Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.freudige Anerkennung der Sachverständigen gefunden -- aber leider Glücklicher als mit dem Museum war man bekanntlich mit dein War es etwa auch ein bloßer Irrthum, daß der Herr Intendant, nach¬
dem man bereits Döring gewonnen hatte, ihm zum Zerreißen seines Contracts Red. durch wahrhaft ridicule Einwendungen Gelegenheit gab! freudige Anerkennung der Sachverständigen gefunden — aber leider Glücklicher als mit dem Museum war man bekanntlich mit dein War es etwa auch ein bloßer Irrthum, daß der Herr Intendant, nach¬
dem man bereits Döring gewonnen hatte, ihm zum Zerreißen seines Contracts Red. durch wahrhaft ridicule Einwendungen Gelegenheit gab! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179809"/> <p xml:id="ID_283" prev="#ID_282"> freudige Anerkennung der Sachverständigen gefunden — aber leider<lb/> ist es bis jetzt nur bei den Plänen geblieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_284" next="#ID_285"> Glücklicher als mit dem Museum war man bekanntlich mit dein<lb/> Theater. Bei diesem ist man durchgedrungen und ist statt der frü¬<lb/> heren Räucherkammer ein stattliches Gebäude aufgeführt worden,<lb/> welches, ein Meisterstück Semper'ö, als eines der schönsten Theater<lb/> gilt. Daß die Intendanz das Mögliche thut, die hiesige Bühne im¬<lb/> mer mehr zu heben, geht schon daraus hervor, daß das Theater<lb/> fortwährend sehr besucht ist. Mißgriffe werden allerdings auch hier<lb/> begangen. Mit mehreren neuen Engagements hat man volle Ur¬<lb/> sache, unzufrieden zu sein; doch ist auch hier ihre gute Absicht nicht<lb/> zu verkennen gewesen und man weiß, wie leicht in solchen Fällen ein<lb/> Irrthum möglich ist 5). Es wurden mehrere Mitglieder der Truppe<lb/> der Madame Birch-Pfeiffer aus Zürich hierher engagirt; eS haben<lb/> sich dieselben aber alle als unzulänglich für die Anforderungen der<lb/> hiesigen Bühne erwiesen; und das mag wohl noch zum Glück den<lb/> Grund abgegeben haben, warum Madame Birch-Pfeiffer nicht selbst<lb/> noch, wie es früher verlautete, hier angestellt worden ist. Die Dres¬<lb/> dener Bühne nimmt jetzt unstreitbar einen bedeutenden Rang unter<lb/> den deutschen Theatern ein, in manchen Beziehungen wohl den ersten.<lb/> Das Schauspiel, vornehmlich aber das ConversationSstück, ist hier<lb/> ganz ausgezeichnet besetzt. Ich nenne nur Emil Devvient und neben<lb/> ihm einen talentvollen, mit guten Mitteln begabten jugendlichen<lb/> Schauspieler, Herrn Heese, der erst seit etwa einem halben Jahr en-<lb/> gagirt ist ; ferner die Herren Ports, Quanter und freilich unbedingt<lb/> den Komiker Räder, die graziöse Caroline Bauer, die schwärmerische<lb/> Bayer, die ernste Berg, Fräulein Allram als Sollbrette:c. Leider<lb/> aber fehlt es unserer Bühne, wie den meisten andern, an einem euch»<lb/> eigen Heldenspieler. Die Oper hat ganz außerordentliche Kräfte:<lb/> Tichatschek, mit seiner prachtvollen Stimme, die Baritonisten und<lb/> Bassisten Wächter, Mitterwurzcr und Dettmer, die Damen Gentiluomo<lb/> und Knete (Wüst), die Fräulein Thiele und Wächter. Madame<lb/> Schröder-Devrient ist von Ostern an wieder engagirt. Der vortrcff-</p><lb/> <note xml:id="FID_10" place="foot"> War es etwa auch ein bloßer Irrthum, daß der Herr Intendant, nach¬<lb/> dem man bereits Döring gewonnen hatte, ihm zum Zerreißen seines Contracts<lb/><note type="byline"> Red.</note> durch wahrhaft ridicule Einwendungen Gelegenheit gab! </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
freudige Anerkennung der Sachverständigen gefunden — aber leider
ist es bis jetzt nur bei den Plänen geblieben.
Glücklicher als mit dem Museum war man bekanntlich mit dein
Theater. Bei diesem ist man durchgedrungen und ist statt der frü¬
heren Räucherkammer ein stattliches Gebäude aufgeführt worden,
welches, ein Meisterstück Semper'ö, als eines der schönsten Theater
gilt. Daß die Intendanz das Mögliche thut, die hiesige Bühne im¬
mer mehr zu heben, geht schon daraus hervor, daß das Theater
fortwährend sehr besucht ist. Mißgriffe werden allerdings auch hier
begangen. Mit mehreren neuen Engagements hat man volle Ur¬
sache, unzufrieden zu sein; doch ist auch hier ihre gute Absicht nicht
zu verkennen gewesen und man weiß, wie leicht in solchen Fällen ein
Irrthum möglich ist 5). Es wurden mehrere Mitglieder der Truppe
der Madame Birch-Pfeiffer aus Zürich hierher engagirt; eS haben
sich dieselben aber alle als unzulänglich für die Anforderungen der
hiesigen Bühne erwiesen; und das mag wohl noch zum Glück den
Grund abgegeben haben, warum Madame Birch-Pfeiffer nicht selbst
noch, wie es früher verlautete, hier angestellt worden ist. Die Dres¬
dener Bühne nimmt jetzt unstreitbar einen bedeutenden Rang unter
den deutschen Theatern ein, in manchen Beziehungen wohl den ersten.
Das Schauspiel, vornehmlich aber das ConversationSstück, ist hier
ganz ausgezeichnet besetzt. Ich nenne nur Emil Devvient und neben
ihm einen talentvollen, mit guten Mitteln begabten jugendlichen
Schauspieler, Herrn Heese, der erst seit etwa einem halben Jahr en-
gagirt ist ; ferner die Herren Ports, Quanter und freilich unbedingt
den Komiker Räder, die graziöse Caroline Bauer, die schwärmerische
Bayer, die ernste Berg, Fräulein Allram als Sollbrette:c. Leider
aber fehlt es unserer Bühne, wie den meisten andern, an einem euch»
eigen Heldenspieler. Die Oper hat ganz außerordentliche Kräfte:
Tichatschek, mit seiner prachtvollen Stimme, die Baritonisten und
Bassisten Wächter, Mitterwurzcr und Dettmer, die Damen Gentiluomo
und Knete (Wüst), die Fräulein Thiele und Wächter. Madame
Schröder-Devrient ist von Ostern an wieder engagirt. Der vortrcff-
War es etwa auch ein bloßer Irrthum, daß der Herr Intendant, nach¬
dem man bereits Döring gewonnen hatte, ihm zum Zerreißen seines Contracts
Red. durch wahrhaft ridicule Einwendungen Gelegenheit gab!
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