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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Mathematiker; als Gründer und Präsident unserer Landwirthschafts¬
gesellschaft zugleich rationeller Landwirth: im Hochland auf seinem
Bauernhofe, in Untersteycr auf seiner Herrschaft Stainz, in den Pi-
kerer Rebenhügeln auf seinem Johannisberge; so als Gründer und
Präsident des innerösterreichischen Gewerbe- und Jndustrievereins auch
selbst werkthätig und unermüdet für Aufschwung derselben; so als
Gründer und Präsident des montanistisch-geognostischen Vereins in
und für Immer-Oesterreich ist er zugleich technisch gebildeter Nodmei-
ftcr in Vordernberg ; so finden wir ihn endlich schon 1^12 besorgt um
Aufhellung der Geschichte unserer Länder durch seine Preisfragen,
wodurch erst Studien und Forschungen um Vaterlandskunde wesent¬
lichen Aufschwung bekommen und Männer vom Fache und anerkann¬
ten Ruhe sich damit seither beschäftigten. Daß der neue Verein dies
Streben ferner befördern, dabei aber auch für's Einzelne sorgen wird,
ist nicht zu zweifeln; jedes Land sieht seine Privatinteressen durch
seine Provinzial-Direction vertreten und die liililiollit-et 8t>ri"alt zu
Grätz wird für Bewahrung der steyerischcn Geschichtsmomente sorgen,
wie die es,i-e"kinn zu Klagenfurth für Kärnthens, und die c.'ri'inoui
zu Laibach für Krains Geschichte und Geographie; ihnen allen wird
sich ein Antiquitätenkabinet und ein Archiv anschließen, die für jedes
Land das Jnteressanteste sammeln und bewahren sollen; für's Allge¬
meine aber wird eine Zeitschrift sorgen, die um so wünschenswerther
ist, als die vortreffliche kärnthner'sche bereits vor mehreren Jahren
einging, für Krain keine solche besteht und die steyermärkische (sich
ebenso -- und vielleicht noch mehr -- von ihrem eigentlichen Aiele
entfernend, wie die ältere Serie) eben im Absterben begriffen ist, we¬
nigstens kaum mehr ein Lebenszeichen von sich gibt, sich aber auch
Niemand weiter darum kümmert und man es sein läßt, so sehr auch
einzelne Aufsätze (von Professor Maly, I. G. Seidl, Karl Leidner,
August Mandl, Dr. Muchar, Unger u. s. w.) als interessante Licht¬
punkt im bunten -- oft trüben -- Durcheinander glänzten. Der Grund
davon dürfte bei der Unternehmung liegen, indem bekanntlich weder
an Material, noch an Abnehmern Mangel ist, doch weiß man diese
nicht zu befriedigen, jene nicht zu benutzen.'

Die Schreibseligkeit über Gratz (oder Grätz -- wies beliebt)
selbst nimmt ungemein zu, und während man durch Schreiner's Grätz
doch Alles -- sogar die Leser -- erschöpft meinte, erscheinen: Bal-
dauf's Chronik, Oblat's topographisches Gemälde (eigentlich Umarbei¬
tung Vonsiedler's) und Steinach's Beschreibung von Grätz. Während
im ersten Werke, woran auch Muchar, Unger und Weylein arbeiteten,
und das herrliche Stahlstiche zieren, welches Alles in's Detail zieht, und wo
endlose Aifferreihen die Genauigkeit bestätigen, sogar jede Gubernialverord>
mung, womit ein Kanal zu graben und dergleichen dew.'lugt wurde, mit
Datum und Nummer angeführt ist -- können du andern nur als


Mathematiker; als Gründer und Präsident unserer Landwirthschafts¬
gesellschaft zugleich rationeller Landwirth: im Hochland auf seinem
Bauernhofe, in Untersteycr auf seiner Herrschaft Stainz, in den Pi-
kerer Rebenhügeln auf seinem Johannisberge; so als Gründer und
Präsident des innerösterreichischen Gewerbe- und Jndustrievereins auch
selbst werkthätig und unermüdet für Aufschwung derselben; so als
Gründer und Präsident des montanistisch-geognostischen Vereins in
und für Immer-Oesterreich ist er zugleich technisch gebildeter Nodmei-
ftcr in Vordernberg ; so finden wir ihn endlich schon 1^12 besorgt um
Aufhellung der Geschichte unserer Länder durch seine Preisfragen,
wodurch erst Studien und Forschungen um Vaterlandskunde wesent¬
lichen Aufschwung bekommen und Männer vom Fache und anerkann¬
ten Ruhe sich damit seither beschäftigten. Daß der neue Verein dies
Streben ferner befördern, dabei aber auch für's Einzelne sorgen wird,
ist nicht zu zweifeln; jedes Land sieht seine Privatinteressen durch
seine Provinzial-Direction vertreten und die liililiollit-et 8t>ri»alt zu
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zu Laibach für Krains Geschichte und Geographie; ihnen allen wird
sich ein Antiquitätenkabinet und ein Archiv anschließen, die für jedes
Land das Jnteressanteste sammeln und bewahren sollen; für's Allge¬
meine aber wird eine Zeitschrift sorgen, die um so wünschenswerther
ist, als die vortreffliche kärnthner'sche bereits vor mehreren Jahren
einging, für Krain keine solche besteht und die steyermärkische (sich
ebenso — und vielleicht noch mehr — von ihrem eigentlichen Aiele
entfernend, wie die ältere Serie) eben im Absterben begriffen ist, we¬
nigstens kaum mehr ein Lebenszeichen von sich gibt, sich aber auch
Niemand weiter darum kümmert und man es sein läßt, so sehr auch
einzelne Aufsätze (von Professor Maly, I. G. Seidl, Karl Leidner,
August Mandl, Dr. Muchar, Unger u. s. w.) als interessante Licht¬
punkt im bunten — oft trüben — Durcheinander glänzten. Der Grund
davon dürfte bei der Unternehmung liegen, indem bekanntlich weder
an Material, noch an Abnehmern Mangel ist, doch weiß man diese
nicht zu befriedigen, jene nicht zu benutzen.'

Die Schreibseligkeit über Gratz (oder Grätz — wies beliebt)
selbst nimmt ungemein zu, und während man durch Schreiner's Grätz
doch Alles — sogar die Leser — erschöpft meinte, erscheinen: Bal-
dauf's Chronik, Oblat's topographisches Gemälde (eigentlich Umarbei¬
tung Vonsiedler's) und Steinach's Beschreibung von Grätz. Während
im ersten Werke, woran auch Muchar, Unger und Weylein arbeiteten,
und das herrliche Stahlstiche zieren, welches Alles in's Detail zieht, und wo
endlose Aifferreihen die Genauigkeit bestätigen, sogar jede Gubernialverord>
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[0188] Mathematiker; als Gründer und Präsident unserer Landwirthschafts¬ gesellschaft zugleich rationeller Landwirth: im Hochland auf seinem Bauernhofe, in Untersteycr auf seiner Herrschaft Stainz, in den Pi- kerer Rebenhügeln auf seinem Johannisberge; so als Gründer und Präsident des innerösterreichischen Gewerbe- und Jndustrievereins auch selbst werkthätig und unermüdet für Aufschwung derselben; so als Gründer und Präsident des montanistisch-geognostischen Vereins in und für Immer-Oesterreich ist er zugleich technisch gebildeter Nodmei- ftcr in Vordernberg ; so finden wir ihn endlich schon 1^12 besorgt um Aufhellung der Geschichte unserer Länder durch seine Preisfragen, wodurch erst Studien und Forschungen um Vaterlandskunde wesent¬ lichen Aufschwung bekommen und Männer vom Fache und anerkann¬ ten Ruhe sich damit seither beschäftigten. Daß der neue Verein dies Streben ferner befördern, dabei aber auch für's Einzelne sorgen wird, ist nicht zu zweifeln; jedes Land sieht seine Privatinteressen durch seine Provinzial-Direction vertreten und die liililiollit-et 8t>ri»alt zu Grätz wird für Bewahrung der steyerischcn Geschichtsmomente sorgen, wie die es,i-e»kinn zu Klagenfurth für Kärnthens, und die c.'ri'inoui zu Laibach für Krains Geschichte und Geographie; ihnen allen wird sich ein Antiquitätenkabinet und ein Archiv anschließen, die für jedes Land das Jnteressanteste sammeln und bewahren sollen; für's Allge¬ meine aber wird eine Zeitschrift sorgen, die um so wünschenswerther ist, als die vortreffliche kärnthner'sche bereits vor mehreren Jahren einging, für Krain keine solche besteht und die steyermärkische (sich ebenso — und vielleicht noch mehr — von ihrem eigentlichen Aiele entfernend, wie die ältere Serie) eben im Absterben begriffen ist, we¬ nigstens kaum mehr ein Lebenszeichen von sich gibt, sich aber auch Niemand weiter darum kümmert und man es sein läßt, so sehr auch einzelne Aufsätze (von Professor Maly, I. G. Seidl, Karl Leidner, August Mandl, Dr. Muchar, Unger u. s. w.) als interessante Licht¬ punkt im bunten — oft trüben — Durcheinander glänzten. Der Grund davon dürfte bei der Unternehmung liegen, indem bekanntlich weder an Material, noch an Abnehmern Mangel ist, doch weiß man diese nicht zu befriedigen, jene nicht zu benutzen.' Die Schreibseligkeit über Gratz (oder Grätz — wies beliebt) selbst nimmt ungemein zu, und während man durch Schreiner's Grätz doch Alles — sogar die Leser — erschöpft meinte, erscheinen: Bal- dauf's Chronik, Oblat's topographisches Gemälde (eigentlich Umarbei¬ tung Vonsiedler's) und Steinach's Beschreibung von Grätz. Während im ersten Werke, woran auch Muchar, Unger und Weylein arbeiteten, und das herrliche Stahlstiche zieren, welches Alles in's Detail zieht, und wo endlose Aifferreihen die Genauigkeit bestätigen, sogar jede Gubernialverord> mung, womit ein Kanal zu graben und dergleichen dew.'lugt wurde, mit Datum und Nummer angeführt ist — können du andern nur als

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/188>, abgerufen am 01.07.2024.