Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wie auch den Weg durchs Gau hinab; sie schauten tiefsinnig hinüber und dachten nichts, tranken viel, redeten wenig; geraucht hätten sie wahrscheinlich, wenn man darum gewußt hätte. Was hast du jetzt im Sinne? fragte Plötzlich der Herr von Denz; -- Kurt war es, als schlüge ihm Jemand mit dem Holzschlägel auf den Kopf und sagte: was lieber, Geld oder Blut? Nichts sagte endlich Kurt, dieweil er viel Zeit gebrauchte, um zu sich selbst zu kommen. Hast kein Verlangen nach der Mutter? fragte der Herr von Denz; vielleicht ist sie gestorben, habe lange nichts von ihr gehört, solltest gehen und sehen. Kannst begreiflich wieder kommen, bist mir nicht erleidet, und vor die Thüre stelle ich dich nicht. -- Heimgehen wäre mir ganz recht, sagte Kurt, aber was soll ich heimbringen, habe ja nicht mehr, was ich mitgenommen, käme ja heim wie ein geschundener Bär. -- Hättest du also wieder ein ganzes Fell, reiche Beute, oder gar eine schöne Frau, sammt großem Brautschatz, so wäre dir das Heimkehren recht? fragte der Alte. Da machte Kurt Glotzaugen und sagte endlich dumm: Das wäre was, aber eine Solche wüßte er nicht zu stehlen, geschweige sonst zu kriegen. Weißt dann kein Mädchen, welches du möchtest, und welches dich möchte, und welches allfällig zu einer reichen Frau zu machen wäre? Da machte Kurt noch größere Glotzaugen, sah damit den Alten ganz dumm an, bis ihm plötzlich ein Licht aufging. Es siel ihm nämlich ein, der Alte könnte Agnes meinen, wenn er Die heirathe, so sei sie eine wie auch den Weg durchs Gau hinab; sie schauten tiefsinnig hinüber und dachten nichts, tranken viel, redeten wenig; geraucht hätten sie wahrscheinlich, wenn man darum gewußt hätte. Was hast du jetzt im Sinne? fragte Plötzlich der Herr von Denz; — Kurt war es, als schlüge ihm Jemand mit dem Holzschlägel auf den Kopf und sagte: was lieber, Geld oder Blut? Nichts sagte endlich Kurt, dieweil er viel Zeit gebrauchte, um zu sich selbst zu kommen. Hast kein Verlangen nach der Mutter? fragte der Herr von Denz; vielleicht ist sie gestorben, habe lange nichts von ihr gehört, solltest gehen und sehen. Kannst begreiflich wieder kommen, bist mir nicht erleidet, und vor die Thüre stelle ich dich nicht. — Heimgehen wäre mir ganz recht, sagte Kurt, aber was soll ich heimbringen, habe ja nicht mehr, was ich mitgenommen, käme ja heim wie ein geschundener Bär. — Hättest du also wieder ein ganzes Fell, reiche Beute, oder gar eine schöne Frau, sammt großem Brautschatz, so wäre dir das Heimkehren recht? fragte der Alte. Da machte Kurt Glotzaugen und sagte endlich dumm: Das wäre was, aber eine Solche wüßte er nicht zu stehlen, geschweige sonst zu kriegen. Weißt dann kein Mädchen, welches du möchtest, und welches dich möchte, und welches allfällig zu einer reichen Frau zu machen wäre? Da machte Kurt noch größere Glotzaugen, sah damit den Alten ganz dumm an, bis ihm plötzlich ein Licht aufging. Es siel ihm nämlich ein, der Alte könnte Agnes meinen, wenn er Die heirathe, so sei sie eine <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0090"/> wie auch den Weg durchs Gau hinab; sie schauten tiefsinnig hinüber und dachten nichts, tranken viel, redeten wenig; geraucht hätten sie wahrscheinlich, wenn man darum gewußt hätte. Was hast du jetzt im Sinne? fragte Plötzlich der Herr von Denz; — Kurt war es, als schlüge ihm Jemand mit dem Holzschlägel auf den Kopf und sagte: was lieber, Geld oder Blut? Nichts sagte endlich Kurt, dieweil er viel Zeit gebrauchte, um zu sich selbst zu kommen. Hast kein Verlangen nach der Mutter? fragte der Herr von Denz; vielleicht ist sie gestorben, habe lange nichts von ihr gehört, solltest gehen und sehen. Kannst begreiflich wieder kommen, bist mir nicht erleidet, und vor die Thüre stelle ich dich nicht. — Heimgehen wäre mir ganz recht, sagte Kurt, aber was soll ich heimbringen, habe ja nicht mehr, was ich mitgenommen, käme ja heim wie ein geschundener Bär. — Hättest du also wieder ein ganzes Fell, reiche Beute, oder gar eine schöne Frau, sammt großem Brautschatz, so wäre dir das Heimkehren recht? fragte der Alte. Da machte Kurt Glotzaugen und sagte endlich dumm: Das wäre was, aber eine Solche wüßte er nicht zu stehlen, geschweige sonst zu kriegen. Weißt dann kein Mädchen, welches du möchtest, und welches dich möchte, und welches allfällig zu einer reichen Frau zu machen wäre? Da machte Kurt noch größere Glotzaugen, sah damit den Alten ganz dumm an, bis ihm plötzlich ein Licht aufging. Es siel ihm nämlich ein, der Alte könnte Agnes meinen, wenn er Die heirathe, so sei sie eine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
wie auch den Weg durchs Gau hinab; sie schauten tiefsinnig hinüber und dachten nichts, tranken viel, redeten wenig; geraucht hätten sie wahrscheinlich, wenn man darum gewußt hätte. Was hast du jetzt im Sinne? fragte Plötzlich der Herr von Denz; — Kurt war es, als schlüge ihm Jemand mit dem Holzschlägel auf den Kopf und sagte: was lieber, Geld oder Blut? Nichts sagte endlich Kurt, dieweil er viel Zeit gebrauchte, um zu sich selbst zu kommen. Hast kein Verlangen nach der Mutter? fragte der Herr von Denz; vielleicht ist sie gestorben, habe lange nichts von ihr gehört, solltest gehen und sehen. Kannst begreiflich wieder kommen, bist mir nicht erleidet, und vor die Thüre stelle ich dich nicht. — Heimgehen wäre mir ganz recht, sagte Kurt, aber was soll ich heimbringen, habe ja nicht mehr, was ich mitgenommen, käme ja heim wie ein geschundener Bär. — Hättest du also wieder ein ganzes Fell, reiche Beute, oder gar eine schöne Frau, sammt großem Brautschatz, so wäre dir das Heimkehren recht? fragte der Alte. Da machte Kurt Glotzaugen und sagte endlich dumm: Das wäre was, aber eine Solche wüßte er nicht zu stehlen, geschweige sonst zu kriegen. Weißt dann kein Mädchen, welches du möchtest, und welches dich möchte, und welches allfällig zu einer reichen Frau zu machen wäre? Da machte Kurt noch größere Glotzaugen, sah damit den Alten ganz dumm an, bis ihm plötzlich ein Licht aufging. Es siel ihm nämlich ein, der Alte könnte Agnes meinen, wenn er Die heirathe, so sei sie eine
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Zitationshilfe: | Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/90>, abgerufen am 27.07.2024. |