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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Die für die weiße Rose sich geopfert,
Umschwirrten mich mit bleicher Grabesfrage:
,/Jst dieß das Ziel von so viel Heißen Schlachten?
"Ist dieß das Ziel von all dem treuen Blute,
,/Das für Dein Haus aus tausend Todeswunden
"Verspritzt wir haben? Margarethe?, wie?
"War es Lancaster nicht, der Deinen Bruder
"Geschlachtet, Deines Vaters bleiches Haupt
"Vom Numpf, getrennt hat und zum Hohn es pflanzte
"Hoch auf die Thore seiner Stadt? Und Du
"Kannst ruhig schlafen, wenn die rothe Rose
, "Im Glück sich bläht?" -- Q Richard, wie die Nacht
Den Mvndeösüchtigen vom Lager jagt,
- Und blinden Aug's hinaus ihn zieht auf das
Gebälke seines Hauses, also jagte
Auch mich der Rache bleicher Mond bei Nacht
Von meinem Lager, blindlings folgt' ich ihm,
Ein jeder Weg war mir willkommen!

Pil

("ach -wer Pans-,)
ger Es waren schlimme Wege, die Ihr wähltet;
Doch ferne sei's, daß uns die erste Stunde
^ Durch Meinungsstreit verbittert werde,
Nur heißen Pflicht und Klugheit, jenen Richard
Bald zu entfernen

Margarethe Keine Zeit ist zu
Verlieren, jede Stunde wächst sein Ansehn,
Und meiner Macht droht er sich zu cntzich'n.

(Sie klingelt. Ein Diener erscheint,)
Man schicke allsogleich um Richard. (Di-mer -,b.)
Ach!
Ein Gott, ein rettender, bist Du erschienen,
Um aus der Lüge Band mich zu erlösen.
Nicht Trug, nicht Schattenbilder braucht es mehr,
Zu stürzen die Gewalt Lancasters;
Die Wahrheit führt das Banner unsrer Schaaren,
Und Recht und Licht wird bald sich offenbaren.

Aber Margaretha Hat sich verrechnet. DciS Schicksal der Menschen ist kein
Kartenspiel, wo um diejenigen bei Seite legt, die man nicht mehr braucht. Mar--


Die für die weiße Rose sich geopfert,
Umschwirrten mich mit bleicher Grabesfrage:
,/Jst dieß das Ziel von so viel Heißen Schlachten?
„Ist dieß das Ziel von all dem treuen Blute,
,/Das für Dein Haus aus tausend Todeswunden
„Verspritzt wir haben? Margarethe?, wie?
„War es Lancaster nicht, der Deinen Bruder
„Geschlachtet, Deines Vaters bleiches Haupt
"Vom Numpf, getrennt hat und zum Hohn es pflanzte
„Hoch auf die Thore seiner Stadt? Und Du
„Kannst ruhig schlafen, wenn die rothe Rose
, „Im Glück sich bläht?„ — Q Richard, wie die Nacht
Den Mvndeösüchtigen vom Lager jagt,
- Und blinden Aug's hinaus ihn zieht auf das
Gebälke seines Hauses, also jagte
Auch mich der Rache bleicher Mond bei Nacht
Von meinem Lager, blindlings folgt' ich ihm,
Ein jeder Weg war mir willkommen!

Pil

(«ach -wer Pans-,)
ger Es waren schlimme Wege, die Ihr wähltet;
Doch ferne sei's, daß uns die erste Stunde
^ Durch Meinungsstreit verbittert werde,
Nur heißen Pflicht und Klugheit, jenen Richard
Bald zu entfernen

Margarethe Keine Zeit ist zu
Verlieren, jede Stunde wächst sein Ansehn,
Und meiner Macht droht er sich zu cntzich'n.

(Sie klingelt. Ein Diener erscheint,)
Man schicke allsogleich um Richard. (Di-mer -,b.)
Ach!
Ein Gott, ein rettender, bist Du erschienen,
Um aus der Lüge Band mich zu erlösen.
Nicht Trug, nicht Schattenbilder braucht es mehr,
Zu stürzen die Gewalt Lancasters;
Die Wahrheit führt das Banner unsrer Schaaren,
Und Recht und Licht wird bald sich offenbaren.

Aber Margaretha Hat sich verrechnet. DciS Schicksal der Menschen ist kein
Kartenspiel, wo um diejenigen bei Seite legt, die man nicht mehr braucht. Mar--


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[0312] Die für die weiße Rose sich geopfert, Umschwirrten mich mit bleicher Grabesfrage: ,/Jst dieß das Ziel von so viel Heißen Schlachten? „Ist dieß das Ziel von all dem treuen Blute, ,/Das für Dein Haus aus tausend Todeswunden „Verspritzt wir haben? Margarethe?, wie? „War es Lancaster nicht, der Deinen Bruder „Geschlachtet, Deines Vaters bleiches Haupt "Vom Numpf, getrennt hat und zum Hohn es pflanzte „Hoch auf die Thore seiner Stadt? Und Du „Kannst ruhig schlafen, wenn die rothe Rose , „Im Glück sich bläht?„ — Q Richard, wie die Nacht Den Mvndeösüchtigen vom Lager jagt, - Und blinden Aug's hinaus ihn zieht auf das Gebälke seines Hauses, also jagte Auch mich der Rache bleicher Mond bei Nacht Von meinem Lager, blindlings folgt' ich ihm, Ein jeder Weg war mir willkommen! Pil («ach -wer Pans-,) ger Es waren schlimme Wege, die Ihr wähltet; Doch ferne sei's, daß uns die erste Stunde ^ Durch Meinungsstreit verbittert werde, Nur heißen Pflicht und Klugheit, jenen Richard Bald zu entfernen Margarethe Keine Zeit ist zu Verlieren, jede Stunde wächst sein Ansehn, Und meiner Macht droht er sich zu cntzich'n. (Sie klingelt. Ein Diener erscheint,) Man schicke allsogleich um Richard. (Di-mer -,b.) Ach! Ein Gott, ein rettender, bist Du erschienen, Um aus der Lüge Band mich zu erlösen. Nicht Trug, nicht Schattenbilder braucht es mehr, Zu stürzen die Gewalt Lancasters; Die Wahrheit führt das Banner unsrer Schaaren, Und Recht und Licht wird bald sich offenbaren. Aber Margaretha Hat sich verrechnet. DciS Schicksal der Menschen ist kein Kartenspiel, wo um diejenigen bei Seite legt, die man nicht mehr braucht. Mar--

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/312>, abgerufen am 22.12.2024.