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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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sche,n zusammen leben. Der Araber schläft ja bei seinem Pferds,und
ich habe oft Kinder gesehen, die sich mit,, diesen klugen Thieren im Grase
herumwälzten, und so gefahrlos mit ihnen spielten, wie mit einem wohl
dressirten Hunde. Dem Araber geht aber auch sein Pferd über. Alles,
und schon die eilt?sten orientalischen. Dichter verschwendeten in ihren be¬
sten Liedern die ganze Glut ihrer Phantasie zum Lob des Pferdes, wo¬
bei sie oft seltsame Bilder gebrauchten, wie z. B.:

"Die Kruppe meiner Stute ist gleich dem, Stein im Strom, den
der rasche Lauf des Wassers geglättet hat."

, "Sieht man ihre beiden magern Hüften, so denkt man an einen,
liegenden Leoparden."

"Ihr Hals ist wie die hohe Palme unter den Palmen; sie dampft
von dem Feuer, das der verwüstende Feind an sie gelegt hat."

"Sie macht Sätze gleich dem Lauf der Wolken, die über das Thal
ziehen, ohne es zu bewässern, und die sich über ein anderes., entladen
wollen."

Indessen neigte sich der Tag seinem Ende zu, und da sich der Him¬
mel nach dem Wetter, das uns vorhin überrascht, nicht wieder aufge¬
klärt hatte, sondern sich vielmehr noch schwärzer bezogen, befürchteten
wir einen früheren Anbruch der Dunkelheit, die uns auf den gefährlichen
Wegen überraschen könnte, und machten Anstalten zum,Ausbruch. Der
Bischof wandte seine, ganze Beredtsamkeit auf, um uns, die, Nacht bei
sich zu behalten, ein Vorschlag, den >die,Herren L. annahmen, den'der
Baron und ich aber, hauptsächlich wegen unserer beiden kranken Freunde
zu Hause, zurückweisen mußten. Wir ließen unsere Pferde vor, das
Kloster bringen, und der Bischof ging mit hinaus, und redete uns lange
zu, die Nacht oben zu bleiben, und erst als er eine ziemliche Zeit mit
uns gesprochen, fiel ihm ein, daß wir ihn nicht verstehen könnten, wes¬
halb er einen der Herren L. herbeirief, und ihn bat, uns doch seine
Worte recht genau zu übersetzen. Es that uns leid, seine Bitten, ab¬
schlagen zu müssen, seine Bitten, die nach Art der arabischen Sprache
so blumenreich und poetisch ausgeschmückt waren. Ich werde den An¬
blick des stattlichen alten, Mannes nicht vergessen, wie er vor uns stand
und bald die Hände des Barons, bald die meinigen nahm.

Der Himmel bezog sich immer schwärzer, und ein lang hinrollen-
der Donner kam seinem Regen zu Hülfe. Ich hätte ein Maler sein
mögen , um den Bischof, aber mit dem, was er uns sagte, und wie


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sche,n zusammen leben. Der Araber schläft ja bei seinem Pferds,und
ich habe oft Kinder gesehen, die sich mit,, diesen klugen Thieren im Grase
herumwälzten, und so gefahrlos mit ihnen spielten, wie mit einem wohl
dressirten Hunde. Dem Araber geht aber auch sein Pferd über. Alles,
und schon die eilt?sten orientalischen. Dichter verschwendeten in ihren be¬
sten Liedern die ganze Glut ihrer Phantasie zum Lob des Pferdes, wo¬
bei sie oft seltsame Bilder gebrauchten, wie z. B.:

„Die Kruppe meiner Stute ist gleich dem, Stein im Strom, den
der rasche Lauf des Wassers geglättet hat."

, „Sieht man ihre beiden magern Hüften, so denkt man an einen,
liegenden Leoparden."

„Ihr Hals ist wie die hohe Palme unter den Palmen; sie dampft
von dem Feuer, das der verwüstende Feind an sie gelegt hat.„

„Sie macht Sätze gleich dem Lauf der Wolken, die über das Thal
ziehen, ohne es zu bewässern, und die sich über ein anderes., entladen
wollen."

Indessen neigte sich der Tag seinem Ende zu, und da sich der Him¬
mel nach dem Wetter, das uns vorhin überrascht, nicht wieder aufge¬
klärt hatte, sondern sich vielmehr noch schwärzer bezogen, befürchteten
wir einen früheren Anbruch der Dunkelheit, die uns auf den gefährlichen
Wegen überraschen könnte, und machten Anstalten zum,Ausbruch. Der
Bischof wandte seine, ganze Beredtsamkeit auf, um uns, die, Nacht bei
sich zu behalten, ein Vorschlag, den >die,Herren L. annahmen, den'der
Baron und ich aber, hauptsächlich wegen unserer beiden kranken Freunde
zu Hause, zurückweisen mußten. Wir ließen unsere Pferde vor, das
Kloster bringen, und der Bischof ging mit hinaus, und redete uns lange
zu, die Nacht oben zu bleiben, und erst als er eine ziemliche Zeit mit
uns gesprochen, fiel ihm ein, daß wir ihn nicht verstehen könnten, wes¬
halb er einen der Herren L. herbeirief, und ihn bat, uns doch seine
Worte recht genau zu übersetzen. Es that uns leid, seine Bitten, ab¬
schlagen zu müssen, seine Bitten, die nach Art der arabischen Sprache
so blumenreich und poetisch ausgeschmückt waren. Ich werde den An¬
blick des stattlichen alten, Mannes nicht vergessen, wie er vor uns stand
und bald die Hände des Barons, bald die meinigen nahm.

Der Himmel bezog sich immer schwärzer, und ein lang hinrollen-
der Donner kam seinem Regen zu Hülfe. Ich hätte ein Maler sein
mögen , um den Bischof, aber mit dem, was er uns sagte, und wie


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[0403] sche,n zusammen leben. Der Araber schläft ja bei seinem Pferds,und ich habe oft Kinder gesehen, die sich mit,, diesen klugen Thieren im Grase herumwälzten, und so gefahrlos mit ihnen spielten, wie mit einem wohl dressirten Hunde. Dem Araber geht aber auch sein Pferd über. Alles, und schon die eilt?sten orientalischen. Dichter verschwendeten in ihren be¬ sten Liedern die ganze Glut ihrer Phantasie zum Lob des Pferdes, wo¬ bei sie oft seltsame Bilder gebrauchten, wie z. B.: „Die Kruppe meiner Stute ist gleich dem, Stein im Strom, den der rasche Lauf des Wassers geglättet hat." , „Sieht man ihre beiden magern Hüften, so denkt man an einen, liegenden Leoparden." „Ihr Hals ist wie die hohe Palme unter den Palmen; sie dampft von dem Feuer, das der verwüstende Feind an sie gelegt hat.„ „Sie macht Sätze gleich dem Lauf der Wolken, die über das Thal ziehen, ohne es zu bewässern, und die sich über ein anderes., entladen wollen." Indessen neigte sich der Tag seinem Ende zu, und da sich der Him¬ mel nach dem Wetter, das uns vorhin überrascht, nicht wieder aufge¬ klärt hatte, sondern sich vielmehr noch schwärzer bezogen, befürchteten wir einen früheren Anbruch der Dunkelheit, die uns auf den gefährlichen Wegen überraschen könnte, und machten Anstalten zum,Ausbruch. Der Bischof wandte seine, ganze Beredtsamkeit auf, um uns, die, Nacht bei sich zu behalten, ein Vorschlag, den >die,Herren L. annahmen, den'der Baron und ich aber, hauptsächlich wegen unserer beiden kranken Freunde zu Hause, zurückweisen mußten. Wir ließen unsere Pferde vor, das Kloster bringen, und der Bischof ging mit hinaus, und redete uns lange zu, die Nacht oben zu bleiben, und erst als er eine ziemliche Zeit mit uns gesprochen, fiel ihm ein, daß wir ihn nicht verstehen könnten, wes¬ halb er einen der Herren L. herbeirief, und ihn bat, uns doch seine Worte recht genau zu übersetzen. Es that uns leid, seine Bitten, ab¬ schlagen zu müssen, seine Bitten, die nach Art der arabischen Sprache so blumenreich und poetisch ausgeschmückt waren. Ich werde den An¬ blick des stattlichen alten, Mannes nicht vergessen, wie er vor uns stand und bald die Hände des Barons, bald die meinigen nahm. Der Himmel bezog sich immer schwärzer, und ein lang hinrollen- der Donner kam seinem Regen zu Hülfe. Ich hätte ein Maler sein mögen , um den Bischof, aber mit dem, was er uns sagte, und wie 54*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/403>, abgerufen am 04.07.2024.