Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
im Fischbein-Rocke.
schon vor einer viertel Stunde mercken können?
Ein Wort wird ihnen Licht geben. Jst es ihre
Meynung, daß sie sich, ihren Mann, und ihre äl-
tere Tochter aller Güter berauben wollen? Und es
alles ihrer jüngsten Tochter zum Brautschatze geben.
Frau Glaubeleichtin.
Nein! doch, was wollen sie sagen?
Herr Wackermann.
Da, lesen sies selbst! Wollen sie ihre Tochter
so verheyrathen?
Frau Glaubeleichtin (liest.)
O! Himmel!
Herr Wackermann.
Was sagt er darzu, Herr Magister? Man
muß gestehen, daß sie die Gnade bey diesem Con-
tracte sehr verlassen hat.
Cathrine.
Mein GOtt! Was die irrdische Lust nicht thun
kann; O! verderbte Natur!
Herr Scheinfromm.
Jch sage - - - Jch sage, daß es nicht derselbe
Contract seyn muß. Der Herr Advocat muß sich
versehen haben.
Frau Glaubeleichtin.
Nun, sehen sie, Herr Bruder! das wirds seyn!
Der Advocat.
Was wollen sie, Herr Magister? Meynen sie,
daß ich so dumm bin, daß ich nicht einmahl begreiffen
kan
K 5
im Fiſchbein-Rocke.
ſchon vor einer viertel Stunde mercken koͤnnen?
Ein Wort wird ihnen Licht geben. Jſt es ihre
Meynung, daß ſie ſich, ihren Mann, und ihre aͤl-
tere Tochter aller Guͤter berauben wollen? Und es
alles ihrer juͤngſten Tochter zum Brautſchatze geben.
Frau Glaubeleichtin.
Nein! doch, was wollen ſie ſagen?
Herr Wackermann.
Da, leſen ſies ſelbſt! Wollen ſie ihre Tochter
ſo verheyrathen?
Frau Glaubeleichtin (lieſt.)
O! Himmel!
Herr Wackermann.
Was ſagt er darzu, Herr Magiſter? Man
muß geſtehen, daß ſie die Gnade bey dieſem Con-
tracte ſehr verlaſſen hat.
Cathrine.
Mein GOtt! Was die irrdiſche Luſt nicht thun
kann; O! verderbte Natur!
Herr Scheinfromm.
Jch ſage - - - Jch ſage, daß es nicht derſelbe
Contract ſeyn muß. Der Herr Advocat muß ſich
verſehen haben.
Frau Glaubeleichtin.
Nun, ſehen ſie, Herr Bruder! das wirds ſeyn!
Der Advocat.
Was wollen ſie, Herr Magiſter? Meynen ſie,
daß ich ſo dumm bin, daß ich nicht einmahl begreiffen
kan
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#WACK ">
              <p><pb facs="#f0173" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">im Fi&#x017F;chbein-Rocke.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chon vor einer viertel Stunde mercken ko&#x0364;nnen?<lb/>
Ein Wort wird ihnen Licht geben. J&#x017F;t es ihre<lb/>
Meynung, daß &#x017F;ie &#x017F;ich, ihren Mann, und ihre a&#x0364;l-<lb/>
tere Tochter aller Gu&#x0364;ter berauben wollen? Und es<lb/>
alles ihrer ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tochter zum Braut&#x017F;chatze geben.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Nein! doch, was wollen &#x017F;ie &#x017F;agen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WACK">
              <speaker> <hi rendition="#b">Herr Wackermann.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Da, le&#x017F;en &#x017F;ies &#x017F;elb&#x017F;t! Wollen &#x017F;ie ihre Tochter<lb/>
&#x017F;o verheyrathen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin</hi> </speaker>
              <stage>(lie&#x017F;t.)</stage><lb/>
              <p>O! Himmel!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WACK">
              <speaker> <hi rendition="#b">Herr Wackermann.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Was &#x017F;agt er darzu, Herr Magi&#x017F;ter? Man<lb/>
muß ge&#x017F;tehen, daß &#x017F;ie die Gnade bey die&#x017F;em Con-<lb/>
tracte &#x017F;ehr verla&#x017F;&#x017F;en hat.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CAT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Cathrine.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Mein GOtt! Was die irrdi&#x017F;che Lu&#x017F;t nicht thun<lb/>
kann; O! verderbte Natur!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCHEIN">
              <speaker> <hi rendition="#b">Herr Scheinfromm.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch &#x017F;age - - - Jch &#x017F;age, daß es nicht der&#x017F;elbe<lb/>
Contract &#x017F;eyn muß. Der Herr Advocat muß &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;ehen haben.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Nun, &#x017F;ehen &#x017F;ie, Herr Bruder! das wirds &#x017F;eyn!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ADV">
              <speaker> <hi rendition="#b">Der Advocat.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Was wollen &#x017F;ie, Herr Magi&#x017F;ter? Meynen &#x017F;ie,<lb/>
daß ich &#x017F;o dumm bin, daß ich nicht einmahl begreiffen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">kan</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0173] im Fiſchbein-Rocke. ſchon vor einer viertel Stunde mercken koͤnnen? Ein Wort wird ihnen Licht geben. Jſt es ihre Meynung, daß ſie ſich, ihren Mann, und ihre aͤl- tere Tochter aller Guͤter berauben wollen? Und es alles ihrer juͤngſten Tochter zum Brautſchatze geben. Frau Glaubeleichtin. Nein! doch, was wollen ſie ſagen? Herr Wackermann. Da, leſen ſies ſelbſt! Wollen ſie ihre Tochter ſo verheyrathen? Frau Glaubeleichtin (lieſt.) O! Himmel! Herr Wackermann. Was ſagt er darzu, Herr Magiſter? Man muß geſtehen, daß ſie die Gnade bey dieſem Con- tracte ſehr verlaſſen hat. Cathrine. Mein GOtt! Was die irrdiſche Luſt nicht thun kann; O! verderbte Natur! Herr Scheinfromm. Jch ſage - - - Jch ſage, daß es nicht derſelbe Contract ſeyn muß. Der Herr Advocat muß ſich verſehen haben. Frau Glaubeleichtin. Nun, ſehen ſie, Herr Bruder! das wirds ſeyn! Der Advocat. Was wollen ſie, Herr Magiſter? Meynen ſie, daß ich ſo dumm bin, daß ich nicht einmahl begreiffen kan K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/173
Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/173>, abgerufen am 24.11.2024.