Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Pietisterey
Frau Seuffzerin.
Nein! Herr Magister! die himmlische Tinctur - - -
Frau Glaubeleichtin.
Und ich sage: Sie ist das süsse Quell-Wasser - - -
Frau Zanckenheimin.
Jch sage aber noch einmahl: Es ist die Erboh-
renwerdung - - -
Frau Seuffzerin.
Ja! was wollts nur nicht! Es ist die himm-
lische Tinctur, sag ich; und das ists auch.
Frau Glaubeleichtin.
Nein! Es ist das süsse Quell-Wasser, und ich
weiche nicht ein Haar.

Alle drey zusammen:
Fr. Glaubel
Fr. Zanckenh.
Fr. Seuffzer.
Ein süsses Quell-Wasser - - -
Eine Erbohrenwerdung - - -
Eine himmlische Tinctur - - -
Herr Scheinfromm.
Zum Hencker! so reden sie doch nicht alle drey
auf einmahl; ich kann ja nichts verstehen. Was
sagen sie, Madame? Sagten sie nicht, es wäre
eine Tinctur?
Frau Seuffzerin.
Nein! die Tinctur war von mir!
Frau Glaubeleichtin.
Das Wasser war von mir!
Frau
Die Pietiſterey
Frau Seuffzerin.
Nein! Herr Magiſter! die himmliſche Tinctur - - -
Frau Glaubeleichtin.
Und ich ſage: Sie iſt das ſuͤſſe Quell-Waſſer - - -
Frau Zanckenheimin.
Jch ſage aber noch einmahl: Es iſt die Erboh-
renwerdung - - -
Frau Seuffzerin.
Ja! was wollts nur nicht! Es iſt die himm-
liſche Tinctur, ſag ich; und das iſts auch.
Frau Glaubeleichtin.
Nein! Es iſt das ſuͤſſe Quell-Waſſer, und ich
weiche nicht ein Haar.

Alle drey zuſammen:
Fr. Glaubel
Fr. Zanckenh.
Fr. Seuffzer.
Ein ſuͤſſes Quell-Waſſer - - -
Eine Erbohrenwerdung - - -
Eine himmliſche Tinctur - - -
Herr Scheinfromm.
Zum Hencker! ſo reden ſie doch nicht alle drey
auf einmahl; ich kann ja nichts verſtehen. Was
ſagen ſie, Madame? Sagten ſie nicht, es waͤre
eine Tinctur?
Frau Seuffzerin.
Nein! die Tinctur war von mir!
Frau Glaubeleichtin.
Das Waſſer war von mir!
Frau
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0120" n="100"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Pieti&#x017F;terey</hi> </fw><lb/>
            <sp who="#SEU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Nein! Herr Magi&#x017F;ter! die himmli&#x017F;che Tinctur - - -</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Und ich &#x017F;age: Sie i&#x017F;t das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Quell-Wa&#x017F;&#x017F;er - - -</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ZANCK">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch &#x017F;age aber noch einmahl: Es i&#x017F;t die Erboh-<lb/>
renwerdung - - -</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SEU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Ja! was wollts nur nicht! Es i&#x017F;t die himm-<lb/>
li&#x017F;che Tinctur, &#x017F;ag ich; und das i&#x017F;ts auch.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Nein! Es i&#x017F;t das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Quell-Wa&#x017F;&#x017F;er, und ich<lb/>
weiche nicht ein Haar.</p><lb/>
              <stage> <hi rendition="#b">Alle drey zu&#x017F;ammen:</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAUZANCKSEU ">
              <speaker> <hi rendition="#b">Fr. Glaubel<lb/>
Fr. Zanckenh.<lb/>
Fr. Seuffzer.</hi> </speaker>
              <p>Ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Quell-Wa&#x017F;&#x017F;er - - -<lb/>
Eine Erbohrenwerdung - - -<lb/>
Eine himmli&#x017F;che Tinctur - - -</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCHEIN">
              <speaker> <hi rendition="#b">Herr Scheinfromm.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Zum Hencker! &#x017F;o reden &#x017F;ie doch nicht alle drey<lb/>
auf einmahl; ich kann ja nichts ver&#x017F;tehen. Was<lb/>
&#x017F;agen &#x017F;ie, Madame? Sagten &#x017F;ie nicht, es wa&#x0364;re<lb/>
eine Tinctur?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SEU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Nein! die Tinctur war von mir!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Das Wa&#x017F;&#x017F;er war von mir!</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Frau</hi> </fw>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0120] Die Pietiſterey Frau Seuffzerin. Nein! Herr Magiſter! die himmliſche Tinctur - - - Frau Glaubeleichtin. Und ich ſage: Sie iſt das ſuͤſſe Quell-Waſſer - - - Frau Zanckenheimin. Jch ſage aber noch einmahl: Es iſt die Erboh- renwerdung - - - Frau Seuffzerin. Ja! was wollts nur nicht! Es iſt die himm- liſche Tinctur, ſag ich; und das iſts auch. Frau Glaubeleichtin. Nein! Es iſt das ſuͤſſe Quell-Waſſer, und ich weiche nicht ein Haar. Alle drey zuſammen: Fr. Glaubel Fr. Zanckenh. Fr. Seuffzer. Ein ſuͤſſes Quell-Waſſer - - - Eine Erbohrenwerdung - - - Eine himmliſche Tinctur - - - Herr Scheinfromm. Zum Hencker! ſo reden ſie doch nicht alle drey auf einmahl; ich kann ja nichts verſtehen. Was ſagen ſie, Madame? Sagten ſie nicht, es waͤre eine Tinctur? Frau Seuffzerin. Nein! die Tinctur war von mir! Frau Glaubeleichtin. Das Waſſer war von mir! Frau

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/120
Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/120>, abgerufen am 24.11.2024.