Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.ser Friedensabschlnß höchst erwünscht. Denn die italienischen Kriegs¬ Jetzt konnte das Volk endlich wieder ausathmen. Die drohenden Heil den Damen, denn sie haben Frieden uns in's Haus gebracht! Bürgersfrau und Gräfin, lacht/ Daß sie endlich Frieden gaben! Von Zeit zu Zeit sah man in einer Straße oder auf einem ^- Hört, hört, ihr Bürger, der Frieden ist geschlossen! Das Volk nahm diesen Ausruf mit schallendem Händegellatsch 66
ser Friedensabschlnß höchst erwünscht. Denn die italienischen Kriegs¬ Jetzt konnte das Volk endlich wieder ausathmen. Die drohenden Heil den Damen, denn sie haben Frieden uns in's Haus gebracht! Bürgersfrau und Gräfin, lacht/ Daß sie endlich Frieden gaben! Von Zeit zu Zeit sah man in einer Straße oder auf einem ^- Hört, hört, ihr Bürger, der Frieden ist geschlossen! Das Volk nahm diesen Ausruf mit schallendem Händegellatsch 66
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0643" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267856"/> <p xml:id="ID_2209" prev="#ID_2208"> ser Friedensabschlnß höchst erwünscht. Denn die italienischen Kriegs¬<lb/> züge waren ein Schlund gewesen, der ihren ganzen Wohlstand ver¬<lb/> schlang. Jeden Augenblick galt es, dem Kaiser Anleihen zu leisten,<lb/> neue Auflagen zu übernehmen, freiwillige oder vielmehr abgedrungene<lb/> Beisteuern zu zahlen, und dies Alles wirkte dahin, Karls hoch be¬<lb/> vorzugte Erdtaube auf eine bewundernswerthe Weise aufzusaugen,<lb/> 'Es ist bekannt, daß durch diese endlosen Contributionen die Genter zu<lb/> jenem berüchtigten Aufstande getrieben wurden, den die Statthalterin<lb/> Margaretha umsonst zu bezähmen versuchte, und welchem selbst KarlV.<lb/> nur durch das Aufgebot seiner ganzen furchtbaren Macht ein Ende<lb/> zu setzen vermochte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2210"> Jetzt konnte das Volk endlich wieder ausathmen. Die drohenden<lb/> Kriegswetter hatten einem heitern, freundlichen Tage Platz gemacht.<lb/> Im' ganzen Lande that die Freude sich kund; man überließ sich<lb/> stürmisch dem Ausbruch der Lust, als wollte man an Einem Tage<lb/> die Erinnerung an die überstandenen Drangsale vergessen. Brüssel,<lb/> der Sitz der Regentin, war der Mittelpunkt der Feste. Ohne Auf¬<lb/> hören scholl das Geläute der Glocken von allen Kirchen und Klöstern'<lb/> über die Stadt hin. Die Pfeifer und Trommler verließen seinen<lb/> Augenblick den Thurm von Se. Nicolai, ihr Spiel hallte vom Morgen<lb/> bis zum Abend über den großen Marktplatz, mit gellendem Getön<lb/> und dumpfen, rollenden Wirbeln das Ohr betäubend. Fast in allen<lb/> Straßen konnte man Freudenfeuer gewahren, um welche alsbald das<lb/> Volk zum Rundtänze sich versammelte, indem es unaufhörlich fol¬<lb/> genden Vers sang, der sich noch bis auf unsere Zeit erhalten hat:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_21" type="poem"> <l> Heil den Damen, denn sie haben<lb/> Frieden uns in's Haus gebracht!<lb/> Bürgersfrau und Gräfin, lacht/<lb/> Daß sie endlich Frieden gaben!</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_2211"> Von Zeit zu Zeit sah man in einer Straße oder auf einem<lb/> Kreuzwege einen Waffenherold erscheinen, um welchen die Menge sich<lb/> herandrängte. Einen Augenblick lang schwenkte er seinen Stab; dann<lb/> rief er mit lauter Stimme:</p><lb/> <p xml:id="ID_2212"> ^- Hört, hört, ihr Bürger, der Frieden ist geschlossen!</p><lb/> <p xml:id="ID_2213"> Das Volk nahm diesen Ausruf mit schallendem Händegellatsch<lb/> auf, und antwortete wie aus Einem Munde:</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 66</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0643]
ser Friedensabschlnß höchst erwünscht. Denn die italienischen Kriegs¬
züge waren ein Schlund gewesen, der ihren ganzen Wohlstand ver¬
schlang. Jeden Augenblick galt es, dem Kaiser Anleihen zu leisten,
neue Auflagen zu übernehmen, freiwillige oder vielmehr abgedrungene
Beisteuern zu zahlen, und dies Alles wirkte dahin, Karls hoch be¬
vorzugte Erdtaube auf eine bewundernswerthe Weise aufzusaugen,
'Es ist bekannt, daß durch diese endlosen Contributionen die Genter zu
jenem berüchtigten Aufstande getrieben wurden, den die Statthalterin
Margaretha umsonst zu bezähmen versuchte, und welchem selbst KarlV.
nur durch das Aufgebot seiner ganzen furchtbaren Macht ein Ende
zu setzen vermochte.
Jetzt konnte das Volk endlich wieder ausathmen. Die drohenden
Kriegswetter hatten einem heitern, freundlichen Tage Platz gemacht.
Im' ganzen Lande that die Freude sich kund; man überließ sich
stürmisch dem Ausbruch der Lust, als wollte man an Einem Tage
die Erinnerung an die überstandenen Drangsale vergessen. Brüssel,
der Sitz der Regentin, war der Mittelpunkt der Feste. Ohne Auf¬
hören scholl das Geläute der Glocken von allen Kirchen und Klöstern'
über die Stadt hin. Die Pfeifer und Trommler verließen seinen
Augenblick den Thurm von Se. Nicolai, ihr Spiel hallte vom Morgen
bis zum Abend über den großen Marktplatz, mit gellendem Getön
und dumpfen, rollenden Wirbeln das Ohr betäubend. Fast in allen
Straßen konnte man Freudenfeuer gewahren, um welche alsbald das
Volk zum Rundtänze sich versammelte, indem es unaufhörlich fol¬
genden Vers sang, der sich noch bis auf unsere Zeit erhalten hat:
Heil den Damen, denn sie haben
Frieden uns in's Haus gebracht!
Bürgersfrau und Gräfin, lacht/
Daß sie endlich Frieden gaben!
Von Zeit zu Zeit sah man in einer Straße oder auf einem
Kreuzwege einen Waffenherold erscheinen, um welchen die Menge sich
herandrängte. Einen Augenblick lang schwenkte er seinen Stab; dann
rief er mit lauter Stimme:
^- Hört, hört, ihr Bürger, der Frieden ist geschlossen!
Das Volk nahm diesen Ausruf mit schallendem Händegellatsch
auf, und antwortete wie aus Einem Munde:
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