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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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der mit einem der Redacteure zusammentraf, bat für die Beibehaltung dersel¬
ben.-- "So unbedeutend Ihnen die Nachrichten erscheinen," sagte er, , so ge¬
schieht es doch sehr häufig, daß wir erst auf diesem Wege erfahren, was inner¬
halb unserer Stadt vorgeht. -- . -- Einen Beleg zu dieser Behauptung finden
wir so eben in Fränkl's "Sonntagsblättern"; es heißt dort: -- "Eine Tän¬
zerin hat ihren unsterblichen Knöchel verrenkt." -- "Ein Mann spielt mit dem
Ellbogen Clavier." -- Dergleichen wichtige Nachrichten werden telegraphisch
schnell durch alle Blätter ausposaunt; dagegen erfuhren wir z. B. den Tod
des Bildhauers Schalter in Wien -- berühmt durch seine Statue Andreas
Hofer's -- hier in Wien erst durch die Augsburg er Allgemeine
Zaitun g."

Man scheint in Wien durchaus eine zweite Auflage des Libells: "Der
österreichische Parnaß" hervorrufen zu wollen. Jeden Augenblick kommen die
Blätter darauf zurück und machen durch ihre Polemik das Publikum auf
diese Schmutzfchrist neugierig. Bei all dem scheint man dort aus falscher
Fährte, so wie die unbedachtsame Anspielung in Fränkl's "Sonntagsblättern"
auf Rudolph Hirsch hinwies. Der wahre Verfasser lebt in Oesterreich und ist
heuchlerisch genug, am lautesten gegen sein Product zu schreien. Dem Redacteur
dieser Blätter, der persönlich in diesem Buche beschimpft und mit Koth bewor-
fen wird, ist aus dem Druckorte dieses Pasquills eine authentische Corre-
spondenz zugesandt worden, worin Verfasser, Verleger und die Mittelsperson
zwischen Beiden mit Namen angegeben wurden. Wir haben diese Korrespon¬
denz nicht mitgetheilt, weil wir nicht das Amt eines Denuncianten übernehmen
wollten. Um so unverzeihlicher ist es, wenn man auf einen bloßen, unbegründeten
Verdacht hin, an der Ehre eines Schriftstellers sich vergreift, der der Sache
ganz fremd war.

Die Rosen machen die Bemerkung, daß, wie oft auch der Herausgeber
der "Wiener Theaterzcitung" die Wohlthätigkeit seiner Mitbürger für Nothlei-
dende in Anspruch nimmt, er doch niemals umsonst bittet. Seine Sammlungen
sind stets von dem überraschendsten Erfolge begleitet: so weisen seine Listen von
der Mitte des vorigen Monats nach, daß bis dahin eingingen für die öster¬
reichische Stadt Steuer: 421vz Fi. C.M und 20 Duc. in Gold; sür Ham¬
burg: 1562 Fi. C.M. und 2Duc. in Gold; für Pofeg (Slavonien): K97^ Fl-
C.M. und 5 Duc. in Gold; für Hirschberg (Böhmen) 135; Fi. C.M. und
I Duc. in Gold.




der mit einem der Redacteure zusammentraf, bat für die Beibehaltung dersel¬
ben.— „So unbedeutend Ihnen die Nachrichten erscheinen," sagte er, , so ge¬
schieht es doch sehr häufig, daß wir erst auf diesem Wege erfahren, was inner¬
halb unserer Stadt vorgeht. — . — Einen Beleg zu dieser Behauptung finden
wir so eben in Fränkl's „Sonntagsblättern"; es heißt dort: — „Eine Tän¬
zerin hat ihren unsterblichen Knöchel verrenkt." — „Ein Mann spielt mit dem
Ellbogen Clavier." — Dergleichen wichtige Nachrichten werden telegraphisch
schnell durch alle Blätter ausposaunt; dagegen erfuhren wir z. B. den Tod
des Bildhauers Schalter in Wien — berühmt durch seine Statue Andreas
Hofer's — hier in Wien erst durch die Augsburg er Allgemeine
Zaitun g."

Man scheint in Wien durchaus eine zweite Auflage des Libells: „Der
österreichische Parnaß" hervorrufen zu wollen. Jeden Augenblick kommen die
Blätter darauf zurück und machen durch ihre Polemik das Publikum auf
diese Schmutzfchrist neugierig. Bei all dem scheint man dort aus falscher
Fährte, so wie die unbedachtsame Anspielung in Fränkl's „Sonntagsblättern"
auf Rudolph Hirsch hinwies. Der wahre Verfasser lebt in Oesterreich und ist
heuchlerisch genug, am lautesten gegen sein Product zu schreien. Dem Redacteur
dieser Blätter, der persönlich in diesem Buche beschimpft und mit Koth bewor-
fen wird, ist aus dem Druckorte dieses Pasquills eine authentische Corre-
spondenz zugesandt worden, worin Verfasser, Verleger und die Mittelsperson
zwischen Beiden mit Namen angegeben wurden. Wir haben diese Korrespon¬
denz nicht mitgetheilt, weil wir nicht das Amt eines Denuncianten übernehmen
wollten. Um so unverzeihlicher ist es, wenn man auf einen bloßen, unbegründeten
Verdacht hin, an der Ehre eines Schriftstellers sich vergreift, der der Sache
ganz fremd war.

Die Rosen machen die Bemerkung, daß, wie oft auch der Herausgeber
der „Wiener Theaterzcitung" die Wohlthätigkeit seiner Mitbürger für Nothlei-
dende in Anspruch nimmt, er doch niemals umsonst bittet. Seine Sammlungen
sind stets von dem überraschendsten Erfolge begleitet: so weisen seine Listen von
der Mitte des vorigen Monats nach, daß bis dahin eingingen für die öster¬
reichische Stadt Steuer: 421vz Fi. C.M und 20 Duc. in Gold; sür Ham¬
burg: 1562 Fi. C.M. und 2Duc. in Gold; für Pofeg (Slavonien): K97^ Fl-
C.M. und 5 Duc. in Gold; für Hirschberg (Böhmen) 135; Fi. C.M. und
I Duc. in Gold.




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[0397] der mit einem der Redacteure zusammentraf, bat für die Beibehaltung dersel¬ ben.— „So unbedeutend Ihnen die Nachrichten erscheinen," sagte er, , so ge¬ schieht es doch sehr häufig, daß wir erst auf diesem Wege erfahren, was inner¬ halb unserer Stadt vorgeht. — . — Einen Beleg zu dieser Behauptung finden wir so eben in Fränkl's „Sonntagsblättern"; es heißt dort: — „Eine Tän¬ zerin hat ihren unsterblichen Knöchel verrenkt." — „Ein Mann spielt mit dem Ellbogen Clavier." — Dergleichen wichtige Nachrichten werden telegraphisch schnell durch alle Blätter ausposaunt; dagegen erfuhren wir z. B. den Tod des Bildhauers Schalter in Wien — berühmt durch seine Statue Andreas Hofer's — hier in Wien erst durch die Augsburg er Allgemeine Zaitun g." Man scheint in Wien durchaus eine zweite Auflage des Libells: „Der österreichische Parnaß" hervorrufen zu wollen. Jeden Augenblick kommen die Blätter darauf zurück und machen durch ihre Polemik das Publikum auf diese Schmutzfchrist neugierig. Bei all dem scheint man dort aus falscher Fährte, so wie die unbedachtsame Anspielung in Fränkl's „Sonntagsblättern" auf Rudolph Hirsch hinwies. Der wahre Verfasser lebt in Oesterreich und ist heuchlerisch genug, am lautesten gegen sein Product zu schreien. Dem Redacteur dieser Blätter, der persönlich in diesem Buche beschimpft und mit Koth bewor- fen wird, ist aus dem Druckorte dieses Pasquills eine authentische Corre- spondenz zugesandt worden, worin Verfasser, Verleger und die Mittelsperson zwischen Beiden mit Namen angegeben wurden. Wir haben diese Korrespon¬ denz nicht mitgetheilt, weil wir nicht das Amt eines Denuncianten übernehmen wollten. Um so unverzeihlicher ist es, wenn man auf einen bloßen, unbegründeten Verdacht hin, an der Ehre eines Schriftstellers sich vergreift, der der Sache ganz fremd war. Die Rosen machen die Bemerkung, daß, wie oft auch der Herausgeber der „Wiener Theaterzcitung" die Wohlthätigkeit seiner Mitbürger für Nothlei- dende in Anspruch nimmt, er doch niemals umsonst bittet. Seine Sammlungen sind stets von dem überraschendsten Erfolge begleitet: so weisen seine Listen von der Mitte des vorigen Monats nach, daß bis dahin eingingen für die öster¬ reichische Stadt Steuer: 421vz Fi. C.M und 20 Duc. in Gold; sür Ham¬ burg: 1562 Fi. C.M. und 2Duc. in Gold; für Pofeg (Slavonien): K97^ Fl- C.M. und 5 Duc. in Gold; für Hirschberg (Böhmen) 135; Fi. C.M. und I Duc. in Gold.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/397>, abgerufen am 29.06.2024.