Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.KS Auskneten; er wurde nach einander Oberstlieutenant bei den Hu¬ Er hat uns mit der ihm eigenen Lebendigkeit selbst seine ersten Die bedrängte Lage seiner Mutter nöthigte ihn bald, selbst auf KS Auskneten; er wurde nach einander Oberstlieutenant bei den Hu¬ Er hat uns mit der ihm eigenen Lebendigkeit selbst seine ersten Die bedrängte Lage seiner Mutter nöthigte ihn bald, selbst auf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0277" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180836"/> <p xml:id="ID_655" prev="#ID_654"> KS Auskneten; er wurde nach einander Oberstlieutenant bei den Hu¬<lb/> saren, Brigadegeneral und 1793 Divisionsgeneral. Er war Ober¬<lb/> befehlshaber der Alpenarmee und zeichnete sich in Italien und im<lb/> ägyptischen Feldzuge aus. Auf einer wegen Krankheit nöthigen Rück¬<lb/> reise nach Frankreich in Gesellschaft mit dem berühmten Geologen<lb/> Dolomieu zwangen Stürme das Schiff, sich in den Hafen von Ta-<lb/> rent zu flüchten. Die neapolitanische Regierung warf hier den Ge¬<lb/> neral in's Gefängniß, wo während seiner zweijährigen Gefangenschaft<lb/> seine Wunden unheilbar wurden; nach seiner Freilassung mußte<lb/> er aus der Armee treten und zog sich in die kleine Stadt Villers-<lb/> Cotterets zurück, wo er nach langem Siechthum 1807 arm, ehrlich<lb/> und von der ganzen Armee wegen seines edlen Charakters und ritter¬<lb/> lichen Muthes bedauert starb. In dieser kleinen Stadt Villers-Cotte-<lb/> rets wurde am 24. Juli 1803 Alexander Dumas geboren.</p><lb/> <p xml:id="ID_656"> Er hat uns mit der ihm eigenen Lebendigkeit selbst seine ersten<lb/> Lebensjahre erzählt. Seine Erziehung wurde sehr vernachlässigt; seine<lb/> Mutter, die ihn leidenschaftlich liebte, und deren einzige Hoffnung er<lb/> war, denn sie besaß kein Vermögen und hatte nur diesen Sohn und<lb/> zwei Töchter, wollte sich nie von ihm trennen. Der Pfarrer der klei¬<lb/> nen Stadt brachte ihm einige lateinische Brocken bei und lehrte ihn<lb/> französische I)vnd8.nach machen. In der Arithmetik bemühten sich<lb/> nach einander drei Schullehrer vergeblich, ihm die vier Species bei¬<lb/> zubringen. Dafür, fügt der Erzähler hinzu, besaß ich alle Vortheile<lb/> einer Erziehung in der Provinz, das heißt, ich ritt jedes Pferd, ging<lb/> zwölf Lieues zu Fuß, um auf einem Balle zu tanzen, konnte gleich<lb/> geschickt mit dem Degen und der Pistole umgehen, spielte Ball in<lb/> Se. George, und fehlte auf dreißig Schritte sehr selten einen Hasen<lb/> oder ein Rebhuhn.</p><lb/> <p xml:id="ID_657" next="#ID_658"> Die bedrängte Lage seiner Mutter nöthigte ihn bald, selbst auf<lb/> sein Fortkommen zu denken, und er ging ohne Zögern mit dreiund¬<lb/> fünfzig Francs in der Tasche nach Paris, um dort die Unterstützung<lb/> der Freunde seines Vaters, des Herzogs von Belluno, der damals<lb/> Kriegsminister war, des Generals Sebastiani, Jourdan u. s. w. nach¬<lb/> zusuchen. Der junge Abenteurer aus VillerS-Cotterets stieg in einem<lb/> bescheidenen Gasthaus in der Straße Se. Germain l'Aurerrois ab,<lb/> überzeugt, wie er erzählt, daß die ganze Welt ein Garten voll gol¬<lb/> dener Blumen sei, und daß alle Thüren sich vor ihm öffnen würden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0277]
KS Auskneten; er wurde nach einander Oberstlieutenant bei den Hu¬
saren, Brigadegeneral und 1793 Divisionsgeneral. Er war Ober¬
befehlshaber der Alpenarmee und zeichnete sich in Italien und im
ägyptischen Feldzuge aus. Auf einer wegen Krankheit nöthigen Rück¬
reise nach Frankreich in Gesellschaft mit dem berühmten Geologen
Dolomieu zwangen Stürme das Schiff, sich in den Hafen von Ta-
rent zu flüchten. Die neapolitanische Regierung warf hier den Ge¬
neral in's Gefängniß, wo während seiner zweijährigen Gefangenschaft
seine Wunden unheilbar wurden; nach seiner Freilassung mußte
er aus der Armee treten und zog sich in die kleine Stadt Villers-
Cotterets zurück, wo er nach langem Siechthum 1807 arm, ehrlich
und von der ganzen Armee wegen seines edlen Charakters und ritter¬
lichen Muthes bedauert starb. In dieser kleinen Stadt Villers-Cotte-
rets wurde am 24. Juli 1803 Alexander Dumas geboren.
Er hat uns mit der ihm eigenen Lebendigkeit selbst seine ersten
Lebensjahre erzählt. Seine Erziehung wurde sehr vernachlässigt; seine
Mutter, die ihn leidenschaftlich liebte, und deren einzige Hoffnung er
war, denn sie besaß kein Vermögen und hatte nur diesen Sohn und
zwei Töchter, wollte sich nie von ihm trennen. Der Pfarrer der klei¬
nen Stadt brachte ihm einige lateinische Brocken bei und lehrte ihn
französische I)vnd8.nach machen. In der Arithmetik bemühten sich
nach einander drei Schullehrer vergeblich, ihm die vier Species bei¬
zubringen. Dafür, fügt der Erzähler hinzu, besaß ich alle Vortheile
einer Erziehung in der Provinz, das heißt, ich ritt jedes Pferd, ging
zwölf Lieues zu Fuß, um auf einem Balle zu tanzen, konnte gleich
geschickt mit dem Degen und der Pistole umgehen, spielte Ball in
Se. George, und fehlte auf dreißig Schritte sehr selten einen Hasen
oder ein Rebhuhn.
Die bedrängte Lage seiner Mutter nöthigte ihn bald, selbst auf
sein Fortkommen zu denken, und er ging ohne Zögern mit dreiund¬
fünfzig Francs in der Tasche nach Paris, um dort die Unterstützung
der Freunde seines Vaters, des Herzogs von Belluno, der damals
Kriegsminister war, des Generals Sebastiani, Jourdan u. s. w. nach¬
zusuchen. Der junge Abenteurer aus VillerS-Cotterets stieg in einem
bescheidenen Gasthaus in der Straße Se. Germain l'Aurerrois ab,
überzeugt, wie er erzählt, daß die ganze Welt ein Garten voll gol¬
dener Blumen sei, und daß alle Thüren sich vor ihm öffnen würden.
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