Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.
nun einen Kirchmeßwalzer, Hautboisten! -- -- Brave pommersche Jungen, ist's nicht als wären wir auf einer Bauerhochzeit bei Pasewalk? Gibt's etwas lustigeres als einen Feldzug? (Er und die Pommern ziehen weiter.) Gneisenau (wieder neben Blücher:) Feldmarschall, der Bülow spricht und denkt über sein spätes Eintreffen so wie ich vermuthete -- Blücher. Aber sein Corps? Gneisenau. Ist in einem herrlichen Zustande. Blücher. Das ist die Hauptsache, und ich nehm' ihm sein gestriges Ausbleiben nicht übel. (Zu dem Heere:) Cameraden, gestern sind wir mordmäßig geschlagen -- Tröstet euch, und schlaget die Franzosen morgen mordmäßiger wieder. -- Die Engländer warten auf uns vor dem Walde von Soignies. Kommen wir bei ihnen nicht zeitig an, so sind sie verloren, kommen wir zeitig, so helfen wir ihnen mitgewin- nen. -- Also, dreist in diesen Dreck getreten, wir treten so früher auf die gebohnten Dielen des Louvre -- -- -- Hölle, was für Physiognomien 18
nun einen Kirchmeßwalzer, Hautboiſten! — — Brave pommerſche Jungen, iſt’s nicht als wären wir auf einer Bauerhochzeit bei Paſewalk? Gibt’s etwas luſtigeres als einen Feldzug? (Er und die Pommern ziehen weiter.) Gneiſenau (wieder neben Bluͤcher:) Feldmarſchall, der Bülow ſpricht und denkt über ſein ſpätes Eintreffen ſo wie ich vermuthete — Bluͤcher. Aber ſein Corps? Gneiſenau. Iſt in einem herrlichen Zuſtande. Bluͤcher. Das iſt die Hauptſache, und ich nehm’ ihm ſein geſtriges Ausbleiben nicht übel. (Zu dem Heere:) Cameraden, geſtern ſind wir mordmäßig geſchlagen — Tröſtet euch, und ſchlaget die Franzoſen morgen mordmäßiger wieder. — Die Engländer warten auf uns vor dem Walde von Soignies. Kommen wir bei ihnen nicht zeitig an, ſo ſind ſie verloren, kommen wir zeitig, ſo helfen wir ihnen mitgewin- nen. — Alſo, dreiſt in dieſen Dreck getreten, wir treten ſo früher auf die gebohnten Dielen des Louvre — — — Hölle, was für Phyſiognomien 18
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#BUEL"> <p><pb facs="#f0281" n="273"/> nun einen Kirchmeßwalzer, Hautboiſten! — —<lb/> Brave pommerſche Jungen, iſt’s nicht als wären<lb/> wir auf einer Bauerhochzeit bei Paſewalk? Gibt’s<lb/> etwas luſtigeres als einen Feldzug?</p><lb/> <stage>(Er und die Pommern ziehen weiter.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#GNEI"> <speaker> <hi rendition="#g">Gneiſenau</hi> </speaker> <stage>(wieder neben Bluͤcher:)</stage><lb/> <p>Feldmarſchall, der Bülow ſpricht und denkt<lb/> über ſein ſpätes Eintreffen ſo wie ich vermuthete —</p> </sp><lb/> <sp who="#BLUE"> <speaker><hi rendition="#g">Bluͤcher</hi>.</speaker><lb/> <p>Aber ſein Corps?</p> </sp><lb/> <sp who="#GNEI"> <speaker><hi rendition="#g">Gneiſenau</hi>.</speaker><lb/> <p>Iſt in einem herrlichen Zuſtande.</p> </sp><lb/> <sp who="#BLUE"> <speaker><hi rendition="#g">Bluͤcher</hi>.</speaker><lb/> <p>Das iſt die Hauptſache, und ich nehm’ ihm ſein<lb/> geſtriges Ausbleiben nicht übel.</p><lb/> <stage>(Zu dem Heere:)</stage><lb/> <p>Cameraden, geſtern ſind wir mordmäßig geſchlagen<lb/> — Tröſtet euch, und ſchlaget die Franzoſen morgen<lb/> mordmäßiger wieder. — Die Engländer warten<lb/> auf uns vor dem Walde von Soignies. Kommen<lb/> wir bei ihnen nicht zeitig an, ſo ſind ſie verloren,<lb/> kommen wir zeitig, ſo helfen wir ihnen mitgewin-<lb/> nen. — Alſo, dreiſt in dieſen Dreck getreten, wir<lb/> treten ſo früher auf die gebohnten Dielen des<lb/> Louvre — — — Hölle, was für Phyſiognomien<lb/> <fw place="bottom" type="sig">18</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [273/0281]
nun einen Kirchmeßwalzer, Hautboiſten! — —
Brave pommerſche Jungen, iſt’s nicht als wären
wir auf einer Bauerhochzeit bei Paſewalk? Gibt’s
etwas luſtigeres als einen Feldzug?
(Er und die Pommern ziehen weiter.)
Gneiſenau (wieder neben Bluͤcher:)
Feldmarſchall, der Bülow ſpricht und denkt
über ſein ſpätes Eintreffen ſo wie ich vermuthete —
Bluͤcher.
Aber ſein Corps?
Gneiſenau.
Iſt in einem herrlichen Zuſtande.
Bluͤcher.
Das iſt die Hauptſache, und ich nehm’ ihm ſein
geſtriges Ausbleiben nicht übel.
(Zu dem Heere:)
Cameraden, geſtern ſind wir mordmäßig geſchlagen
— Tröſtet euch, und ſchlaget die Franzoſen morgen
mordmäßiger wieder. — Die Engländer warten
auf uns vor dem Walde von Soignies. Kommen
wir bei ihnen nicht zeitig an, ſo ſind ſie verloren,
kommen wir zeitig, ſo helfen wir ihnen mitgewin-
nen. — Alſo, dreiſt in dieſen Dreck getreten, wir
treten ſo früher auf die gebohnten Dielen des
Louvre — — — Hölle, was für Phyſiognomien
18
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/281 |
Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/281>, abgerufen am 31.07.2024. |