Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester. Nur dies und das dürft ihr nicht lerne" denken -- Sonst bleibt man euch ja väterlichst gewogen." Nur der Geist hat rechten Werth, und Alles durch ihn: "Des Mensche" echte Kost ist Gottes Wort, Weißt du nach Brot, nach Futter nur zu streben -- Schau, wie gemüthlich liegt der Ochse dort Im Gras und kaut. Geh, lege dich daneben-" Man sieht, des Dichters Seele ist ganz transparent vom Geist; alle andere Th. Seht. Heinrich Merz. Dr. Heinrich Merz, einer der kräftigste" und geistvollsten Schriftsteller, Nur dies und das dürft ihr nicht lerne» denken — Sonst bleibt man euch ja väterlichst gewogen." Nur der Geist hat rechten Werth, und Alles durch ihn: „Des Mensche» echte Kost ist Gottes Wort, Weißt du nach Brot, nach Futter nur zu streben — Schau, wie gemüthlich liegt der Ochse dort Im Gras und kaut. Geh, lege dich daneben-" Man sieht, des Dichters Seele ist ganz transparent vom Geist; alle andere Th. Seht. Heinrich Merz. Dr. Heinrich Merz, einer der kräftigste» und geistvollsten Schriftsteller, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0493" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267110"/> <lg xml:id="POEMID_50" prev="#POEMID_49" type="poem"> <l> Nur dies und das dürft ihr nicht lerne» denken —<lb/> Sonst bleibt man euch ja väterlichst gewogen."</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1360" next="#ID_1361"> Nur der Geist hat rechten Werth, und Alles durch ihn:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_51" type="poem"> <l> „Des Mensche» echte Kost ist Gottes Wort,<lb/> Weißt du nach Brot, nach Futter nur zu streben —<lb/> Schau, wie gemüthlich liegt der Ochse dort<lb/> Im Gras und kaut. Geh, lege dich daneben-"</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1361" prev="#ID_1360"> Man sieht, des Dichters Seele ist ganz transparent vom Geist; alle andere<lb/> Realität ist nur trüber Schein und gemeines Futter gegen den Glanz der<lb/> Wahrheit. Wäre der Verfasser nicht so klar und spekulativ, wir würden sa¬<lb/> ge», er sei des Geistes trunken. Wir räumen gern ein, daß seine abstracto<lb/> Weltanschauung, auf dem Gebiete, wo er uns heute begegnet, manches poeti¬<lb/> sche Samenkorn ausgehen lassen könne, weil seine Didaktik kein Formeln von<lb/> Sprüchen, sondern ein eigentliches Producircn von Gedanken ist. Doch kön¬<lb/> nen wir im Ganzen das Urtheil nicht zurückhalten, daß wir dem Geiste<lb/> mehr vertrauen würden, wenn er nicht so viel von sich selber redete.</p><lb/> <note type="byline"> Th. Seht.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Heinrich Merz.</head><lb/> <p xml:id="ID_1362"> Dr. Heinrich Merz, einer der kräftigste» und geistvollsten Schriftsteller,<lb/> welche in letzterer Zeit aufgetaucht sind, ist von Cotta für das Kunstblatt ge¬<lb/> wonnen worden. Ob er als wirklicher Redakteur dieses Blatt, welches jetzt<lb/> ohne Nennung eines solchen erscheint, —die Herrn Kugler und Förster sind nur<lb/> als Mitwirkende genannt — unterzeichnen wird, wissen wir noch nicht anzu¬<lb/> geben. Jedenfalls wird er von nun an in Stuttgart wohnen, wo er nach<lb/> einer im geistigen Interesse des erwähnten Blattes zurückgelegten Reise nach<lb/> London und Paris vor einigen Wochen angekommen ist. Wir machen unsere<lb/> Leser auf eine Reihe von Briefen über die Münchener Kunst und<lb/> Künstler aufmerksam, welche die Grenzboten aus der Feder dieses scharfsin¬<lb/> nigen Psychologen und Kunstkritikers in ihren nächsten Nummern bringen<lb/> werden, und welche Vieles muthig aussprechen, womit man bisher hinter dem<lb/> Berge gehalten hat. Hr. Merz ist Schwabe, Protestant und Theologe; dies<lb/> muß man wissen, um die Individualität dieses Schriftstellers gehörig zu<lb/> verstehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0493]
Nur dies und das dürft ihr nicht lerne» denken —
Sonst bleibt man euch ja väterlichst gewogen."
Nur der Geist hat rechten Werth, und Alles durch ihn:
„Des Mensche» echte Kost ist Gottes Wort,
Weißt du nach Brot, nach Futter nur zu streben —
Schau, wie gemüthlich liegt der Ochse dort
Im Gras und kaut. Geh, lege dich daneben-"
Man sieht, des Dichters Seele ist ganz transparent vom Geist; alle andere
Realität ist nur trüber Schein und gemeines Futter gegen den Glanz der
Wahrheit. Wäre der Verfasser nicht so klar und spekulativ, wir würden sa¬
ge», er sei des Geistes trunken. Wir räumen gern ein, daß seine abstracto
Weltanschauung, auf dem Gebiete, wo er uns heute begegnet, manches poeti¬
sche Samenkorn ausgehen lassen könne, weil seine Didaktik kein Formeln von
Sprüchen, sondern ein eigentliches Producircn von Gedanken ist. Doch kön¬
nen wir im Ganzen das Urtheil nicht zurückhalten, daß wir dem Geiste
mehr vertrauen würden, wenn er nicht so viel von sich selber redete.
Th. Seht.
Heinrich Merz.
Dr. Heinrich Merz, einer der kräftigste» und geistvollsten Schriftsteller,
welche in letzterer Zeit aufgetaucht sind, ist von Cotta für das Kunstblatt ge¬
wonnen worden. Ob er als wirklicher Redakteur dieses Blatt, welches jetzt
ohne Nennung eines solchen erscheint, —die Herrn Kugler und Förster sind nur
als Mitwirkende genannt — unterzeichnen wird, wissen wir noch nicht anzu¬
geben. Jedenfalls wird er von nun an in Stuttgart wohnen, wo er nach
einer im geistigen Interesse des erwähnten Blattes zurückgelegten Reise nach
London und Paris vor einigen Wochen angekommen ist. Wir machen unsere
Leser auf eine Reihe von Briefen über die Münchener Kunst und
Künstler aufmerksam, welche die Grenzboten aus der Feder dieses scharfsin¬
nigen Psychologen und Kunstkritikers in ihren nächsten Nummern bringen
werden, und welche Vieles muthig aussprechen, womit man bisher hinter dem
Berge gehalten hat. Hr. Merz ist Schwabe, Protestant und Theologe; dies
muß man wissen, um die Individualität dieses Schriftstellers gehörig zu
verstehen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |