Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.machen, könne man ein altes Scheuerlein anzünden, Lärm machen und Botschaft ins Kloster senden, so ward gerathen. Ein altes Sprüchwort sagt: Der Teufel ist ein Schelm, und wenn man vom Wolfe spricht, so ist er weit oder nah. Kaum hatte man die Ausführung jenes Rathes begonnen, so hörte man Lärm von der Bergseite her, und kaum hatten die Köpfe dorthin sich gedreht, erhob sich wildes Geschrei von der andern Seite. Pferde hörte man sprengen, in vollem Lauf braus[']te eine Schaar die Straße herauf, voran auf schwarzem Roß ein Ritter, schwarz gerüstet. Der Barthli! der Barthli! fuhr wie Ein Schrei aus Aller Mund, und erschrocken, wie wenn unter leichtsinniger trunkener Menge der grausame Teufel plötzlich erscheint, stob wie Spreu im Winde die Menge auseinander, es bebten Aller Glieder, und vergangen war Allen der Durst; an Widerstand dachte Niemand, selbst für gehörige Flucht fehlte den Meisten der Verstand, sie liefen, wie bei einem Brande das Vieh ins Feuer, dem Feinde blind in die Hände. Der Ritter von Luthern wußte seine Dispositionen zu machen, so gut als heutzutage in ähnlichen Fällen ein Husarengeneral. Wie das Wetter von allen Seiten zugleich war er über den Ort gekommen, mit seinen Rossen dem Menschenknäuel zugesprengt, den er zu so ungewohnter Zeit auf der Straße sah; es konnten Feinde sein, zu seinem Empfang gerüstet. Erst als derselbe auseinanderstob, wie ein Haufen dürrer Blätter, in welche der Wind weht, machen, könne man ein altes Scheuerlein anzünden, Lärm machen und Botschaft ins Kloster senden, so ward gerathen. Ein altes Sprüchwort sagt: Der Teufel ist ein Schelm, und wenn man vom Wolfe spricht, so ist er weit oder nah. Kaum hatte man die Ausführung jenes Rathes begonnen, so hörte man Lärm von der Bergseite her, und kaum hatten die Köpfe dorthin sich gedreht, erhob sich wildes Geschrei von der andern Seite. Pferde hörte man sprengen, in vollem Lauf braus[']te eine Schaar die Straße herauf, voran auf schwarzem Roß ein Ritter, schwarz gerüstet. Der Barthli! der Barthli! fuhr wie Ein Schrei aus Aller Mund, und erschrocken, wie wenn unter leichtsinniger trunkener Menge der grausame Teufel plötzlich erscheint, stob wie Spreu im Winde die Menge auseinander, es bebten Aller Glieder, und vergangen war Allen der Durst; an Widerstand dachte Niemand, selbst für gehörige Flucht fehlte den Meisten der Verstand, sie liefen, wie bei einem Brande das Vieh ins Feuer, dem Feinde blind in die Hände. Der Ritter von Luthern wußte seine Dispositionen zu machen, so gut als heutzutage in ähnlichen Fällen ein Husarengeneral. Wie das Wetter von allen Seiten zugleich war er über den Ort gekommen, mit seinen Rossen dem Menschenknäuel zugesprengt, den er zu so ungewohnter Zeit auf der Straße sah; es konnten Feinde sein, zu seinem Empfang gerüstet. Erst als derselbe auseinanderstob, wie ein Haufen dürrer Blätter, in welche der Wind weht, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0073"/> machen, könne man ein altes Scheuerlein anzünden, Lärm machen und Botschaft ins Kloster senden, so ward gerathen. Ein altes Sprüchwort sagt: Der Teufel ist ein Schelm, und wenn man vom Wolfe spricht, so ist er weit oder nah. Kaum hatte man die Ausführung jenes Rathes begonnen, so hörte man Lärm von der Bergseite her, und kaum hatten die Köpfe dorthin sich gedreht, erhob sich wildes Geschrei von der andern Seite. Pferde hörte man sprengen, in vollem Lauf braus<supplied>'</supplied>te eine Schaar die Straße herauf, voran auf schwarzem Roß ein Ritter, schwarz gerüstet. Der Barthli! der Barthli! fuhr wie Ein Schrei aus Aller Mund, und erschrocken, wie wenn unter leichtsinniger trunkener Menge der grausame Teufel plötzlich erscheint, stob wie Spreu im Winde die Menge auseinander, es bebten Aller Glieder, und vergangen war Allen der Durst; an Widerstand dachte Niemand, selbst für gehörige Flucht fehlte den Meisten der Verstand, sie liefen, wie bei einem Brande das Vieh ins Feuer, dem Feinde blind in die Hände. Der Ritter von Luthern wußte seine Dispositionen zu machen, so gut als heutzutage in ähnlichen Fällen ein Husarengeneral. Wie das Wetter von allen Seiten zugleich war er über den Ort gekommen, mit seinen Rossen dem Menschenknäuel zugesprengt, den er zu so ungewohnter Zeit auf der Straße sah; es konnten Feinde sein, zu seinem Empfang gerüstet. Erst als derselbe auseinanderstob, wie ein Haufen dürrer Blätter, in welche der Wind weht,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
machen, könne man ein altes Scheuerlein anzünden, Lärm machen und Botschaft ins Kloster senden, so ward gerathen. Ein altes Sprüchwort sagt: Der Teufel ist ein Schelm, und wenn man vom Wolfe spricht, so ist er weit oder nah. Kaum hatte man die Ausführung jenes Rathes begonnen, so hörte man Lärm von der Bergseite her, und kaum hatten die Köpfe dorthin sich gedreht, erhob sich wildes Geschrei von der andern Seite. Pferde hörte man sprengen, in vollem Lauf braus'te eine Schaar die Straße herauf, voran auf schwarzem Roß ein Ritter, schwarz gerüstet. Der Barthli! der Barthli! fuhr wie Ein Schrei aus Aller Mund, und erschrocken, wie wenn unter leichtsinniger trunkener Menge der grausame Teufel plötzlich erscheint, stob wie Spreu im Winde die Menge auseinander, es bebten Aller Glieder, und vergangen war Allen der Durst; an Widerstand dachte Niemand, selbst für gehörige Flucht fehlte den Meisten der Verstand, sie liefen, wie bei einem Brande das Vieh ins Feuer, dem Feinde blind in die Hände. Der Ritter von Luthern wußte seine Dispositionen zu machen, so gut als heutzutage in ähnlichen Fällen ein Husarengeneral. Wie das Wetter von allen Seiten zugleich war er über den Ort gekommen, mit seinen Rossen dem Menschenknäuel zugesprengt, den er zu so ungewohnter Zeit auf der Straße sah; es konnten Feinde sein, zu seinem Empfang gerüstet. Erst als derselbe auseinanderstob, wie ein Haufen dürrer Blätter, in welche der Wind weht,
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Zitationshilfe: | Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/73>, abgerufen am 27.07.2024. |