Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Also ergieng es auch bey diesen zwo-Armeen/
Sie musten manchen Schlag bald dort/ bald da außstehen
Eh jede wiederum/ wie vor/ den Glantz bekam.
Als Käyser Ferdinand von diesem Thun vernahm/
und daß es noch nicht gar nach Wundsche wolte kommen/
Ob schon der Sieg einmal vom Feinde war genommen/
Sah man auch seine Macht zertheilt. Die Helffte zog/
Jn zwantzig tausend starck/ nach Böhäimb und bewog
Cur-Sachsens Macht heraus. Die Helffte gleicher Män-
ge

Zog an dem krummen Meyn und Necker in die Länge/
und hatte manchen Sieg ob mancher feinen Standt.
Heylbronn gieng wea nach dem es wol aufochten hatt'.
Und nun gieng auch das Schloß von Würtzburg aus den
Händen.
Es war bey dieser Zeit solch Ding nicht abzuwenden.
Jch rede von dem Schloß/ die Stadt war schon besiegt/
Hiefür hat Freytags Häupt das Schwerdt zur Straff ge-
kriegt

Weil er bey Ubergab der Stadt das Schloß versehen/
Daß es aus Mangel must' an seinen Bischoff gehen.
Dem Würtzburg folgete die Philippsburg am Reyhn/
Ein fester Ort/ und nahm des Gallas Völcker ein/
und Speyer eben so. Höchst that hierauf dergleichen.
Doch Bobenhausen wolt in keinem Wege weichen/
Biß seine Krafft vergieng. Es war die Weymar-Macht
und vieler Fürsten Hilff noch nicht bey-ein gebracht/
Diß gab den Feinden Lufft. Meyntz wolte sich der Feinde
Befreyen/ hielt hierum mit Manßfeld seinem Freinde
Durch Briefe heimlich Raht/ der bald verrathen war/
Diß brachte viel ans Schwerdt und bracht der Stadt Ge-
fahr.

Und nun must Augspurg auch an Beyern sich ergeben.
Es hatte lange Zeit gekämpfft/ und kaum das Leben/
Der Hunger war so groß/ daß man die Todten fraß/
Es war kein gifftig Ratz versichert/ wo er saß/
Er muste nach dem Mund und Magen der Soldaten/
O GOtt! in welche Noth kan eine Stadt gerathen/
Was
Alſo ergieng es auch bey dieſen zwo-Armeen/
Sie muſten manchen Schlag bald dort/ bald da außſtehen
Eh jede wiederum/ wie vor/ den Glantz bekam.
Als Kaͤyſer Ferdinand von dieſem Thun vernahm/
und daß es noch nicht gar nach Wundſche wolte kommen/
Ob ſchon der Sieg einmal vom Feinde war genommen/
Sah man auch ſeine Macht zertheilt. Die Helffte zog/
Jn zwantzig tauſend ſtarck/ nach Boͤhaͤimb und bewog
Cur-Sachſens Macht heraus. Die Helffte gleicher Maͤn-
ge

Zog an dem krummen Meyn und Necker in die Laͤnge/
und hatte manchen Sieg ob mancher feinen Standt.
Heylbronn gieng wea nach dem es wol aufochten hatt’.
Und nun gieng auch das Schloß von Wuͤrtzburg aus den
Haͤnden.
Es war bey dieſer Zeit ſolch Ding nicht abzuwenden.
Jch rede von dem Schloß/ die Stadt war ſchon beſiegt/
Hiefuͤr hat Freytags Haͤupt das Schwerdt zur Straff ge-
kriegt

Weil er bey Ubergab der Stadt das Schloß verſehen/
Daß es aus Mangel muſt’ an ſeinen Biſchoff gehen.
Dem Wuͤrtzburg folgete die Philippsburg am Reyhn/
Ein feſter Ort/ und nahm des Gallas Voͤlcker ein/
und Speyer eben ſo. Hoͤchſt that hierauf dergleichen.
Doch Bobenhauſen wolt in keinem Wege weichen/
Biß ſeine Krafft vergieng. Es war die Weymar-Macht
und vieler Fuͤrſten Hilff noch nicht bey-ein gebracht/
Diß gab den Feinden Lufft. Meyntz wolte ſich der Feinde
Befreyen/ hielt hierum mit Manßfeld ſeinem Freinde
Durch Briefe heimlich Raht/ der bald verrathen war/
Diß brachte viel ans Schwerdt und bracht der Stadt Ge-
fahr.

Und nun muſt Augſpurg auch an Beyern ſich ergeben.
Es hatte lange Zeit gekaͤmpfft/ und kaum das Leben/
Der Hunger war ſo groß/ daß man die Todten fraß/
Es war kein gifftig Ratz verſichert/ wo er ſaß/
Er muſte nach dem Mund und Magen der Soldaten/
O GOtt! in welche Noth kan eine Stadt gerathen/
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0094"/>
          <l>Al&#x017F;o ergieng es auch bey die&#x017F;en zwo-Armeen/</l><lb/>
          <l>Sie mu&#x017F;ten manchen Schlag bald dort/ bald da auß&#x017F;tehen</l><lb/>
          <l>Eh jede wiederum/ wie vor/ den Glantz bekam.</l><lb/>
          <l>Als Ka&#x0364;y&#x017F;er Ferdinand von die&#x017F;em Thun vernahm/</l><lb/>
          <l>und daß es noch nicht gar nach Wund&#x017F;che wolte kommen/</l><lb/>
          <l>Ob &#x017F;chon der Sieg einmal vom Feinde war genommen/</l><lb/>
          <l>Sah man auch &#x017F;eine Macht zertheilt. Die Helffte zog/</l><lb/>
          <l>Jn zwantzig tau&#x017F;end &#x017F;tarck/ nach Bo&#x0364;ha&#x0364;imb und bewog</l><lb/>
          <l>Cur-Sach&#x017F;ens Macht heraus. Die Helffte gleicher Ma&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">ge</hi></l><lb/>
          <l>Zog an dem krummen Meyn und Necker in die La&#x0364;nge/</l><lb/>
          <l>und hatte manchen Sieg ob mancher feinen Standt.</l><lb/>
          <l>Heylbronn gieng wea nach dem es wol aufochten hatt&#x2019;.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd nun gieng auch das Schloß von Wu&#x0364;rtzburg aus den</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Ha&#x0364;nden.</hi> </l><lb/>
          <l>Es war bey die&#x017F;er Zeit &#x017F;olch Ding nicht abzuwenden.</l><lb/>
          <l>Jch rede von dem Schloß/ die Stadt war &#x017F;chon be&#x017F;iegt/</l><lb/>
          <l>Hiefu&#x0364;r hat Freytags Ha&#x0364;upt das Schwerdt zur Straff ge-<lb/><hi rendition="#et">kriegt</hi></l><lb/>
          <l>Weil er bey <hi rendition="#aq">U</hi>bergab der Stadt das Schloß ver&#x017F;ehen/</l><lb/>
          <l>Daß es aus Mangel mu&#x017F;t&#x2019; an &#x017F;einen Bi&#x017F;choff gehen.</l><lb/>
          <l>Dem Wu&#x0364;rtzburg folgete die Philippsburg am Reyhn/</l><lb/>
          <l>Ein fe&#x017F;ter Ort/ und nahm des Gallas Vo&#x0364;lcker ein/</l><lb/>
          <l>und Speyer eben &#x017F;o. Ho&#x0364;ch&#x017F;t that hierauf dergleichen.</l><lb/>
          <l>Doch Bobenhau&#x017F;en wolt in keinem Wege weichen/</l><lb/>
          <l>Biß &#x017F;eine Krafft vergieng. Es war die Weymar-Macht</l><lb/>
          <l>und vieler Fu&#x0364;r&#x017F;ten Hilff noch nicht bey-ein gebracht/</l><lb/>
          <l>Diß gab den Feinden Lufft. Meyntz wolte &#x017F;ich der Feinde</l><lb/>
          <l>Befreyen/ hielt hierum mit Manßfeld &#x017F;einem Freinde</l><lb/>
          <l>Durch Briefe heimlich Raht/ der bald verrathen war/</l><lb/>
          <l>Diß brachte viel ans Schwerdt und bracht der Stadt Ge-<lb/><hi rendition="#et">fahr.</hi></l><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd nun mu&#x017F;t Aug&#x017F;purg auch an Beyern &#x017F;ich ergeben.</l><lb/>
          <l>Es hatte lange Zeit geka&#x0364;mpfft/ und kaum das Leben/</l><lb/>
          <l>Der Hunger war &#x017F;o groß/ daß man die Todten fraß/</l><lb/>
          <l>Es war kein gifftig Ratz ver&#x017F;ichert/ wo er &#x017F;aß/</l><lb/>
          <l>Er mu&#x017F;te nach dem Mund und Magen der Soldaten/</l><lb/>
          <l>O GOtt! in welche Noth kan eine Stadt gerathen/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0094] Alſo ergieng es auch bey dieſen zwo-Armeen/ Sie muſten manchen Schlag bald dort/ bald da außſtehen Eh jede wiederum/ wie vor/ den Glantz bekam. Als Kaͤyſer Ferdinand von dieſem Thun vernahm/ und daß es noch nicht gar nach Wundſche wolte kommen/ Ob ſchon der Sieg einmal vom Feinde war genommen/ Sah man auch ſeine Macht zertheilt. Die Helffte zog/ Jn zwantzig tauſend ſtarck/ nach Boͤhaͤimb und bewog Cur-Sachſens Macht heraus. Die Helffte gleicher Maͤn- ge Zog an dem krummen Meyn und Necker in die Laͤnge/ und hatte manchen Sieg ob mancher feinen Standt. Heylbronn gieng wea nach dem es wol aufochten hatt’. Und nun gieng auch das Schloß von Wuͤrtzburg aus den Haͤnden. Es war bey dieſer Zeit ſolch Ding nicht abzuwenden. Jch rede von dem Schloß/ die Stadt war ſchon beſiegt/ Hiefuͤr hat Freytags Haͤupt das Schwerdt zur Straff ge- kriegt Weil er bey Ubergab der Stadt das Schloß verſehen/ Daß es aus Mangel muſt’ an ſeinen Biſchoff gehen. Dem Wuͤrtzburg folgete die Philippsburg am Reyhn/ Ein feſter Ort/ und nahm des Gallas Voͤlcker ein/ und Speyer eben ſo. Hoͤchſt that hierauf dergleichen. Doch Bobenhauſen wolt in keinem Wege weichen/ Biß ſeine Krafft vergieng. Es war die Weymar-Macht und vieler Fuͤrſten Hilff noch nicht bey-ein gebracht/ Diß gab den Feinden Lufft. Meyntz wolte ſich der Feinde Befreyen/ hielt hierum mit Manßfeld ſeinem Freinde Durch Briefe heimlich Raht/ der bald verrathen war/ Diß brachte viel ans Schwerdt und bracht der Stadt Ge- fahr. Und nun muſt Augſpurg auch an Beyern ſich ergeben. Es hatte lange Zeit gekaͤmpfft/ und kaum das Leben/ Der Hunger war ſo groß/ daß man die Todten fraß/ Es war kein gifftig Ratz verſichert/ wo er ſaß/ Er muſte nach dem Mund und Magen der Soldaten/ O GOtt! in welche Noth kan eine Stadt gerathen/ Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/94
Zitationshilfe: Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/94>, abgerufen am 22.11.2024.