Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.im Fischbein-Rocke. Vierte Handlung. Erster Auftritt. Frau Glaubeleichtin, Frau Zancken- heimin, Frau Seuffzerin. Frau Glaubeleichtin. Jch höre, daß meine Tochter Dorchen etwas kranck ist; aber es sind nur Kopf-Schmer- tzen. Luischen hat auch etwas zu thun. Wir wollen uns aber deßwegen nicht stöhren lassen, son- dern mit unsern Gottseligen Gesprächen den Anfang machen. Frau Zanckenheimin. Es ist mir was eingefallen. Jch meyne, wir könnten uns einen Menschen halten, der unsere Unterredungen in ein Buch trüge. Das würde der Kirche ein nützliches Werck seyn; daraus könn- ten die dunckelsten Theologischen Streitigkeiten ent- schieden werden. Frau Glaubeleichtin. Das ist ein unvergleichlicher Einfall! Frau Seuffzerin. Das wäre freylich schön! Die Kirche würde nicht F 5
im Fiſchbein-Rocke. Vierte Handlung. Erſter Auftritt. Frau Glaubeleichtin, Frau Zancken- heimin, Frau Seuffzerin. Frau Glaubeleichtin. Jch hoͤre, daß meine Tochter Dorchen etwas kranck iſt; aber es ſind nur Kopf-Schmer- tzen. Luischen hat auch etwas zu thun. Wir wollen uns aber deßwegen nicht ſtoͤhren laſſen, ſon- dern mit unſern Gottſeligen Geſpraͤchen den Anfang machen. Frau Zanckenheimin. Es iſt mir was eingefallen. Jch meyne, wir koͤnnten uns einen Menſchen halten, der unſere Unterredungen in ein Buch truͤge. Das wuͤrde der Kirche ein nuͤtzliches Werck ſeyn; daraus koͤnn- ten die dunckelſten Theologiſchen Streitigkeiten ent- ſchieden werden. Frau Glaubeleichtin. Das iſt ein unvergleichlicher Einfall! Frau Seuffzerin. Das waͤre freylich ſchoͤn! Die Kirche wuͤrde nicht F 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0109" n="89"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">im Fiſchbein-Rocke.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">V</hi>ierte <hi rendition="#in">H</hi>andlung.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">E</hi>rſter <hi rendition="#in">A</hi>uftritt.<lb/> Frau Glaubeleichtin, Frau Zancken-<lb/> heimin, Frau Seuffzerin.</hi> </head><lb/> <sp who="#GLAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#in">J</hi>ch hoͤre, daß meine Tochter Dorchen etwas<lb/> kranck iſt; aber es ſind nur Kopf-Schmer-<lb/> tzen. Luischen hat auch etwas zu thun. Wir<lb/> wollen uns aber deßwegen nicht ſtoͤhren laſſen, ſon-<lb/> dern mit unſern Gottſeligen Geſpraͤchen den Anfang<lb/> machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZANCK"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/> <p>Es iſt mir was eingefallen. Jch meyne, wir<lb/> koͤnnten uns einen Menſchen halten, der unſere<lb/> Unterredungen in ein Buch truͤge. Das wuͤrde<lb/> der Kirche ein nuͤtzliches Werck ſeyn; daraus koͤnn-<lb/> ten die dunckelſten Theologiſchen Streitigkeiten ent-<lb/> ſchieden werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#GLAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/> <p>Das iſt ein unvergleichlicher Einfall!</p> </sp><lb/> <sp who="#SEU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/> <p>Das waͤre freylich ſchoͤn! Die Kirche wuͤrde<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0109]
im Fiſchbein-Rocke.
Vierte Handlung.
Erſter Auftritt.
Frau Glaubeleichtin, Frau Zancken-
heimin, Frau Seuffzerin.
Frau Glaubeleichtin.
Jch hoͤre, daß meine Tochter Dorchen etwas
kranck iſt; aber es ſind nur Kopf-Schmer-
tzen. Luischen hat auch etwas zu thun. Wir
wollen uns aber deßwegen nicht ſtoͤhren laſſen, ſon-
dern mit unſern Gottſeligen Geſpraͤchen den Anfang
machen.
Frau Zanckenheimin.
Es iſt mir was eingefallen. Jch meyne, wir
koͤnnten uns einen Menſchen halten, der unſere
Unterredungen in ein Buch truͤge. Das wuͤrde
der Kirche ein nuͤtzliches Werck ſeyn; daraus koͤnn-
ten die dunckelſten Theologiſchen Streitigkeiten ent-
ſchieden werden.
Frau Glaubeleichtin.
Das iſt ein unvergleichlicher Einfall!
Frau Seuffzerin.
Das waͤre freylich ſchoͤn! Die Kirche wuͤrde
nicht
F 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |