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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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folgende Buch ist Kant und Jacob: gewidmet und de,n.Vermittlungs¬
versuchen zwischen beiden, wohin Fries, Bouterweck,. Krug,". A.
gehören. Das dritte Buch //die Philosophie der. gegenwärtigen Epoche//
thut zuerst einen Rückblick auf Des Cartes, Malebranche, Spi¬
noza, Leibnitz/ (es ist ganz der Sache gemäß, daß wir diesem uni¬
versalen Denker, dem Gründer deutscher Philosophie, zweimal begegnen)
um dann das System des ältern Fichte, vornehmlich die letzte Wissen-
schaftslehre, die vier Entwicklungsgrade von Schelling und die/Phi¬
losophie Hegels in gewissem Maaße vollständig darzustellen. Mir
scheint diese Anordnung nicht völlig sachgemäß, schon weil sie die Zeit¬
folge'zu sehr Außer Acht läßt. Dadurch daß' die'von Des Cartes
auslaufende Reese (in der jedoch nach Malebranche auch Berkeley
einen Platz, findet) erst nach der durch Locke, Hume und Kant be¬
zeichneten Linie eingesetzt ist, wird des letztern Philosophen allgemeinere
Stellung verdunkelt. Kant, der eine ursprüngliche und umfassende Ge¬
staltung ' der Philosophie einleitet, steht über der ganzen vor ihm verflos¬
senen Periode; er suchte, was allen seinen Vorgängern, ja sogar wieder
s-inen ersten Nachfolgern mangelte, die methodische Begründung der Phi-
lophie durch Kritik "ihrer Quellen, und es begegnen sich in ihm,, zu
neuer Würdigung und Durchdringung, die beiden Grundelemente, das
empirische und rationale, welche bisher dieSchulen in zwei Hauptlager,,
in den Kampf des Nationalismus mit der Erfahrungs-Philosophie ge¬
schieden hatten.' ° . /--

Schon die gegebnen kurzen Andeutungen werden beweisen, wie die
Fichtesche Schrift - .dem Bedürfniß, über , die bisherigen - Erzeugnisse - des
philosophirenden , Geistes ins. Reine M kommen, begegnet. Sie .Ver.-.
weilt durchgängig bei den Hauptfragen der Philosophie, von denen alle
tiefere Kritick ausgehen muß. In -der gegenwärtigen Zelt,- wo die. Wis¬
senschaften mehr eine politische und geschichtphilosophische Richtung ein¬
schlagen, drängt sich uns auch die Ausgabe nahe, die gestimmte prak¬
tische und angewandte Philosophie, namentlich die Theorie des-Staa¬
tes, der Gesellschaft überhaupt, für sich und in ihrer Wechselbeziehung
mit der Moral und der. Philosophie der Geschichte, als ein Mnzcs, in
wachsender Entwicklung bis zur Gegenwart, einer kritischen Beleuchtung
zu unterwerfen. Es würde dadurch die deutsche Philosophie, die auf
diesem Felde mit Leibnitz so großartig "Hub, und allein unter der
Neuern darin einen wissenschaftlichen Rang behauptet, und ihn- bis
jetzt erhöhet hat, auch den mitphilosophirenden. Völkern zugäng¬
licher gemacht werden; dem französischen durch ihre logisch-organisirende
Seite/ dem englischen aber -- wenn die geistigen Regungen, die hie
und da bei ihm anschlagen, wirklich einem tiefern Bedürfnisse^.entstam-
men -- durch ihren religiösen und historischen Sinn;.beiden durch den
absolut sittlichen Character, die Basis/, aus welcher bei uns die
Philosophie sich wieder befestigt hat.. . ..' ',.>'.-


Tb. Schliep.helle. ....


folgende Buch ist Kant und Jacob: gewidmet und de,n.Vermittlungs¬
versuchen zwischen beiden, wohin Fries, Bouterweck,. Krug,». A.
gehören. Das dritte Buch //die Philosophie der. gegenwärtigen Epoche//
thut zuerst einen Rückblick auf Des Cartes, Malebranche, Spi¬
noza, Leibnitz/ (es ist ganz der Sache gemäß, daß wir diesem uni¬
versalen Denker, dem Gründer deutscher Philosophie, zweimal begegnen)
um dann das System des ältern Fichte, vornehmlich die letzte Wissen-
schaftslehre, die vier Entwicklungsgrade von Schelling und die/Phi¬
losophie Hegels in gewissem Maaße vollständig darzustellen. Mir
scheint diese Anordnung nicht völlig sachgemäß, schon weil sie die Zeit¬
folge'zu sehr Außer Acht läßt. Dadurch daß' die'von Des Cartes
auslaufende Reese (in der jedoch nach Malebranche auch Berkeley
einen Platz, findet) erst nach der durch Locke, Hume und Kant be¬
zeichneten Linie eingesetzt ist, wird des letztern Philosophen allgemeinere
Stellung verdunkelt. Kant, der eine ursprüngliche und umfassende Ge¬
staltung ' der Philosophie einleitet, steht über der ganzen vor ihm verflos¬
senen Periode; er suchte, was allen seinen Vorgängern, ja sogar wieder
s-inen ersten Nachfolgern mangelte, die methodische Begründung der Phi-
lophie durch Kritik "ihrer Quellen, und es begegnen sich in ihm,, zu
neuer Würdigung und Durchdringung, die beiden Grundelemente, das
empirische und rationale, welche bisher dieSchulen in zwei Hauptlager,,
in den Kampf des Nationalismus mit der Erfahrungs-Philosophie ge¬
schieden hatten.' ° . /--

Schon die gegebnen kurzen Andeutungen werden beweisen, wie die
Fichtesche Schrift - .dem Bedürfniß, über , die bisherigen - Erzeugnisse - des
philosophirenden , Geistes ins. Reine M kommen, begegnet. Sie .Ver.-.
weilt durchgängig bei den Hauptfragen der Philosophie, von denen alle
tiefere Kritick ausgehen muß. In -der gegenwärtigen Zelt,- wo die. Wis¬
senschaften mehr eine politische und geschichtphilosophische Richtung ein¬
schlagen, drängt sich uns auch die Ausgabe nahe, die gestimmte prak¬
tische und angewandte Philosophie, namentlich die Theorie des-Staa¬
tes, der Gesellschaft überhaupt, für sich und in ihrer Wechselbeziehung
mit der Moral und der. Philosophie der Geschichte, als ein Mnzcs, in
wachsender Entwicklung bis zur Gegenwart, einer kritischen Beleuchtung
zu unterwerfen. Es würde dadurch die deutsche Philosophie, die auf
diesem Felde mit Leibnitz so großartig «Hub, und allein unter der
Neuern darin einen wissenschaftlichen Rang behauptet, und ihn- bis
jetzt erhöhet hat, auch den mitphilosophirenden. Völkern zugäng¬
licher gemacht werden; dem französischen durch ihre logisch-organisirende
Seite/ dem englischen aber — wenn die geistigen Regungen, die hie
und da bei ihm anschlagen, wirklich einem tiefern Bedürfnisse^.entstam-
men — durch ihren religiösen und historischen Sinn;.beiden durch den
absolut sittlichen Character, die Basis/, aus welcher bei uns die
Philosophie sich wieder befestigt hat.. . ..' ',.>'.-


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[0386] folgende Buch ist Kant und Jacob: gewidmet und de,n.Vermittlungs¬ versuchen zwischen beiden, wohin Fries, Bouterweck,. Krug,». A. gehören. Das dritte Buch //die Philosophie der. gegenwärtigen Epoche// thut zuerst einen Rückblick auf Des Cartes, Malebranche, Spi¬ noza, Leibnitz/ (es ist ganz der Sache gemäß, daß wir diesem uni¬ versalen Denker, dem Gründer deutscher Philosophie, zweimal begegnen) um dann das System des ältern Fichte, vornehmlich die letzte Wissen- schaftslehre, die vier Entwicklungsgrade von Schelling und die/Phi¬ losophie Hegels in gewissem Maaße vollständig darzustellen. Mir scheint diese Anordnung nicht völlig sachgemäß, schon weil sie die Zeit¬ folge'zu sehr Außer Acht läßt. Dadurch daß' die'von Des Cartes auslaufende Reese (in der jedoch nach Malebranche auch Berkeley einen Platz, findet) erst nach der durch Locke, Hume und Kant be¬ zeichneten Linie eingesetzt ist, wird des letztern Philosophen allgemeinere Stellung verdunkelt. Kant, der eine ursprüngliche und umfassende Ge¬ staltung ' der Philosophie einleitet, steht über der ganzen vor ihm verflos¬ senen Periode; er suchte, was allen seinen Vorgängern, ja sogar wieder s-inen ersten Nachfolgern mangelte, die methodische Begründung der Phi- lophie durch Kritik "ihrer Quellen, und es begegnen sich in ihm,, zu neuer Würdigung und Durchdringung, die beiden Grundelemente, das empirische und rationale, welche bisher dieSchulen in zwei Hauptlager,, in den Kampf des Nationalismus mit der Erfahrungs-Philosophie ge¬ schieden hatten.' ° . /-- Schon die gegebnen kurzen Andeutungen werden beweisen, wie die Fichtesche Schrift - .dem Bedürfniß, über , die bisherigen - Erzeugnisse - des philosophirenden , Geistes ins. Reine M kommen, begegnet. Sie .Ver.-. weilt durchgängig bei den Hauptfragen der Philosophie, von denen alle tiefere Kritick ausgehen muß. In -der gegenwärtigen Zelt,- wo die. Wis¬ senschaften mehr eine politische und geschichtphilosophische Richtung ein¬ schlagen, drängt sich uns auch die Ausgabe nahe, die gestimmte prak¬ tische und angewandte Philosophie, namentlich die Theorie des-Staa¬ tes, der Gesellschaft überhaupt, für sich und in ihrer Wechselbeziehung mit der Moral und der. Philosophie der Geschichte, als ein Mnzcs, in wachsender Entwicklung bis zur Gegenwart, einer kritischen Beleuchtung zu unterwerfen. Es würde dadurch die deutsche Philosophie, die auf diesem Felde mit Leibnitz so großartig «Hub, und allein unter der Neuern darin einen wissenschaftlichen Rang behauptet, und ihn- bis jetzt erhöhet hat, auch den mitphilosophirenden. Völkern zugäng¬ licher gemacht werden; dem französischen durch ihre logisch-organisirende Seite/ dem englischen aber — wenn die geistigen Regungen, die hie und da bei ihm anschlagen, wirklich einem tiefern Bedürfnisse^.entstam- men — durch ihren religiösen und historischen Sinn;.beiden durch den absolut sittlichen Character, die Basis/, aus welcher bei uns die Philosophie sich wieder befestigt hat.. . ..' ',.>'.- Tb. Schliep.helle. ....

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/386>, abgerufen am 23.07.2024.