Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester. Noch standest Du in Frankreichs Heldenchor, Als siegreich flatterte das Tricvlor; Doch bald hast Du in ruheloser Flucht, Dein Haupt zu betten, einen Stein gesucht. Am Fürstenhöfe wie im Bürgerhaus, Scheu rüstest Du von Deinen Fahrten aus; Im Alpenhorst wie in der neuen Welt, O Vielgeprüfter, schlugst Du auf Dein Zelt. Da schautest Du in ihrer Nichtigkeit Die Scheintrophäen alt- und neuer Zeit; Du sahest tiefer in das Weltgeschick, Und jede Täuschung schwand vor Deinen Blick. Im Städtchen, wo Du hieltest kurze Ruh, Im alten Klosterraum, erklärtest Du Die Weltenkugel Deinem Schüler!)auf; Du thatest wohl! Du kennest ihren Laus. Als nun erschienen war Dein großer Tag, Da zeigtest Du, was Menschenkunst vermag. Du schafftest ruhelos in That und Wort, Und rechnetest und harrest immerfort; Du glaubtest, wenn Dein Werk Du angeschaut, Es sür ein Menschenalter doch gebaut, ^-- Und da Du ruhen wolltest, trifft der Schlag Vernichtend auf Dein Haus am hellen Tag! Da wurden Viele wohl vom Schmerz erfaßt, Die Dich als Mann gefürchtet und gehaßt; Und Manchem eine Thräne still entfloß, Der nie um einen König sie vergoß. Wohl magst Du, jeder Erdenlust beraubt, Zur Grube tragen Dein gebeugtes Haupt, Da von der Pferde Huf zu dieser Frist Die schönste Hoffnung Dir zertreten ist. Noch standest Du in Frankreichs Heldenchor, Als siegreich flatterte das Tricvlor; Doch bald hast Du in ruheloser Flucht, Dein Haupt zu betten, einen Stein gesucht. Am Fürstenhöfe wie im Bürgerhaus, Scheu rüstest Du von Deinen Fahrten aus; Im Alpenhorst wie in der neuen Welt, O Vielgeprüfter, schlugst Du auf Dein Zelt. Da schautest Du in ihrer Nichtigkeit Die Scheintrophäen alt- und neuer Zeit; Du sahest tiefer in das Weltgeschick, Und jede Täuschung schwand vor Deinen Blick. Im Städtchen, wo Du hieltest kurze Ruh, Im alten Klosterraum, erklärtest Du Die Weltenkugel Deinem Schüler!)auf; Du thatest wohl! Du kennest ihren Laus. Als nun erschienen war Dein großer Tag, Da zeigtest Du, was Menschenkunst vermag. Du schafftest ruhelos in That und Wort, Und rechnetest und harrest immerfort; Du glaubtest, wenn Dein Werk Du angeschaut, Es sür ein Menschenalter doch gebaut, ^— Und da Du ruhen wolltest, trifft der Schlag Vernichtend auf Dein Haus am hellen Tag! Da wurden Viele wohl vom Schmerz erfaßt, Die Dich als Mann gefürchtet und gehaßt; Und Manchem eine Thräne still entfloß, Der nie um einen König sie vergoß. Wohl magst Du, jeder Erdenlust beraubt, Zur Grube tragen Dein gebeugtes Haupt, Da von der Pferde Huf zu dieser Frist Die schönste Hoffnung Dir zertreten ist. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0201" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266818"/> <lg xml:id="POEMID_10" type="poem"> <l> Noch standest Du in Frankreichs Heldenchor,<lb/> Als siegreich flatterte das Tricvlor;<lb/> Doch bald hast Du in ruheloser Flucht,<lb/> Dein Haupt zu betten, einen Stein gesucht.<lb/> Am Fürstenhöfe wie im Bürgerhaus,<lb/> Scheu rüstest Du von Deinen Fahrten aus;<lb/> Im Alpenhorst wie in der neuen Welt,<lb/> O Vielgeprüfter, schlugst Du auf Dein Zelt.</l> <l> Da schautest Du in ihrer Nichtigkeit<lb/> Die Scheintrophäen alt- und neuer Zeit;<lb/> Du sahest tiefer in das Weltgeschick,<lb/> Und jede Täuschung schwand vor Deinen Blick.<lb/> Im Städtchen, wo Du hieltest kurze Ruh,<lb/> Im alten Klosterraum, erklärtest Du<lb/> Die Weltenkugel Deinem Schüler!)auf;<lb/> Du thatest wohl! Du kennest ihren Laus.</l> <l> Als nun erschienen war Dein großer Tag,<lb/> Da zeigtest Du, was Menschenkunst vermag.<lb/> Du schafftest ruhelos in That und Wort,<lb/> Und rechnetest und harrest immerfort;<lb/> Du glaubtest, wenn Dein Werk Du angeschaut,<lb/> Es sür ein Menschenalter doch gebaut, ^—<lb/> Und da Du ruhen wolltest, trifft der Schlag<lb/> Vernichtend auf Dein Haus am hellen Tag!</l> <l> Da wurden Viele wohl vom Schmerz erfaßt,<lb/> Die Dich als Mann gefürchtet und gehaßt;<lb/> Und Manchem eine Thräne still entfloß,<lb/> Der nie um einen König sie vergoß.<lb/> Wohl magst Du, jeder Erdenlust beraubt,<lb/> Zur Grube tragen Dein gebeugtes Haupt,<lb/> Da von der Pferde Huf zu dieser Frist<lb/> Die schönste Hoffnung Dir zertreten ist.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0201]
Noch standest Du in Frankreichs Heldenchor,
Als siegreich flatterte das Tricvlor;
Doch bald hast Du in ruheloser Flucht,
Dein Haupt zu betten, einen Stein gesucht.
Am Fürstenhöfe wie im Bürgerhaus,
Scheu rüstest Du von Deinen Fahrten aus;
Im Alpenhorst wie in der neuen Welt,
O Vielgeprüfter, schlugst Du auf Dein Zelt. Da schautest Du in ihrer Nichtigkeit
Die Scheintrophäen alt- und neuer Zeit;
Du sahest tiefer in das Weltgeschick,
Und jede Täuschung schwand vor Deinen Blick.
Im Städtchen, wo Du hieltest kurze Ruh,
Im alten Klosterraum, erklärtest Du
Die Weltenkugel Deinem Schüler!)auf;
Du thatest wohl! Du kennest ihren Laus. Als nun erschienen war Dein großer Tag,
Da zeigtest Du, was Menschenkunst vermag.
Du schafftest ruhelos in That und Wort,
Und rechnetest und harrest immerfort;
Du glaubtest, wenn Dein Werk Du angeschaut,
Es sür ein Menschenalter doch gebaut, ^—
Und da Du ruhen wolltest, trifft der Schlag
Vernichtend auf Dein Haus am hellen Tag! Da wurden Viele wohl vom Schmerz erfaßt,
Die Dich als Mann gefürchtet und gehaßt;
Und Manchem eine Thräne still entfloß,
Der nie um einen König sie vergoß.
Wohl magst Du, jeder Erdenlust beraubt,
Zur Grube tragen Dein gebeugtes Haupt,
Da von der Pferde Huf zu dieser Frist
Die schönste Hoffnung Dir zertreten ist.
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