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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Daß nun nach solchen höchst glücklichen Antecedentien zur Voll¬
führung der großartigen Entschließung, ein umfassendes Eisenbahn¬
netz auf Staatskosten zu errichten, eine weitere Serie jener fünfpro-
centigcn Anleihe, jedoch zu günstigeren Bedingungen, emittirt wurde,
kann kaum mehr besonders befremden. Wohl möglich, daß man
jetzt anstatt zu vier und dreiviertel Procent zu vier und ein halb
Procent, ja vielleicht zu vier und ein viertel Procent hätte
Geld ausnehmen können. Allein die Weisheit der aufgestellten Grund¬
sätze hatte sich zu sehr bewährt und die Dringlichkeit, sich die Aus¬
führung des großen Zweckes ohtie Verrückung der sonstigen Verhält¬
nisse zu sichern, zeigte sich zu überwiegend, um eines möglichen
geringen Vortheils wegen so hochwichtige Interessen im Mindesten
blos zu stellen. Seit Jahren erhalten sich die sünfprocentigen Me-
talliaueö aus dem Standpunkt von einhundert und eilf, und selbst
stärkere Oscillationen am politischen Chronometer vermögen diesen
Zeiger der Börsenuhr nicht im Geringsten zu verrücken. Die vier-
procentigm Metalliques aber, auf welche der Tilgungsfond mit leich¬
ter Müh und geringem Aufwand einwirkt, stehen fortwährend über hundert.

Vor Kurzem hat Nußland ein neues Anlehen abgeschlossen, und
allerdings hiefür nur vierprocentige Schuldverschreibungen emittirt, dage¬
gen ward dasselbe mit circa achtundachtzig abgeschlossen (wodurch das
aufgenommene Geld sich ebenfalls auf vier und ein halb Procent stellt);
nun aber sind jene Papiere nicht zu neunzig, also um zehn Procent
schlechter, als die österreichischen vierprocentigen, unter die Leute zu
bringen. -- Der weitere Commentar ergibt sich sonach von selbst.

So wenig es meine Absicht sein kann, in die unter gegenwärti¬
ger Finanzverwaltung eingeschlagenen Maßregeln einzugehen, so kann
ich doch nicht umhin, zu bemerken, wie bei dem in Rede stehenden
Aufsatz noch ein höchst wichtiger Moment mit Stillschweigen über¬
gangen wurde, nämlich die den Besitzern der Mailänder Eisenbahn-
actien eingeräumte Alternative, zwei Jahre nach Vollendung dieser
Unternehmung nach eigenem Entscheid deren Kostenbetrag in vierpro¬
centigen Metalliquesobligationen beheben zu können, oder nicht, was
demnach einervierprocentigenZinsengarantie durch zwei Jahr gleichkommt.
Diese Entschließung ist um so mehr zu würdigen, als Hr. v. Kübeck sich
den dringendsten Sollicitationen der mächtigsten Häuser hinsichtlich


Daß nun nach solchen höchst glücklichen Antecedentien zur Voll¬
führung der großartigen Entschließung, ein umfassendes Eisenbahn¬
netz auf Staatskosten zu errichten, eine weitere Serie jener fünfpro-
centigcn Anleihe, jedoch zu günstigeren Bedingungen, emittirt wurde,
kann kaum mehr besonders befremden. Wohl möglich, daß man
jetzt anstatt zu vier und dreiviertel Procent zu vier und ein halb
Procent, ja vielleicht zu vier und ein viertel Procent hätte
Geld ausnehmen können. Allein die Weisheit der aufgestellten Grund¬
sätze hatte sich zu sehr bewährt und die Dringlichkeit, sich die Aus¬
führung des großen Zweckes ohtie Verrückung der sonstigen Verhält¬
nisse zu sichern, zeigte sich zu überwiegend, um eines möglichen
geringen Vortheils wegen so hochwichtige Interessen im Mindesten
blos zu stellen. Seit Jahren erhalten sich die sünfprocentigen Me-
talliaueö aus dem Standpunkt von einhundert und eilf, und selbst
stärkere Oscillationen am politischen Chronometer vermögen diesen
Zeiger der Börsenuhr nicht im Geringsten zu verrücken. Die vier-
procentigm Metalliques aber, auf welche der Tilgungsfond mit leich¬
ter Müh und geringem Aufwand einwirkt, stehen fortwährend über hundert.

Vor Kurzem hat Nußland ein neues Anlehen abgeschlossen, und
allerdings hiefür nur vierprocentige Schuldverschreibungen emittirt, dage¬
gen ward dasselbe mit circa achtundachtzig abgeschlossen (wodurch das
aufgenommene Geld sich ebenfalls auf vier und ein halb Procent stellt);
nun aber sind jene Papiere nicht zu neunzig, also um zehn Procent
schlechter, als die österreichischen vierprocentigen, unter die Leute zu
bringen. — Der weitere Commentar ergibt sich sonach von selbst.

So wenig es meine Absicht sein kann, in die unter gegenwärti¬
ger Finanzverwaltung eingeschlagenen Maßregeln einzugehen, so kann
ich doch nicht umhin, zu bemerken, wie bei dem in Rede stehenden
Aufsatz noch ein höchst wichtiger Moment mit Stillschweigen über¬
gangen wurde, nämlich die den Besitzern der Mailänder Eisenbahn-
actien eingeräumte Alternative, zwei Jahre nach Vollendung dieser
Unternehmung nach eigenem Entscheid deren Kostenbetrag in vierpro¬
centigen Metalliquesobligationen beheben zu können, oder nicht, was
demnach einervierprocentigenZinsengarantie durch zwei Jahr gleichkommt.
Diese Entschließung ist um so mehr zu würdigen, als Hr. v. Kübeck sich
den dringendsten Sollicitationen der mächtigsten Häuser hinsichtlich


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[0422] Daß nun nach solchen höchst glücklichen Antecedentien zur Voll¬ führung der großartigen Entschließung, ein umfassendes Eisenbahn¬ netz auf Staatskosten zu errichten, eine weitere Serie jener fünfpro- centigcn Anleihe, jedoch zu günstigeren Bedingungen, emittirt wurde, kann kaum mehr besonders befremden. Wohl möglich, daß man jetzt anstatt zu vier und dreiviertel Procent zu vier und ein halb Procent, ja vielleicht zu vier und ein viertel Procent hätte Geld ausnehmen können. Allein die Weisheit der aufgestellten Grund¬ sätze hatte sich zu sehr bewährt und die Dringlichkeit, sich die Aus¬ führung des großen Zweckes ohtie Verrückung der sonstigen Verhält¬ nisse zu sichern, zeigte sich zu überwiegend, um eines möglichen geringen Vortheils wegen so hochwichtige Interessen im Mindesten blos zu stellen. Seit Jahren erhalten sich die sünfprocentigen Me- talliaueö aus dem Standpunkt von einhundert und eilf, und selbst stärkere Oscillationen am politischen Chronometer vermögen diesen Zeiger der Börsenuhr nicht im Geringsten zu verrücken. Die vier- procentigm Metalliques aber, auf welche der Tilgungsfond mit leich¬ ter Müh und geringem Aufwand einwirkt, stehen fortwährend über hundert. Vor Kurzem hat Nußland ein neues Anlehen abgeschlossen, und allerdings hiefür nur vierprocentige Schuldverschreibungen emittirt, dage¬ gen ward dasselbe mit circa achtundachtzig abgeschlossen (wodurch das aufgenommene Geld sich ebenfalls auf vier und ein halb Procent stellt); nun aber sind jene Papiere nicht zu neunzig, also um zehn Procent schlechter, als die österreichischen vierprocentigen, unter die Leute zu bringen. — Der weitere Commentar ergibt sich sonach von selbst. So wenig es meine Absicht sein kann, in die unter gegenwärti¬ ger Finanzverwaltung eingeschlagenen Maßregeln einzugehen, so kann ich doch nicht umhin, zu bemerken, wie bei dem in Rede stehenden Aufsatz noch ein höchst wichtiger Moment mit Stillschweigen über¬ gangen wurde, nämlich die den Besitzern der Mailänder Eisenbahn- actien eingeräumte Alternative, zwei Jahre nach Vollendung dieser Unternehmung nach eigenem Entscheid deren Kostenbetrag in vierpro¬ centigen Metalliquesobligationen beheben zu können, oder nicht, was demnach einervierprocentigenZinsengarantie durch zwei Jahr gleichkommt. Diese Entschließung ist um so mehr zu würdigen, als Hr. v. Kübeck sich den dringendsten Sollicitationen der mächtigsten Häuser hinsichtlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/422>, abgerufen am 23.07.2024.