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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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Schlangen ließ ihn der Zwingherr vermodern. Weithin
durchs Thal hörte man diese Gefangenen schreien und
jammern, wenn der Freiherr oder der Hunger, oder
das giftige Ungeziefer sie marterten.

"Einmal konnten die Leute einen ganzen Winter
nichts arbeiten für sich, nicht einmal holzen, geschweige
dann schwellen an der Emme, und doch war die
Schwelle weg und schon im vergangenen Herbste die
Emme eingebrochen und hatte grobes Unheil angerich¬
tet. Gerade da soll es gewesen sein, wo jetzt Farb
und Bleiche stehen. Sie mußten einen unnöthigen Bau
dem Zwingherrn bauen, und in seiner zornigen Un¬
geduld preßte er Menschen und Vieh fast das Leben
aus.

"Da merkte in den Märztagen der Müller eines
Abends, daß der Flühluft (Föhn) über die Berge
komme vom warmen Italien her, und daß der Styggrad
seinen schwarzen Weg bekommen hatte, von oben bis
unten, das sicherste Zeichen von eintretendem Thau¬
wetter. "Marei, sagte er seiner Frau, morgen soll ich
Steine führen von Oberburg her, zum verfluchten Bau,
aber das darf ich nicht. Sieh wie der Styggrad den
schwarzen Streifen hat und grausam viel Schnee in den
Flühnen liegt. Schmilzt der Schnee und haben wir
nicht geschwellt, so nimmt die Emme uns Haus und
Mühle weg. Ja, ich will Morgen früh hin aufs Schloß,
und dem Herrn es sagen, daß geschwellt werden muß,
ist es doch zu seinem Nutzen wie zu meinem, und wo
es zu seinem Nutzen geht, da hat er noch Verstand."
""Uli, hat darauf die Frau gesagt, ins Schloß gehst du
mir bei Leib und Sterben nicht, Verstand suche beim
Herren nicht. Besser ist es, die Emme nehme die
Mühle weg, als der Herr schlage den Kopf dir ein;

Schlangen ließ ihn der Zwingherr vermodern. Weithin
durchs Thal hörte man dieſe Gefangenen ſchreien und
jammern, wenn der Freiherr oder der Hunger, oder
das giftige Ungeziefer ſie marterten.

„Einmal konnten die Leute einen ganzen Winter
nichts arbeiten für ſich, nicht einmal holzen, geſchweige
dann ſchwellen an der Emme, und doch war die
Schwelle weg und ſchon im vergangenen Herbſte die
Emme eingebrochen und hatte grobes Unheil angerich¬
tet. Gerade da ſoll es geweſen ſein, wo jetzt Farb
und Bleiche ſtehen. Sie mußten einen unnöthigen Bau
dem Zwingherrn bauen, und in ſeiner zornigen Un¬
geduld preßte er Menſchen und Vieh faſt das Leben
aus.

„Da merkte in den Märztagen der Müller eines
Abends, daß der Flühluft (Föhn) über die Berge
komme vom warmen Italien her, und daß der Styggrad
ſeinen ſchwarzen Weg bekommen hatte, von oben bis
unten, das ſicherſte Zeichen von eintretendem Thau¬
wetter. „Marei, ſagte er ſeiner Frau, morgen ſoll ich
Steine führen von Oberburg her, zum verfluchten Bau,
aber das darf ich nicht. Sieh wie der Styggrad den
ſchwarzen Streifen hat und grauſam viel Schnee in den
Flühnen liegt. Schmilzt der Schnee und haben wir
nicht geſchwellt, ſo nimmt die Emme uns Haus und
Mühle weg. Ja, ich will Morgen früh hin aufs Schloß,
und dem Herrn es ſagen, daß geſchwellt werden muß,
iſt es doch zu ſeinem Nutzen wie zu meinem, und wo
es zu ſeinem Nutzen geht, da hat er noch Verſtand.“
„„Uli, hat darauf die Frau geſagt, ins Schloß gehſt du
mir bei Leib und Sterben nicht, Verſtand ſuche beim
Herren nicht. Beſſer iſt es, die Emme nehme die
Mühle weg, als der Herr ſchlage den Kopf dir ein;

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[125/0135] Schlangen ließ ihn der Zwingherr vermodern. Weithin durchs Thal hörte man dieſe Gefangenen ſchreien und jammern, wenn der Freiherr oder der Hunger, oder das giftige Ungeziefer ſie marterten. „Einmal konnten die Leute einen ganzen Winter nichts arbeiten für ſich, nicht einmal holzen, geſchweige dann ſchwellen an der Emme, und doch war die Schwelle weg und ſchon im vergangenen Herbſte die Emme eingebrochen und hatte grobes Unheil angerich¬ tet. Gerade da ſoll es geweſen ſein, wo jetzt Farb und Bleiche ſtehen. Sie mußten einen unnöthigen Bau dem Zwingherrn bauen, und in ſeiner zornigen Un¬ geduld preßte er Menſchen und Vieh faſt das Leben aus. „Da merkte in den Märztagen der Müller eines Abends, daß der Flühluft (Föhn) über die Berge komme vom warmen Italien her, und daß der Styggrad ſeinen ſchwarzen Weg bekommen hatte, von oben bis unten, das ſicherſte Zeichen von eintretendem Thau¬ wetter. „Marei, ſagte er ſeiner Frau, morgen ſoll ich Steine führen von Oberburg her, zum verfluchten Bau, aber das darf ich nicht. Sieh wie der Styggrad den ſchwarzen Streifen hat und grauſam viel Schnee in den Flühnen liegt. Schmilzt der Schnee und haben wir nicht geſchwellt, ſo nimmt die Emme uns Haus und Mühle weg. Ja, ich will Morgen früh hin aufs Schloß, und dem Herrn es ſagen, daß geſchwellt werden muß, iſt es doch zu ſeinem Nutzen wie zu meinem, und wo es zu ſeinem Nutzen geht, da hat er noch Verſtand.“ „„Uli, hat darauf die Frau geſagt, ins Schloß gehſt du mir bei Leib und Sterben nicht, Verſtand ſuche beim Herren nicht. Beſſer iſt es, die Emme nehme die Mühle weg, als der Herr ſchlage den Kopf dir ein;

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/135>, abgerufen am 22.11.2024.