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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Politische Stimmen aus Belgien.


I

-Die belgische Journalistik hat im Ganzen eine Achtung gebietende Stel¬
lung eingenommen, und erfüllt die Aufgabe, ein redliches Organ zu sein,
für die bei der betreffenden Parthei in den Vordergrund gestellten politischen
Principien mit lobenswerthem Eifer und Talent. Das Uebel liegt nur da¬
rin, daß die Tagsblätter zum Theil von Ausländern redigirt, kein getreues
Abbild der öffentlichen Meinung in ihrer Beziehung zum Auslande bieten
können, und dieß ist um so schlimmer, als die Journalstimmen fast die
einzigen sind, die nach Deutschland hinübertönen. Die einheimischen Publi-
cisten sprechen ihre Ansichten mehr in Broschüren aus, wo man seinen Na¬
men nennt, und als Belgier zu Belgien spricht. In einer der letzten Num¬
mern der Grenzboten wurde in einem Artikel über die orangistische Ver¬
schwörung gezeigt, wie nöthig es sei, daß Belgien seinen Ruf wahre, den
es so sehr verdient, den Ruf eines Volkes, das seiner Unabhängigkeit und
des ihm so reichlich zugemessenen Maaßes der Freiheit froh und würdig ist.
Wir glauben an die Zukunft dieses Landes, und hoffen, daß es einst eine wür¬
dige Stellung im Nationenbunde als vermittelndes Element des europäi¬
schen Lebens einnehmen werde. Darum halten wir es für unsre schönste
Aufgabe, das unsrige zu dieser Vermittlung beizutragen, und das thun wir
wohl am sichersten, wenn wir unser Vaterland mit denjenigen Stimmen
aus Belgien bekannt machen, die ihm brüderlich das Wort reden und den
Vorwurf Lügen strafen, als sei Belgien der Affe Frankreichs, als sei das
Gefühl der Nationalunabhängigkcit in den Belgiern nicht tief gewurzelt.
Wir beginnen mit einer Schrift des Herrn I. G., eines durch amtliche
Stellung, und die allgemeine Achtung, die er genießt, ausgezeichneten Man¬
nes. Die Schrift heißt: "Belgiens Verhältnisse im Falle eines Kriegs."
Wir beginnen damit, obgleich sie schon im vorigen Jahre, zur Zeit, wo

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Politische Stimmen aus Belgien.


I

-Die belgische Journalistik hat im Ganzen eine Achtung gebietende Stel¬
lung eingenommen, und erfüllt die Aufgabe, ein redliches Organ zu sein,
für die bei der betreffenden Parthei in den Vordergrund gestellten politischen
Principien mit lobenswerthem Eifer und Talent. Das Uebel liegt nur da¬
rin, daß die Tagsblätter zum Theil von Ausländern redigirt, kein getreues
Abbild der öffentlichen Meinung in ihrer Beziehung zum Auslande bieten
können, und dieß ist um so schlimmer, als die Journalstimmen fast die
einzigen sind, die nach Deutschland hinübertönen. Die einheimischen Publi-
cisten sprechen ihre Ansichten mehr in Broschüren aus, wo man seinen Na¬
men nennt, und als Belgier zu Belgien spricht. In einer der letzten Num¬
mern der Grenzboten wurde in einem Artikel über die orangistische Ver¬
schwörung gezeigt, wie nöthig es sei, daß Belgien seinen Ruf wahre, den
es so sehr verdient, den Ruf eines Volkes, das seiner Unabhängigkeit und
des ihm so reichlich zugemessenen Maaßes der Freiheit froh und würdig ist.
Wir glauben an die Zukunft dieses Landes, und hoffen, daß es einst eine wür¬
dige Stellung im Nationenbunde als vermittelndes Element des europäi¬
schen Lebens einnehmen werde. Darum halten wir es für unsre schönste
Aufgabe, das unsrige zu dieser Vermittlung beizutragen, und das thun wir
wohl am sichersten, wenn wir unser Vaterland mit denjenigen Stimmen
aus Belgien bekannt machen, die ihm brüderlich das Wort reden und den
Vorwurf Lügen strafen, als sei Belgien der Affe Frankreichs, als sei das
Gefühl der Nationalunabhängigkcit in den Belgiern nicht tief gewurzelt.
Wir beginnen mit einer Schrift des Herrn I. G., eines durch amtliche
Stellung, und die allgemeine Achtung, die er genießt, ausgezeichneten Man¬
nes. Die Schrift heißt: „Belgiens Verhältnisse im Falle eines Kriegs.〟
Wir beginnen damit, obgleich sie schon im vorigen Jahre, zur Zeit, wo

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[233/0241] Politische Stimmen aus Belgien. I -Die belgische Journalistik hat im Ganzen eine Achtung gebietende Stel¬ lung eingenommen, und erfüllt die Aufgabe, ein redliches Organ zu sein, für die bei der betreffenden Parthei in den Vordergrund gestellten politischen Principien mit lobenswerthem Eifer und Talent. Das Uebel liegt nur da¬ rin, daß die Tagsblätter zum Theil von Ausländern redigirt, kein getreues Abbild der öffentlichen Meinung in ihrer Beziehung zum Auslande bieten können, und dieß ist um so schlimmer, als die Journalstimmen fast die einzigen sind, die nach Deutschland hinübertönen. Die einheimischen Publi- cisten sprechen ihre Ansichten mehr in Broschüren aus, wo man seinen Na¬ men nennt, und als Belgier zu Belgien spricht. In einer der letzten Num¬ mern der Grenzboten wurde in einem Artikel über die orangistische Ver¬ schwörung gezeigt, wie nöthig es sei, daß Belgien seinen Ruf wahre, den es so sehr verdient, den Ruf eines Volkes, das seiner Unabhängigkeit und des ihm so reichlich zugemessenen Maaßes der Freiheit froh und würdig ist. Wir glauben an die Zukunft dieses Landes, und hoffen, daß es einst eine wür¬ dige Stellung im Nationenbunde als vermittelndes Element des europäi¬ schen Lebens einnehmen werde. Darum halten wir es für unsre schönste Aufgabe, das unsrige zu dieser Vermittlung beizutragen, und das thun wir wohl am sichersten, wenn wir unser Vaterland mit denjenigen Stimmen aus Belgien bekannt machen, die ihm brüderlich das Wort reden und den Vorwurf Lügen strafen, als sei Belgien der Affe Frankreichs, als sei das Gefühl der Nationalunabhängigkcit in den Belgiern nicht tief gewurzelt. Wir beginnen mit einer Schrift des Herrn I. G., eines durch amtliche Stellung, und die allgemeine Achtung, die er genießt, ausgezeichneten Man¬ nes. Die Schrift heißt: „Belgiens Verhältnisse im Falle eines Kriegs.〟 Wir beginnen damit, obgleich sie schon im vorigen Jahre, zur Zeit, wo 3t

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/241>, abgerufen am 23.11.2024.