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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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wetteifert/ ermangeln jenes lebhaften Stachels, jener Intention, die
nach Großem begehrt, auch ohne tiefere' Rechtfertigung. Deßhalb
haben sie gewartet, unter Schmach und Elend, und warten noch, bis
die Zeit erfüllet sein wird, da ihre Natur die innere Sättigung ge¬
funden hat. Alsdann werden sie thun, was jene zu thun gestrebt,
und die gemessene Nuhe ihres Wollens wird, wenn sie die Hohe er¬
klommen, die Frankreich umsonst zu erklimmen versucht, Europen der
Bürge der Freiheit sein. Denn das Geheimniß sowohl als die Sünde
der Gewaltherrschaft liegt darin, daß Völker oder Einzelne das Maß
ihrer Sendung überschreiten, daß sie zu wollen sich vermessen, was
sie nicht vermögen. So hat auch, in Napoleon, als dem höchsten
romanischen Herrscher, die Intention "das innere Maß überwogen:
Diktator war er mit Recht und Fug der romanischen Staaten, und
fiel, da er strebte, noch mehr zu-sein. Die Deutschen dagegen sind
eher geneigt, ihre Würde zu vergessen, als unbefugt sie auszudehnen.
Germanisches Phlegma soll durch die Lebhaftigkeit französischen Wol-
lens gereizt, romanische Elastizität von der deutschen Kraft danieder
gehalten werden;Das'> gib.t/Friede, .Freiheit, /.und, Einheit- dem
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wetteifert/ ermangeln jenes lebhaften Stachels, jener Intention, die
nach Großem begehrt, auch ohne tiefere' Rechtfertigung. Deßhalb
haben sie gewartet, unter Schmach und Elend, und warten noch, bis
die Zeit erfüllet sein wird, da ihre Natur die innere Sättigung ge¬
funden hat. Alsdann werden sie thun, was jene zu thun gestrebt,
und die gemessene Nuhe ihres Wollens wird, wenn sie die Hohe er¬
klommen, die Frankreich umsonst zu erklimmen versucht, Europen der
Bürge der Freiheit sein. Denn das Geheimniß sowohl als die Sünde
der Gewaltherrschaft liegt darin, daß Völker oder Einzelne das Maß
ihrer Sendung überschreiten, daß sie zu wollen sich vermessen, was
sie nicht vermögen. So hat auch, in Napoleon, als dem höchsten
romanischen Herrscher, die Intention "das innere Maß überwogen:
Diktator war er mit Recht und Fug der romanischen Staaten, und
fiel, da er strebte, noch mehr zu-sein. Die Deutschen dagegen sind
eher geneigt, ihre Würde zu vergessen, als unbefugt sie auszudehnen.
Germanisches Phlegma soll durch die Lebhaftigkeit französischen Wol-
lens gereizt, romanische Elastizität von der deutschen Kraft danieder
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[0641] wetteifert/ ermangeln jenes lebhaften Stachels, jener Intention, die nach Großem begehrt, auch ohne tiefere' Rechtfertigung. Deßhalb haben sie gewartet, unter Schmach und Elend, und warten noch, bis die Zeit erfüllet sein wird, da ihre Natur die innere Sättigung ge¬ funden hat. Alsdann werden sie thun, was jene zu thun gestrebt, und die gemessene Nuhe ihres Wollens wird, wenn sie die Hohe er¬ klommen, die Frankreich umsonst zu erklimmen versucht, Europen der Bürge der Freiheit sein. Denn das Geheimniß sowohl als die Sünde der Gewaltherrschaft liegt darin, daß Völker oder Einzelne das Maß ihrer Sendung überschreiten, daß sie zu wollen sich vermessen, was sie nicht vermögen. So hat auch, in Napoleon, als dem höchsten romanischen Herrscher, die Intention "das innere Maß überwogen: Diktator war er mit Recht und Fug der romanischen Staaten, und fiel, da er strebte, noch mehr zu-sein. Die Deutschen dagegen sind eher geneigt, ihre Würde zu vergessen, als unbefugt sie auszudehnen. Germanisches Phlegma soll durch die Lebhaftigkeit französischen Wol- lens gereizt, romanische Elastizität von der deutschen Kraft danieder gehalten werden;Das'> gib.t/Friede, .Freiheit, /.und, Einheit- dem Mittheile , i„,', , '-'V^,,^-/^ ,,<'.,'>, ,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/641>, abgerufen am 23.07.2024.