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Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

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gen des Frantzösischen Scribenten auf un-
sern Zustand schicken würden. Jch kan
auch nicht läugnen, daß ich viele Personen
und gantze Auftritte seines Schau-Spiels
gantz und gar ausgelassen, und hingegen
manches von den meinem habe hinzu setzen
müssen. Doch wird derjenige, der das
Original gelesen, nicht ohne Verwunde-
rung wahrnehmen, daß diese Art von Son-
derlingen sich in Paris und Deutschland
so sehr ähnlich sehen. Bey dem allen aber
ist mirs niemahls in dem Sinn gekommen,
diesen Versuch einer Comischen Schreib-
Art, darinnen ich mich sonst niemahls ge-
übt, und dazu ich mich für gantz ungeschickt
halte, weder unter meinem Nahmen, noch
ohne demselben ans Licht zu stellen. Doch
was wird mir dieses alles helffen? nach-
dem es mit der Sache einmahl so weit ge-
kommen ist, daß es nicht mehr bey mir ste-
het, den Druck derselben zu hindern. Soll
ich auf Eure Hoch-Edlen loßziehen, oder
mich selbst anklagen, daß ich ihnen diese
Schrifft so treuhertzig anvertrauet? bey-
des wird umsonst seyn. Und ich sehe also

wohl,

gen des Frantzoͤſiſchen Scribenten auf un-
ſern Zuſtand ſchicken wuͤrden. Jch kan
auch nicht laͤugnen, daß ich viele Perſonen
und gantze Auftritte ſeines Schau-Spiels
gantz und gar ausgelaſſen, und hingegen
manches von den meinem habe hinzu ſetzen
muͤſſen. Doch wird derjenige, der das
Original geleſen, nicht ohne Verwunde-
rung wahrnehmen, daß dieſe Art von Son-
derlingen ſich in Paris und Deutſchland
ſo ſehr aͤhnlich ſehen. Bey dem allen aber
iſt mirs niemahls in dem Sinn gekommen,
dieſen Verſuch einer Comiſchen Schreib-
Art, darinnen ich mich ſonſt niemahls ge-
uͤbt, und dazu ich mich fuͤr gantz ungeſchickt
halte, weder unter meinem Nahmen, noch
ohne demſelben ans Licht zu ſtellen. Doch
was wird mir dieſes alles helffen? nach-
dem es mit der Sache einmahl ſo weit ge-
kommen iſt, daß es nicht mehr bey mir ſte-
het, den Druck derſelben zu hindern. Soll
ich auf Eure Hoch-Edlen loßziehen, oder
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Schrifft ſo treuhertzig anvertrauet? bey-
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[0018] gen des Frantzoͤſiſchen Scribenten auf un- ſern Zuſtand ſchicken wuͤrden. Jch kan auch nicht laͤugnen, daß ich viele Perſonen und gantze Auftritte ſeines Schau-Spiels gantz und gar ausgelaſſen, und hingegen manches von den meinem habe hinzu ſetzen muͤſſen. Doch wird derjenige, der das Original geleſen, nicht ohne Verwunde- rung wahrnehmen, daß dieſe Art von Son- derlingen ſich in Paris und Deutſchland ſo ſehr aͤhnlich ſehen. Bey dem allen aber iſt mirs niemahls in dem Sinn gekommen, dieſen Verſuch einer Comiſchen Schreib- Art, darinnen ich mich ſonſt niemahls ge- uͤbt, und dazu ich mich fuͤr gantz ungeſchickt halte, weder unter meinem Nahmen, noch ohne demſelben ans Licht zu ſtellen. Doch was wird mir dieſes alles helffen? nach- dem es mit der Sache einmahl ſo weit ge- kommen iſt, daß es nicht mehr bey mir ſte- het, den Druck derſelben zu hindern. Soll ich auf Eure Hoch-Edlen loßziehen, oder mich ſelbſt anklagen, daß ich ihnen dieſe Schrifft ſo treuhertzig anvertrauet? bey- des wird umſonſt ſeyn. Und ich ſehe alſo wohl,

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Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/18>, abgerufen am 29.03.2024.