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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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das alte Holz worin die Spinne sei, den alten Sinn,
der ins alte Holz die Spinne gestoßen, dann werde
der alte Segen auch im neuen Hause sein.

"Sie bauten das neue Haus und fügten ihm ein
mit Gebet und Sorgfalt das alte Holz, und die Spinne
rührte sich nicht, Sinn und Segen änderten sich nicht.

"Aber auch das neue Haus ward wiederum alt
und klein, wurmstichig und faul sein Holz, nur der
Posten hier blieb fest und eisenhart. Mein Vater hätte
schon bauen sollen, er konnte es erwehren; es kam nun
an mich. Nach langem Zögern wagte ich es. Ich
that wie die Frühern, fügte das alte Holz dem neuen
Hause bei und die Spinne regte sich nicht. Aber ge¬
stehen will ich es: mein Lebtag betete ich nie so brün¬
stig wie damals, als ich das verhängnißvolle Holz in
Händen hatte; die Hand, der ganze Leib brannte mich,
unwillkürlich mußte ich sehen, ob mir nicht schwarze
Flecken wüchsen an Hand und Leib, und ein Berg
fiel mir von der Seele, als endlich alles an seinem Orte
stund. Da ward meine Ueberzeugung noch fester, daß
weder ich noch meine Kinder und Kindeskinder etwas
von der Spinne zu fürchten hätten, so lange wir uns
fürchten vor Gott."

Da schwieg der Großvater, und noch war der
Schauer nicht verflogen, der ihnen den Rücken her¬
aufgekrochen, als sie hörten, der Großvater hätte das
Holz in Händen gehabt, und sie dachten, wie es ihnen
wäre, wenn sie es auch darein nehmen müßten.

Endlich sagte der Vetter: "Es ist nur schade,
daß man nicht weiß, was an solchen Dingen wahr
ist. Alles kann man kaum glauben, und etwas muß
doch an der Sache sein, sonst wäre das alte Holz
nicht da."

das alte Holz worin die Spinne ſei, den alten Sinn,
der ins alte Holz die Spinne geſtoßen, dann werde
der alte Segen auch im neuen Hauſe ſein.

„Sie bauten das neue Haus und fügten ihm ein
mit Gebet und Sorgfalt das alte Holz, und die Spinne
rührte ſich nicht, Sinn und Segen änderten ſich nicht.

„Aber auch das neue Haus ward wiederum alt
und klein, wurmſtichig und faul ſein Holz, nur der
Poſten hier blieb feſt und eiſenhart. Mein Vater hätte
ſchon bauen ſollen, er konnte es erwehren; es kam nun
an mich. Nach langem Zögern wagte ich es. Ich
that wie die Frühern, fügte das alte Holz dem neuen
Hauſe bei und die Spinne regte ſich nicht. Aber ge¬
ſtehen will ich es: mein Lebtag betete ich nie ſo brün¬
ſtig wie damals, als ich das verhängnißvolle Holz in
Händen hatte; die Hand, der ganze Leib brannte mich,
unwillkürlich mußte ich ſehen, ob mir nicht ſchwarze
Flecken wüchſen an Hand und Leib, und ein Berg
fiel mir von der Seele, als endlich alles an ſeinem Orte
ſtund. Da ward meine Ueberzeugung noch feſter, daß
weder ich noch meine Kinder und Kindeskinder etwas
von der Spinne zu fürchten hätten, ſo lange wir uns
fürchten vor Gott.“

Da ſchwieg der Großvater, und noch war der
Schauer nicht verflogen, der ihnen den Rücken her¬
aufgekrochen, als ſie hörten, der Großvater hätte das
Holz in Händen gehabt, und ſie dachten, wie es ihnen
wäre, wenn ſie es auch darein nehmen müßten.

Endlich ſagte der Vetter: „Es iſt nur ſchade,
daß man nicht weiß, was an ſolchen Dingen wahr
iſt. Alles kann man kaum glauben, und etwas muß
doch an der Sache ſein, ſonſt wäre das alte Holz
nicht da.“

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[110/0120] das alte Holz worin die Spinne ſei, den alten Sinn, der ins alte Holz die Spinne geſtoßen, dann werde der alte Segen auch im neuen Hauſe ſein. „Sie bauten das neue Haus und fügten ihm ein mit Gebet und Sorgfalt das alte Holz, und die Spinne rührte ſich nicht, Sinn und Segen änderten ſich nicht. „Aber auch das neue Haus ward wiederum alt und klein, wurmſtichig und faul ſein Holz, nur der Poſten hier blieb feſt und eiſenhart. Mein Vater hätte ſchon bauen ſollen, er konnte es erwehren; es kam nun an mich. Nach langem Zögern wagte ich es. Ich that wie die Frühern, fügte das alte Holz dem neuen Hauſe bei und die Spinne regte ſich nicht. Aber ge¬ ſtehen will ich es: mein Lebtag betete ich nie ſo brün¬ ſtig wie damals, als ich das verhängnißvolle Holz in Händen hatte; die Hand, der ganze Leib brannte mich, unwillkürlich mußte ich ſehen, ob mir nicht ſchwarze Flecken wüchſen an Hand und Leib, und ein Berg fiel mir von der Seele, als endlich alles an ſeinem Orte ſtund. Da ward meine Ueberzeugung noch feſter, daß weder ich noch meine Kinder und Kindeskinder etwas von der Spinne zu fürchten hätten, ſo lange wir uns fürchten vor Gott.“ Da ſchwieg der Großvater, und noch war der Schauer nicht verflogen, der ihnen den Rücken her¬ aufgekrochen, als ſie hörten, der Großvater hätte das Holz in Händen gehabt, und ſie dachten, wie es ihnen wäre, wenn ſie es auch darein nehmen müßten. Endlich ſagte der Vetter: „Es iſt nur ſchade, daß man nicht weiß, was an ſolchen Dingen wahr iſt. Alles kann man kaum glauben, und etwas muß doch an der Sache ſein, ſonſt wäre das alte Holz nicht da.“

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/120>, abgerufen am 22.11.2024.