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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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dieses letztern Erzeugnisses gelangt man endlich, mit Inbegriff des
Werthes des ausgeführten Flachses zu einer Schlußsumme von nicht
weniger als 63,000,000 Franken jährlichen Werthes für das, was Bel¬
gien in Flachs hervorbringt und verarbeitet. Zwei Drittel, wo nicht
gar drei Viertel des Verarbeiteten gehen in's Ausland, und bilden den
wichtigsten und ergiebigsten Handelszweig Belgiens. .....

Die Verarbeitung der Wolle ist, wie die Behandlung des Flachses,
ein Gewerbszweig, der von jeher ein sehr beträchtliches Contingent zu
Belgiens National-Wohlfahrt und Reichthum, geliefert hat. Während
mehrer Jahrhunderte gehörten die Wollfabriken von Ivern und Löwen
zu den vorzüglichsten von ganz Europa, und die nämlichen politischen
Begebenheiten, welche am meisten beigetragen haben, um die britische
Industrie zu heben und in Flor zu bringen, bewirkten auch die Verän¬
derung, in Folge welcher jener Ruf auf BervierS vererbt wurde. In
der That war Flandern das Land, aus welchem die Arbeiten hervorge¬
gangen find, die England den Weg gezeigt, auf dem es seitdem mit so
migemcin raschen Schritten vorwärts gekommen, sowie seinerseits Frank¬
reich es war, das ihm die gewerbfleißigen Hände geliefert, durch welche
es in die Geheimnisse der Leinwandfabrikation eingeweihet wurde. Wenn
wir heutigen Tags demnach uns nach englischen Ingenieuren, Mechani¬
kern und Maschinenbauern umsehen, um Bauten, Fabriken und andere
dergleichen Institute zu begründen, die denen des britischen Reichs den
Rang streitig machen sollen, so üben wir nur in Folge des Wechsels
aller irdischen Dinge das ^'us tslwnis, das Jahrhunderte nicht zu ver¬
jähren vermögen, und womit das Schicksal seine Beschlüsse gewisser¬
maßen zu rechtfertigen scheint.

Nur von einem Theile der wollenen Gewebe findet man den Ur-'
Stoff im Lande vorrcithig, während, wie wir gesehen Haben, nicht nur
alles im Lande fabrizirte Leinen von einheimischen, Flachse ist, sondern
noch eine erstaunliche Menge dieses letzteren für bedeutende Summen
ausgeführt wird. In dem einen Umstände ist der Grund für den an¬
dern zu suchen; was den FlachShandcl und Betrieb in Belgien so über¬
aus begünstigt, muß unsehlbar die Erzeugnisse der Wolle beschränken. -
Behufs des Flachsbaues wird eine mehr als gewöhnliche Zerstückelung
der Ländereien und eine zahlreiche compacte Bevölkerung erfordert; die'
Woll-, oder Schafzucht hingegen fordert schlechterdings ausgedehnte Land-
strecken mit sparsamer Bevölkerung. ''Ein Landbauer, der nur 10 oder


dieses letztern Erzeugnisses gelangt man endlich, mit Inbegriff des
Werthes des ausgeführten Flachses zu einer Schlußsumme von nicht
weniger als 63,000,000 Franken jährlichen Werthes für das, was Bel¬
gien in Flachs hervorbringt und verarbeitet. Zwei Drittel, wo nicht
gar drei Viertel des Verarbeiteten gehen in's Ausland, und bilden den
wichtigsten und ergiebigsten Handelszweig Belgiens. .....

Die Verarbeitung der Wolle ist, wie die Behandlung des Flachses,
ein Gewerbszweig, der von jeher ein sehr beträchtliches Contingent zu
Belgiens National-Wohlfahrt und Reichthum, geliefert hat. Während
mehrer Jahrhunderte gehörten die Wollfabriken von Ivern und Löwen
zu den vorzüglichsten von ganz Europa, und die nämlichen politischen
Begebenheiten, welche am meisten beigetragen haben, um die britische
Industrie zu heben und in Flor zu bringen, bewirkten auch die Verän¬
derung, in Folge welcher jener Ruf auf BervierS vererbt wurde. In
der That war Flandern das Land, aus welchem die Arbeiten hervorge¬
gangen find, die England den Weg gezeigt, auf dem es seitdem mit so
migemcin raschen Schritten vorwärts gekommen, sowie seinerseits Frank¬
reich es war, das ihm die gewerbfleißigen Hände geliefert, durch welche
es in die Geheimnisse der Leinwandfabrikation eingeweihet wurde. Wenn
wir heutigen Tags demnach uns nach englischen Ingenieuren, Mechani¬
kern und Maschinenbauern umsehen, um Bauten, Fabriken und andere
dergleichen Institute zu begründen, die denen des britischen Reichs den
Rang streitig machen sollen, so üben wir nur in Folge des Wechsels
aller irdischen Dinge das ^'us tslwnis, das Jahrhunderte nicht zu ver¬
jähren vermögen, und womit das Schicksal seine Beschlüsse gewisser¬
maßen zu rechtfertigen scheint.

Nur von einem Theile der wollenen Gewebe findet man den Ur-'
Stoff im Lande vorrcithig, während, wie wir gesehen Haben, nicht nur
alles im Lande fabrizirte Leinen von einheimischen, Flachse ist, sondern
noch eine erstaunliche Menge dieses letzteren für bedeutende Summen
ausgeführt wird. In dem einen Umstände ist der Grund für den an¬
dern zu suchen; was den FlachShandcl und Betrieb in Belgien so über¬
aus begünstigt, muß unsehlbar die Erzeugnisse der Wolle beschränken. -
Behufs des Flachsbaues wird eine mehr als gewöhnliche Zerstückelung
der Ländereien und eine zahlreiche compacte Bevölkerung erfordert; die'
Woll-, oder Schafzucht hingegen fordert schlechterdings ausgedehnte Land-
strecken mit sparsamer Bevölkerung. ''Ein Landbauer, der nur 10 oder


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[0163] dieses letztern Erzeugnisses gelangt man endlich, mit Inbegriff des Werthes des ausgeführten Flachses zu einer Schlußsumme von nicht weniger als 63,000,000 Franken jährlichen Werthes für das, was Bel¬ gien in Flachs hervorbringt und verarbeitet. Zwei Drittel, wo nicht gar drei Viertel des Verarbeiteten gehen in's Ausland, und bilden den wichtigsten und ergiebigsten Handelszweig Belgiens. ..... Die Verarbeitung der Wolle ist, wie die Behandlung des Flachses, ein Gewerbszweig, der von jeher ein sehr beträchtliches Contingent zu Belgiens National-Wohlfahrt und Reichthum, geliefert hat. Während mehrer Jahrhunderte gehörten die Wollfabriken von Ivern und Löwen zu den vorzüglichsten von ganz Europa, und die nämlichen politischen Begebenheiten, welche am meisten beigetragen haben, um die britische Industrie zu heben und in Flor zu bringen, bewirkten auch die Verän¬ derung, in Folge welcher jener Ruf auf BervierS vererbt wurde. In der That war Flandern das Land, aus welchem die Arbeiten hervorge¬ gangen find, die England den Weg gezeigt, auf dem es seitdem mit so migemcin raschen Schritten vorwärts gekommen, sowie seinerseits Frank¬ reich es war, das ihm die gewerbfleißigen Hände geliefert, durch welche es in die Geheimnisse der Leinwandfabrikation eingeweihet wurde. Wenn wir heutigen Tags demnach uns nach englischen Ingenieuren, Mechani¬ kern und Maschinenbauern umsehen, um Bauten, Fabriken und andere dergleichen Institute zu begründen, die denen des britischen Reichs den Rang streitig machen sollen, so üben wir nur in Folge des Wechsels aller irdischen Dinge das ^'us tslwnis, das Jahrhunderte nicht zu ver¬ jähren vermögen, und womit das Schicksal seine Beschlüsse gewisser¬ maßen zu rechtfertigen scheint. Nur von einem Theile der wollenen Gewebe findet man den Ur-' Stoff im Lande vorrcithig, während, wie wir gesehen Haben, nicht nur alles im Lande fabrizirte Leinen von einheimischen, Flachse ist, sondern noch eine erstaunliche Menge dieses letzteren für bedeutende Summen ausgeführt wird. In dem einen Umstände ist der Grund für den an¬ dern zu suchen; was den FlachShandcl und Betrieb in Belgien so über¬ aus begünstigt, muß unsehlbar die Erzeugnisse der Wolle beschränken. - Behufs des Flachsbaues wird eine mehr als gewöhnliche Zerstückelung der Ländereien und eine zahlreiche compacte Bevölkerung erfordert; die' Woll-, oder Schafzucht hingegen fordert schlechterdings ausgedehnte Land- strecken mit sparsamer Bevölkerung. ''Ein Landbauer, der nur 10 oder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/163>, abgerufen am 22.12.2024.