Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.
überlassen werden, kommt er auf der Flucht dahin. -- Bildet sich der Mensch ein, er könne in Einem Feld- zuge mit seinem neapolitanischen Gesindel Italien organisiren -- Das ist eine Arbeit für Jahrhunderte -- Geistliche und weltliche Politik haben zu fleißig dafür gesorgt. Kammerherr (tritt ein:) Der König flüchtet, wie man erfahren, über Lille. Napoleon. Alle Behörden und alle Festungscommandanten sollen ihn laufen lassen, so viel er kann. Hab' ich ihn, so macht er mir Plage, hab' ich ihn nicht, so bin ich mit der Plage verschont und er thut mir keinen Schaden. (Kammerherr ab.) Ein Officier. Sire, das Volk ruft Ihnen immer donnernder Vivat -- Napoleon. Schon gut. Der Officier. Und es fleht, Sire, Sich einen Augenblick am Fenster zu zeigen, um sein Sehnen nach Ihrem Antlitz zu stillen.
überlaſſen werden, kommt er auf der Flucht dahin. — Bildet ſich der Menſch ein, er könne in Einem Feld- zuge mit ſeinem neapolitaniſchen Geſindel Italien organiſiren — Das iſt eine Arbeit für Jahrhunderte — Geiſtliche und weltliche Politik haben zu fleißig dafür geſorgt. Kammerherr (tritt ein:) Der König flüchtet, wie man erfahren, über Lille. Napoleon. Alle Behörden und alle Feſtungscommandanten ſollen ihn laufen laſſen, ſo viel er kann. Hab’ ich ihn, ſo macht er mir Plage, hab’ ich ihn nicht, ſo bin ich mit der Plage verſchont und er thut mir keinen Schaden. (Kammerherr ab.) Ein Officier. Sire, das Volk ruft Ihnen immer donnernder Vivat — Napoleon. Schon gut. Der Officier. Und es fleht, Sire, Sich einen Augenblick am Fenſter zu zeigen, um ſein Sehnen nach Ihrem Antlitz zu ſtillen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#NAP"> <p><pb facs="#f0166" n="158"/> überlaſſen werden, kommt er auf der Flucht dahin. —<lb/> Bildet ſich der Menſch ein, er könne in Einem Feld-<lb/> zuge mit ſeinem neapolitaniſchen Geſindel Italien<lb/> organiſiren — Das iſt eine Arbeit für Jahrhunderte<lb/> — Geiſtliche und weltliche Politik haben zu fleißig<lb/> dafür geſorgt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAMMH"> <speaker> <hi rendition="#g">Kammerherr</hi> </speaker> <stage>(tritt ein:)</stage><lb/> <p>Der König flüchtet, wie man erfahren, über<lb/> Lille.</p> </sp><lb/> <sp who="#NAP"> <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/> <p>Alle Behörden und alle Feſtungscommandanten<lb/> ſollen ihn laufen laſſen, ſo viel er kann. Hab’ ich<lb/> ihn, ſo macht er mir Plage, hab’ ich ihn nicht, ſo<lb/> bin ich mit der Plage verſchont und er thut mir<lb/> keinen Schaden.</p><lb/> <stage>(Kammerherr ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#OFF"> <speaker><hi rendition="#g">Ein Officier</hi>.</speaker><lb/> <p>Sire, das Volk ruft Ihnen immer donnernder<lb/> Vivat —</p> </sp><lb/> <sp who="#NAP"> <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/> <p>Schon gut.</p> </sp><lb/> <sp who="#OFF"> <speaker><hi rendition="#g">Der Officier</hi>.</speaker><lb/> <p>Und es fleht, Sire, Sich einen Augenblick am<lb/> Fenſter zu zeigen, um ſein Sehnen nach Ihrem<lb/> Antlitz zu ſtillen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0166]
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Bildet ſich der Menſch ein, er könne in Einem Feld-
zuge mit ſeinem neapolitaniſchen Geſindel Italien
organiſiren — Das iſt eine Arbeit für Jahrhunderte
— Geiſtliche und weltliche Politik haben zu fleißig
dafür geſorgt.
Kammerherr (tritt ein:)
Der König flüchtet, wie man erfahren, über
Lille.
Napoleon.
Alle Behörden und alle Feſtungscommandanten
ſollen ihn laufen laſſen, ſo viel er kann. Hab’ ich
ihn, ſo macht er mir Plage, hab’ ich ihn nicht, ſo
bin ich mit der Plage verſchont und er thut mir
keinen Schaden.
(Kammerherr ab.)
Ein Officier.
Sire, das Volk ruft Ihnen immer donnernder
Vivat —
Napoleon.
Schon gut.
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/166>, abgerufen am 31.07.2024. |