Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.September-Scenen. Die vier Tage. Als vor 11 Jahren im Juli die Pariser durch einen kurzen Kampf sich Diese Tage, vom 23. bis 26. September, feiert die belgische Haupt¬ Man hat in Brüssel eine barocke Manier, religiöse Ceremonien bei September-Scenen. Die vier Tage. Als vor 11 Jahren im Juli die Pariser durch einen kurzen Kampf sich Diese Tage, vom 23. bis 26. September, feiert die belgische Haupt¬ Man hat in Brüssel eine barocke Manier, religiöse Ceremonien bei <TEI> <text> <body> <pb corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179428" facs="#f0045" n="37"/> <div n="1"> <head>September-Scenen.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head>Die vier Tage.</head><lb/> <p>Als vor 11 Jahren im Juli die Pariser durch einen kurzen Kampf sich<lb/> nach ihrer Meinung die Freiheit erobert hatten, da fand das Waffengeräusch<lb/> ein willkommenes Echo in den Staaten des südlichen Niederlandes. Lang ge¬<lb/> trennte Feinde reichten sich in gleichem Hasse gegen den Selbstherrscher und Anders¬<lb/> gläubigen die Hände; ein viertägiges Gefecht schnitt die bisherige Ordnung<lb/> auseinander, und begründete den unabhängigen, jungen Staat der Belgier.</p><lb/> <p>Diese Tage, vom 23. bis 26. September, feiert die belgische Haupt¬<lb/> stadt alljährlich, da dieses Ereigniß, namentlich für sie, ein Quell von Glück,<lb/> Unabhängigkeit und steigenden: Reichthum geworden ist, und scheinbar un-<lb/> interessirt, sucht sie ihre Freude mit so vielen Provinzialen, als möglich zu<lb/> theilen. Ein zweites Korinth oder Elis ladet Brüssel die besten Musiker,<lb/> Bogen- und Rohrschützen, Ballspieler und Pferdebesitzer des ganzen König¬<lb/> reichs zu feierlichen Wettspielen ein, sucht ihnen den Aufenthalt in seinen<lb/> Mauern so angenehm wie möglich zu machen, und entläßt die Sieger reich¬<lb/> lich beschenkt und hoch geehrt. Und die harrenden Angehörigen, die nicht<lb/> mitkonnten zu den schönen Festen, ziehen den Siegreichen im Triumphzuge<lb/> entgegen und Stadt und Provinz erquicken sich in naiver Freude jahrelang<lb/> an der Erinnerung des errungenen Sieges. — Die Feier beginnt herkömmlicher<lb/> Weise mit einen: Requiem für die gefallenen Opfer in der Parkschlacht;<lb/> dießmal war die Musik von Cherubini. Aber wer kann die Musik bei sol¬<lb/> cher Gelegenheit beachten?</p><lb/> <p>Man hat in Brüssel eine barocke Manier, religiöse Ceremonien bei<lb/> Staats- und Stadtfeierlichkeiten zu begehen. Der ganze innere Theil der<lb/> Kirche wird an solchen Tagen mit einem Spaliere von Soldaten umstellt,<lb/> die unter Trommelschlag in das in unwilligem Wiederhall erdröhnende Ge¬<lb/> bäude einziehen und dazu dienen, das Volk in den Gängen von den<lb/> <fw place="bottom" type="sig"/><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0045]
September-Scenen.
Die vier Tage.
Als vor 11 Jahren im Juli die Pariser durch einen kurzen Kampf sich
nach ihrer Meinung die Freiheit erobert hatten, da fand das Waffengeräusch
ein willkommenes Echo in den Staaten des südlichen Niederlandes. Lang ge¬
trennte Feinde reichten sich in gleichem Hasse gegen den Selbstherrscher und Anders¬
gläubigen die Hände; ein viertägiges Gefecht schnitt die bisherige Ordnung
auseinander, und begründete den unabhängigen, jungen Staat der Belgier.
Diese Tage, vom 23. bis 26. September, feiert die belgische Haupt¬
stadt alljährlich, da dieses Ereigniß, namentlich für sie, ein Quell von Glück,
Unabhängigkeit und steigenden: Reichthum geworden ist, und scheinbar un-
interessirt, sucht sie ihre Freude mit so vielen Provinzialen, als möglich zu
theilen. Ein zweites Korinth oder Elis ladet Brüssel die besten Musiker,
Bogen- und Rohrschützen, Ballspieler und Pferdebesitzer des ganzen König¬
reichs zu feierlichen Wettspielen ein, sucht ihnen den Aufenthalt in seinen
Mauern so angenehm wie möglich zu machen, und entläßt die Sieger reich¬
lich beschenkt und hoch geehrt. Und die harrenden Angehörigen, die nicht
mitkonnten zu den schönen Festen, ziehen den Siegreichen im Triumphzuge
entgegen und Stadt und Provinz erquicken sich in naiver Freude jahrelang
an der Erinnerung des errungenen Sieges. — Die Feier beginnt herkömmlicher
Weise mit einen: Requiem für die gefallenen Opfer in der Parkschlacht;
dießmal war die Musik von Cherubini. Aber wer kann die Musik bei sol¬
cher Gelegenheit beachten?
Man hat in Brüssel eine barocke Manier, religiöse Ceremonien bei
Staats- und Stadtfeierlichkeiten zu begehen. Der ganze innere Theil der
Kirche wird an solchen Tagen mit einem Spaliere von Soldaten umstellt,
die unter Trommelschlag in das in unwilligem Wiederhall erdröhnende Ge¬
bäude einziehen und dazu dienen, das Volk in den Gängen von den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T17:23:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1).
(2013-11-19T17:23:38Z)
Weitere Informationen:Art der Texterfassung: OCR.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |