Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.Ein Gedicht "onSenau. Lenau, der in letzter Zeit ziemlich still geworden, hat in Fränkl's Sonn- Der Eichenwald im Winde rauscht, Im Schatten still der Räuber lauscht, Ob nicht ein Wagen auf der Bahn Fern rollt heran. Der Räuber ist ein Schweinehirt, Die Heerde grunzend wühlt und irrt Im Wald herum, der Räuber steht Am Baum und späht. Er hält den Stock mit scharfem Beil In brauner Faust, den Todeskcil. Worauf der Hirt im Wurfe schnellt Sein Beil, das fällt. Wählt aus der Heerd' er sich ein Stück, So fliegt die Hacke in's Genick, Und lautlos sinkt der Eichelmast Entseelter Gast. Und ist's ein Mensch mit Geld und Gut, So meint der Hirt: es ist sein Blut Nicht anders, auch nur roth und warm, Und ich bin arm. Officielle Kritik in Berlin. Die fgtale Stellung, in welche der Kunsthistoriker Franz Kugler in neue¬ Ein Gedicht »onSenau. Lenau, der in letzter Zeit ziemlich still geworden, hat in Fränkl's Sonn- Der Eichenwald im Winde rauscht, Im Schatten still der Räuber lauscht, Ob nicht ein Wagen auf der Bahn Fern rollt heran. Der Räuber ist ein Schweinehirt, Die Heerde grunzend wühlt und irrt Im Wald herum, der Räuber steht Am Baum und späht. Er hält den Stock mit scharfem Beil In brauner Faust, den Todeskcil. Worauf der Hirt im Wurfe schnellt Sein Beil, das fällt. Wählt aus der Heerd' er sich ein Stück, So fliegt die Hacke in's Genick, Und lautlos sinkt der Eichelmast Entseelter Gast. Und ist's ein Mensch mit Geld und Gut, So meint der Hirt: es ist sein Blut Nicht anders, auch nur roth und warm, Und ich bin arm. Officielle Kritik in Berlin. Die fgtale Stellung, in welche der Kunsthistoriker Franz Kugler in neue¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0255" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266872"/> </div> <div n="3"> <head> Ein Gedicht »onSenau.</head><lb/> <p xml:id="ID_658"> Lenau, der in letzter Zeit ziemlich still geworden, hat in Fränkl's Sonn-<lb/> tagsblättern ein kleines Gedicht „der Räuber im Bakony" drucken lassen, wel¬<lb/> ches in einer einzigen Pointe die tiefste Wunde unserer gesellschaftlichen Zustände,<lb/> den ganzen Kampf der Armen gegen die Besitzenden, aus welchem der Commu¬<lb/> nismus und der Chartismus hervorgewachsen, trifft. Wir theilen es hier mit:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_14" type="poem"> <l> Der Eichenwald im Winde rauscht,<lb/> Im Schatten still der Räuber lauscht,<lb/> Ob nicht ein Wagen auf der Bahn<lb/> Fern rollt heran.</l> <l> Der Räuber ist ein Schweinehirt,<lb/> Die Heerde grunzend wühlt und irrt<lb/> Im Wald herum, der Räuber steht<lb/> Am Baum und späht.</l> <l> Er hält den Stock mit scharfem Beil<lb/> In brauner Faust, den Todeskcil.<lb/> Worauf der Hirt im Wurfe schnellt<lb/> Sein Beil, das fällt.</l> <l> Wählt aus der Heerd' er sich ein Stück,<lb/> So fliegt die Hacke in's Genick,<lb/> Und lautlos sinkt der Eichelmast<lb/> Entseelter Gast.</l> <l> Und ist's ein Mensch mit Geld und Gut,<lb/> So meint der Hirt: es ist sein Blut<lb/> Nicht anders, auch nur roth und warm,<lb/> Und ich bin arm.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="3"> <head> Officielle Kritik in Berlin.</head><lb/> <p xml:id="ID_659" next="#ID_660"> Die fgtale Stellung, in welche der Kunsthistoriker Franz Kugler in neue¬<lb/> ster Zeit gerathen ist, kommt einzig und allein aus der Vernachlässigung der<lb/> alten Regel: Erst freie die Tochter, dann werbe beim Vater. Franz Kugler<lb/> hat zuerst beim Vater geworben und hat nun von der Tochter einen Korb<lb/> bekommen. Es wird Jeden, der die werthvollen Schriften Kugler's kennt, un¬<lb/> angenehm berühren, daß der Senat der Kunstakademie ihm die Aufnahme ver¬<lb/> weigerte ; und dennoch muß man diesem Schritte der Akademie allgemeinen Bei</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0255]
Ein Gedicht »onSenau.
Lenau, der in letzter Zeit ziemlich still geworden, hat in Fränkl's Sonn-
tagsblättern ein kleines Gedicht „der Räuber im Bakony" drucken lassen, wel¬
ches in einer einzigen Pointe die tiefste Wunde unserer gesellschaftlichen Zustände,
den ganzen Kampf der Armen gegen die Besitzenden, aus welchem der Commu¬
nismus und der Chartismus hervorgewachsen, trifft. Wir theilen es hier mit:
Der Eichenwald im Winde rauscht,
Im Schatten still der Räuber lauscht,
Ob nicht ein Wagen auf der Bahn
Fern rollt heran. Der Räuber ist ein Schweinehirt,
Die Heerde grunzend wühlt und irrt
Im Wald herum, der Räuber steht
Am Baum und späht. Er hält den Stock mit scharfem Beil
In brauner Faust, den Todeskcil.
Worauf der Hirt im Wurfe schnellt
Sein Beil, das fällt. Wählt aus der Heerd' er sich ein Stück,
So fliegt die Hacke in's Genick,
Und lautlos sinkt der Eichelmast
Entseelter Gast. Und ist's ein Mensch mit Geld und Gut,
So meint der Hirt: es ist sein Blut
Nicht anders, auch nur roth und warm,
Und ich bin arm.
Officielle Kritik in Berlin.
Die fgtale Stellung, in welche der Kunsthistoriker Franz Kugler in neue¬
ster Zeit gerathen ist, kommt einzig und allein aus der Vernachlässigung der
alten Regel: Erst freie die Tochter, dann werbe beim Vater. Franz Kugler
hat zuerst beim Vater geworben und hat nun von der Tochter einen Korb
bekommen. Es wird Jeden, der die werthvollen Schriften Kugler's kennt, un¬
angenehm berühren, daß der Senat der Kunstakademie ihm die Aufnahme ver¬
weigerte ; und dennoch muß man diesem Schritte der Akademie allgemeinen Bei
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