erklärung Bmary's scheint uns vollkommen genügend. Im Ganzen geht aber aus dem ganzen Handel wieder hervor, wie windig es mit der sogenannten wissenschaftlichen Freiheit in Berlin steht und von jeher gestanden hat. Es ist stets nur eine vorgeschriebene commandirte Freiheit, eine ministerielle Phi¬ losophie, heiße sie Schellingisch oder Hegelisch. Das Ministerium ist das Stabscommando, die Professoren sind die Offiziere der Wissen¬ schaft. Wehe dem, der gegen die Parole des Tages . . . denkt. Wir sind nur neugierig, welche Philosophie, nach der Schelling's, vom Generalcommando eingeschärft werden wird. — Nach dem neuen preußischen Duellgesetz wohnen die Ehren¬ richter dem Zweikampf bei und lassen die beiden Gegner gleich nach dessen Beendigung festnehmen. Die Ehrenrichter sind also halbe Gensdarmen; wer wird die zu Zeugen einladen? — Die Hoheitsfrage ist der friedlichen Lösung um einen schrie naher gerückt, indem der deutsche Bund den Herzogen von Nassau und Braunschweig den Titel: „Herzogliche Hoheit" zugestanden hat. Es gibt aber noch andere Herzoge, und — werden nicht auch, der Ausgleichung wegen, die Könige avanciren wollen? Bei-Jag, von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I. Kuranda. Druck »c-n Friedrich Zlndrä.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/488>, abgerufen am 22.12.2024.