Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.im Fischbein-Rocke. Gottheit in seiner Gleichheit, nach dem Modell derWeisheit in alle Dinge einbildet. Herr Scheinfromm. Potz tausend! das ist hoch! Eine himmlische Tinctur, wodurch die vegetabilische Seele - - - Frau Seuffzerin. Nein! die neue Seele - - - Herr Scheinfromm. Schon gut! es ist einerley. Aber die Erklä- rung gefällt mir sehr. Frau Glaubeleichtin. Könnten sie nicht etwa von der Materie eine hübsche Stelle aus Francken finden: Das würde den Streit entscheiden. Herr Scheinfromm. Es ist so gut, als wenn ich sie wüßte; denn ich habe in meiner Bibliothec alle seine Wercke. Frau Zanckenheimin. Mich dünckt, Spener wird auch etwas davon haben. Herr Scheinfromm. Das kan wohl seyn; denn ein guter Freund von mir hat seine Sachen gekaufft. Frau Seuffzerin. Jch bin gewiß, daß meine Erklärung von Wort zu Wort in Jacob Böhmen steht. Herr G 5
im Fiſchbein-Rocke. Gottheit in ſeiner Gleichheit, nach dem Modell derWeisheit in alle Dinge einbildet. Herr Scheinfromm. Potz tauſend! das iſt hoch! Eine himmliſche Tinctur, wodurch die vegetabiliſche Seele - - - Frau Seuffzerin. Nein! die neue Seele - - - Herr Scheinfromm. Schon gut! es iſt einerley. Aber die Erklaͤ- rung gefaͤllt mir ſehr. Frau Glaubeleichtin. Koͤnnten ſie nicht etwa von der Materie eine huͤbſche Stelle aus Francken finden: Das wuͤrde den Streit entſcheiden. Herr Scheinfromm. Es iſt ſo gut, als wenn ich ſie wuͤßte; denn ich habe in meiner Bibliothec alle ſeine Wercke. Frau Zanckenheimin. Mich duͤnckt, Spener wird auch etwas davon haben. Herr Scheinfromm. Das kan wohl ſeyn; denn ein guter Freund von mir hat ſeine Sachen gekaufft. Frau Seuffzerin. Jch bin gewiß, daß meine Erklaͤrung von Wort zu Wort in Jacob Boͤhmen ſteht. Herr G 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#SEU"> <p><pb facs="#f0125" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">im Fiſchbein-Rocke.</hi></fw><lb/> Gottheit in ſeiner Gleichheit, nach dem Modell der<lb/> Weisheit in alle Dinge einbildet.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHEIN"> <speaker> <hi rendition="#b">Herr Scheinfromm.</hi> </speaker><lb/> <p>Potz tauſend! das iſt hoch! Eine himmliſche<lb/> Tinctur, wodurch die vegetabiliſche Seele - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#SEU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/> <p>Nein! die neue Seele - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHEIN"> <speaker> <hi rendition="#b">Herr Scheinfromm.</hi> </speaker><lb/> <p>Schon gut! es iſt einerley. Aber die Erklaͤ-<lb/> rung gefaͤllt mir ſehr.</p> </sp><lb/> <sp who="#GLAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/> <p>Koͤnnten ſie nicht etwa von der Materie eine<lb/> huͤbſche Stelle aus Francken finden: Das wuͤrde<lb/> den Streit entſcheiden.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHEIN"> <speaker> <hi rendition="#b">Herr Scheinfromm.</hi> </speaker><lb/> <p>Es iſt ſo gut, als wenn ich ſie wuͤßte; denn<lb/> ich habe in meiner Bibliothec alle ſeine Wercke.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZANCK"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/> <p>Mich duͤnckt, Spener wird auch etwas davon<lb/> haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHEIN"> <speaker> <hi rendition="#b">Herr Scheinfromm.</hi> </speaker><lb/> <p>Das kan wohl ſeyn; denn ein guter Freund<lb/> von mir hat ſeine Sachen gekaufft.</p> </sp><lb/> <sp who="#SEU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch bin gewiß, daß meine Erklaͤrung von Wort<lb/> zu Wort in Jacob Boͤhmen ſteht.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 5</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Herr</hi> </fw> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0125]
im Fiſchbein-Rocke.
Gottheit in ſeiner Gleichheit, nach dem Modell der
Weisheit in alle Dinge einbildet.
Herr Scheinfromm.
Potz tauſend! das iſt hoch! Eine himmliſche
Tinctur, wodurch die vegetabiliſche Seele - - -
Frau Seuffzerin.
Nein! die neue Seele - - -
Herr Scheinfromm.
Schon gut! es iſt einerley. Aber die Erklaͤ-
rung gefaͤllt mir ſehr.
Frau Glaubeleichtin.
Koͤnnten ſie nicht etwa von der Materie eine
huͤbſche Stelle aus Francken finden: Das wuͤrde
den Streit entſcheiden.
Herr Scheinfromm.
Es iſt ſo gut, als wenn ich ſie wuͤßte; denn
ich habe in meiner Bibliothec alle ſeine Wercke.
Frau Zanckenheimin.
Mich duͤnckt, Spener wird auch etwas davon
haben.
Herr Scheinfromm.
Das kan wohl ſeyn; denn ein guter Freund
von mir hat ſeine Sachen gekaufft.
Frau Seuffzerin.
Jch bin gewiß, daß meine Erklaͤrung von Wort
zu Wort in Jacob Boͤhmen ſteht.
Herr
G 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |