Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
im Fischbein-Rocke.
Frau Zanckenheimin.
Nach meiner Meinung ists: Die Erbohren-
werdung der himmlischen Wesenheit, aus der
Selbstheit der Animalischen Seele, in dem Centro
des irrdischen Menschen; und windet sich einwärts
wie ein Rad.
Frau Glaubeleichtin.
Ach! die Erbohrenwerdung! ah! ha! ha! ha!
Frau Zanckenheimin.
Ja! freylich! Verstehen sie das nicht? Das
ist ja Sonnen-klar!
Frau Glaubeleichtin.
Jch versteh es nicht.
Frau Zanckenheimin.
Das wundert mich! Da sie doch wissen, was
das süsse Qvell-Wasser des Hertzens ist.
Frau Glaubeleichtin.
Alle Menschen verstehen das. Aber die Erboh-
renwerdung? Das ist Phantastisch!
Frau Zanckenheimin.
Das süsse Qvell-Wasser? Thorheit!
Frau Glaubeleichtin.
Thorheit sagen sie?
Frau Zanckenheimin.
Phantastisch sagen sie?
Frau
im Fiſchbein-Rocke.
Frau Zanckenheimin.
Nach meiner Meinung iſts: Die Erbohren-
werdung der himmliſchen Weſenheit, aus der
Selbſtheit der Animaliſchen Seele, in dem Centro
des irrdiſchen Menſchen; und windet ſich einwaͤrts
wie ein Rad.
Frau Glaubeleichtin.
Ach! die Erbohrenwerdung! ah! ha! ha! ha!
Frau Zanckenheimin.
Ja! freylich! Verſtehen ſie das nicht? Das
iſt ja Sonnen-klar!
Frau Glaubeleichtin.
Jch verſteh es nicht.
Frau Zanckenheimin.
Das wundert mich! Da ſie doch wiſſen, was
das ſuͤſſe Qvell-Waſſer des Hertzens iſt.
Frau Glaubeleichtin.
Alle Menſchen verſtehen das. Aber die Erboh-
renwerdung? Das iſt Phantaſtiſch!
Frau Zanckenheimin.
Das ſuͤſſe Qvell-Waſſer? Thorheit!
Frau Glaubeleichtin.
Thorheit ſagen ſie?
Frau Zanckenheimin.
Phantaſtiſch ſagen ſie?
Frau
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0113" n="93"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">im Fi&#x017F;chbein-Rocke.</hi> </fw><lb/>
            <sp who="#ZANCK">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Nach meiner Meinung i&#x017F;ts: Die Erbohren-<lb/>
werdung der himmli&#x017F;chen We&#x017F;enheit, aus der<lb/>
Selb&#x017F;theit der Animali&#x017F;chen Seele, in dem Centro<lb/>
des irrdi&#x017F;chen Men&#x017F;chen; und windet &#x017F;ich einwa&#x0364;rts<lb/>
wie ein Rad.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Ach! die Erbohrenwerdung! ah! ha! ha! ha!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ZANCK">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Ja! freylich! Ver&#x017F;tehen &#x017F;ie das nicht? Das<lb/>
i&#x017F;t ja Sonnen-klar!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch ver&#x017F;teh es nicht.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ZANCK">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Das wundert mich! Da &#x017F;ie doch wi&#x017F;&#x017F;en, was<lb/>
das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Qvell-Wa&#x017F;&#x017F;er des Hertzens i&#x017F;t.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Alle Men&#x017F;chen ver&#x017F;tehen das. Aber die Erboh-<lb/>
renwerdung? Das i&#x017F;t Phanta&#x017F;ti&#x017F;ch!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ZANCK">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Qvell-Wa&#x017F;&#x017F;er? Thorheit!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GLAU">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Thorheit &#x017F;agen &#x017F;ie?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ZANCK">
              <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Phanta&#x017F;ti&#x017F;ch &#x017F;agen &#x017F;ie?</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Frau</hi> </fw>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0113] im Fiſchbein-Rocke. Frau Zanckenheimin. Nach meiner Meinung iſts: Die Erbohren- werdung der himmliſchen Weſenheit, aus der Selbſtheit der Animaliſchen Seele, in dem Centro des irrdiſchen Menſchen; und windet ſich einwaͤrts wie ein Rad. Frau Glaubeleichtin. Ach! die Erbohrenwerdung! ah! ha! ha! ha! Frau Zanckenheimin. Ja! freylich! Verſtehen ſie das nicht? Das iſt ja Sonnen-klar! Frau Glaubeleichtin. Jch verſteh es nicht. Frau Zanckenheimin. Das wundert mich! Da ſie doch wiſſen, was das ſuͤſſe Qvell-Waſſer des Hertzens iſt. Frau Glaubeleichtin. Alle Menſchen verſtehen das. Aber die Erboh- renwerdung? Das iſt Phantaſtiſch! Frau Zanckenheimin. Das ſuͤſſe Qvell-Waſſer? Thorheit! Frau Glaubeleichtin. Thorheit ſagen ſie? Frau Zanckenheimin. Phantaſtiſch ſagen ſie? Frau

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/113
Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/113>, abgerufen am 23.11.2024.