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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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zchend hat indessen weniger Productionskraft bewiesen, als es im Aus¬
beuten vorhandener Materialien, im Anwenden und Verbreiter der Er¬
gebnisse jüngster Forschungen sich versucht hat. Es ist wohl eine un-
lnugbare Thatsache, daß kein Gebiet der menschlichen Cultur, seit der
Kantischen Epoche, ohne allen Einfluß von'Seiten der Philosophie ge¬
blieben ist. Nicht bloß auf, den Unterricht und die' Aufklärung Haben
die philosophischen Systeme vielseitig eingewirkt;--und die Philosophie/
berufen, wie kein anderes Wissen, eine bleibende Schule im Leben zu
zu sein, fängt schon, ein, für die höhere intellectuelle Bildung die vor-
zugsweis humanistischen Studien zu überflügeln, -- sondern für die ge¬
stimmte politische und, gesellschaftliche Welt.?, für den Fortschritt alles
Echttnenschlichen, für die freiere und sittliche Ansicht des Lebens und der
Geschichte, hat die Philosophie die mächtigsten Anregungen gegeben, und,
trotz der Irrthümer, die nebenher aufgetaucht sind, ohne Unterlaß ver¬
ständigend, läuternd und ordnend sich, bewährt. Die Philosophie weiß
es, ,daß sie kein abstraktes, müßig abgeschlossenes Sinnen sein soll, son¬
dern daß sie bestimmt ist, sowohl ihrerseits in den Gang der'menschli¬
chen, Dinge lehrend und richtend einzugreifen, als auch die Seele und
Fülle der Kräfte und Formen aus der Wirklichkeit, aus Natur und
Staat in sich aufzunehmen. Niemand, der sich berufen fühlt, durch
Wort und That vor die Welt zu treten, wird- ungestraft der wissen¬
schaftlichen Einflüsse, die unsere Zeit, immer dringender fordert, sich
entschlagen. Um aber'dem Zwiespalt zwischen Denken und Handeln,
zwischen Abstraktion und Thätigkeit, und den lähmenden Fesseln entseelen-
der Formeln zu entgehen, -welch anderes Mittel könnte es geben, ^ als
sich seines Wissens vollkommen Meister zu machen, um Mit dem Begriff
die Sache, den vollen, alle Geisteskräfte nährenden Inhalt des Denkens
zu erobern? Zwischen dem wahrhaft eindringenden Denken und dem Thun
findet in keinem Theile der menschlichen Bestimmung ein Widerstreit statt.
Wenn wir aber die Philosophie als einen Factor der Geschichte ansehn,
so sind wir. weit entfernt, damit bloß ihre einzelnen Ergebnisse, als
Praktische Maximen, 'im Sinne zu haben. Im Gegentheil, es handelt
sich immer zuerst um die wissenschaftlichen Fundamente, um die höchsten
und reinsten Wahrheiten. Die Macht der Wissenschaft liegt in den Prin¬
cipien; und wie wir sie überall scheitern sehen, wo-sie, diesen Mittel¬
punkt 'ihres Lebens verlassend, als dogmatisches Gebilde, als Gerüst
von Vorschriften und Satzungen ihre Geltung -sucht, ebenso finden wir
sie ohne, Dauer, Werth- und-Zuverlässigkeit, wo sie nicht aus'sich selbst,


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zchend hat indessen weniger Productionskraft bewiesen, als es im Aus¬
beuten vorhandener Materialien, im Anwenden und Verbreiter der Er¬
gebnisse jüngster Forschungen sich versucht hat. Es ist wohl eine un-
lnugbare Thatsache, daß kein Gebiet der menschlichen Cultur, seit der
Kantischen Epoche, ohne allen Einfluß von'Seiten der Philosophie ge¬
blieben ist. Nicht bloß auf, den Unterricht und die' Aufklärung Haben
die philosophischen Systeme vielseitig eingewirkt;—und die Philosophie/
berufen, wie kein anderes Wissen, eine bleibende Schule im Leben zu
zu sein, fängt schon, ein, für die höhere intellectuelle Bildung die vor-
zugsweis humanistischen Studien zu überflügeln, — sondern für die ge¬
stimmte politische und, gesellschaftliche Welt.?, für den Fortschritt alles
Echttnenschlichen, für die freiere und sittliche Ansicht des Lebens und der
Geschichte, hat die Philosophie die mächtigsten Anregungen gegeben, und,
trotz der Irrthümer, die nebenher aufgetaucht sind, ohne Unterlaß ver¬
ständigend, läuternd und ordnend sich, bewährt. Die Philosophie weiß
es, ,daß sie kein abstraktes, müßig abgeschlossenes Sinnen sein soll, son¬
dern daß sie bestimmt ist, sowohl ihrerseits in den Gang der'menschli¬
chen, Dinge lehrend und richtend einzugreifen, als auch die Seele und
Fülle der Kräfte und Formen aus der Wirklichkeit, aus Natur und
Staat in sich aufzunehmen. Niemand, der sich berufen fühlt, durch
Wort und That vor die Welt zu treten, wird- ungestraft der wissen¬
schaftlichen Einflüsse, die unsere Zeit, immer dringender fordert, sich
entschlagen. Um aber'dem Zwiespalt zwischen Denken und Handeln,
zwischen Abstraktion und Thätigkeit, und den lähmenden Fesseln entseelen-
der Formeln zu entgehen, -welch anderes Mittel könnte es geben, ^ als
sich seines Wissens vollkommen Meister zu machen, um Mit dem Begriff
die Sache, den vollen, alle Geisteskräfte nährenden Inhalt des Denkens
zu erobern? Zwischen dem wahrhaft eindringenden Denken und dem Thun
findet in keinem Theile der menschlichen Bestimmung ein Widerstreit statt.
Wenn wir aber die Philosophie als einen Factor der Geschichte ansehn,
so sind wir. weit entfernt, damit bloß ihre einzelnen Ergebnisse, als
Praktische Maximen, 'im Sinne zu haben. Im Gegentheil, es handelt
sich immer zuerst um die wissenschaftlichen Fundamente, um die höchsten
und reinsten Wahrheiten. Die Macht der Wissenschaft liegt in den Prin¬
cipien; und wie wir sie überall scheitern sehen, wo-sie, diesen Mittel¬
punkt 'ihres Lebens verlassend, als dogmatisches Gebilde, als Gerüst
von Vorschriften und Satzungen ihre Geltung -sucht, ebenso finden wir
sie ohne, Dauer, Werth- und-Zuverlässigkeit, wo sie nicht aus'sich selbst,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/379>, abgerufen am 22.12.2024.