Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Sturzes wußte er nicht mehr, sein Bewußtsein war ausgehaucht. Wie es doch verschieden zugeht in der Welt in der gleichen Stunde! Wie feierlich geht es wohl zu in der heiligen Nacht um die mitternächtliche Stunde im hohen Münster, wenn gefeiert wird die Ankunft des Sohnes aus der Höhe auf Erden, wenn angebetet wird in der Krippe das neugeborne Kind, zu dessen Füßen gelegt werden soll die erlöste Welt sammt den Fürsten der Welt, das kleine Senfkorn, das zum weltbeschattenden Baume werden soll; wie wild ging es zu zur selben Stunde erst auf der Bätterkinder Haide, dann im Utzenstorfer Walde, als hinter Kurt her jagte die wilde Jagd, als Kurt die eigenen Kinder hetzte, verleugnete sein eigen Fleisch und Blut, von der ganzen Hölle verfolgt, gepeinigt, getrieben in Pein, Noth und Wehe, zum Fraße der eigenen Kinder! Wie freundlich und lieblich ist's, wenn im friedlichen Stübchen der Weihnachtsbaum brennt, zu mahnen, wie es licht ward ans der dunkeln Erde, mitten in dunkler Nacht, und das Kindlein erschien, das für die Kinder kam, und zu Gottes Kindern machen will alle Die, die zu Lichtes Kindern werden und an das wahre Weihnachtskindlein glauben, und die Kindlein überrascht die Hände zusammenschlagen, freudig aufjauchzen über das helle Licht und die bescherte Herrlichkeit und auf Erden sich im Himmel glauben! Wie anders ist's, wenn zur selben Stunde Kinder im Sturzes wußte er nicht mehr, sein Bewußtsein war ausgehaucht. Wie es doch verschieden zugeht in der Welt in der gleichen Stunde! Wie feierlich geht es wohl zu in der heiligen Nacht um die mitternächtliche Stunde im hohen Münster, wenn gefeiert wird die Ankunft des Sohnes aus der Höhe auf Erden, wenn angebetet wird in der Krippe das neugeborne Kind, zu dessen Füßen gelegt werden soll die erlöste Welt sammt den Fürsten der Welt, das kleine Senfkorn, das zum weltbeschattenden Baume werden soll; wie wild ging es zu zur selben Stunde erst auf der Bätterkinder Haide, dann im Utzenstorfer Walde, als hinter Kurt her jagte die wilde Jagd, als Kurt die eigenen Kinder hetzte, verleugnete sein eigen Fleisch und Blut, von der ganzen Hölle verfolgt, gepeinigt, getrieben in Pein, Noth und Wehe, zum Fraße der eigenen Kinder! Wie freundlich und lieblich ist's, wenn im friedlichen Stübchen der Weihnachtsbaum brennt, zu mahnen, wie es licht ward ans der dunkeln Erde, mitten in dunkler Nacht, und das Kindlein erschien, das für die Kinder kam, und zu Gottes Kindern machen will alle Die, die zu Lichtes Kindern werden und an das wahre Weihnachtskindlein glauben, und die Kindlein überrascht die Hände zusammenschlagen, freudig aufjauchzen über das helle Licht und die bescherte Herrlichkeit und auf Erden sich im Himmel glauben! Wie anders ist's, wenn zur selben Stunde Kinder im <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0177"/> Sturzes wußte er nicht mehr, sein Bewußtsein war ausgehaucht.</p><lb/> <p>Wie es doch verschieden zugeht in der Welt in der gleichen Stunde! Wie feierlich geht es wohl zu in der heiligen Nacht um die mitternächtliche Stunde im hohen Münster, wenn gefeiert wird die Ankunft des Sohnes aus der Höhe auf Erden, wenn angebetet wird in der Krippe das neugeborne Kind, zu dessen Füßen gelegt werden soll die erlöste Welt sammt den Fürsten der Welt, das kleine Senfkorn, das zum weltbeschattenden Baume werden soll; wie wild ging es zu zur selben Stunde erst auf der Bätterkinder Haide, dann im Utzenstorfer Walde, als hinter Kurt her jagte die wilde Jagd, als Kurt die eigenen Kinder hetzte, verleugnete sein eigen Fleisch und Blut, von der ganzen Hölle verfolgt, gepeinigt, getrieben in Pein, Noth und Wehe, zum Fraße der eigenen Kinder! Wie freundlich und lieblich ist's, wenn im friedlichen Stübchen der Weihnachtsbaum brennt, zu mahnen, wie es licht ward ans der dunkeln Erde, mitten in dunkler Nacht, und das Kindlein erschien, das für die Kinder kam, und zu Gottes Kindern machen will alle Die, die zu Lichtes Kindern werden und an das wahre Weihnachtskindlein glauben, und die Kindlein überrascht die Hände zusammenschlagen, freudig aufjauchzen über das helle Licht und die bescherte Herrlichkeit und auf Erden sich im Himmel glauben! Wie anders ist's, wenn zur selben Stunde Kinder im<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0177]
Sturzes wußte er nicht mehr, sein Bewußtsein war ausgehaucht.
Wie es doch verschieden zugeht in der Welt in der gleichen Stunde! Wie feierlich geht es wohl zu in der heiligen Nacht um die mitternächtliche Stunde im hohen Münster, wenn gefeiert wird die Ankunft des Sohnes aus der Höhe auf Erden, wenn angebetet wird in der Krippe das neugeborne Kind, zu dessen Füßen gelegt werden soll die erlöste Welt sammt den Fürsten der Welt, das kleine Senfkorn, das zum weltbeschattenden Baume werden soll; wie wild ging es zu zur selben Stunde erst auf der Bätterkinder Haide, dann im Utzenstorfer Walde, als hinter Kurt her jagte die wilde Jagd, als Kurt die eigenen Kinder hetzte, verleugnete sein eigen Fleisch und Blut, von der ganzen Hölle verfolgt, gepeinigt, getrieben in Pein, Noth und Wehe, zum Fraße der eigenen Kinder! Wie freundlich und lieblich ist's, wenn im friedlichen Stübchen der Weihnachtsbaum brennt, zu mahnen, wie es licht ward ans der dunkeln Erde, mitten in dunkler Nacht, und das Kindlein erschien, das für die Kinder kam, und zu Gottes Kindern machen will alle Die, die zu Lichtes Kindern werden und an das wahre Weihnachtskindlein glauben, und die Kindlein überrascht die Hände zusammenschlagen, freudig aufjauchzen über das helle Licht und die bescherte Herrlichkeit und auf Erden sich im Himmel glauben! Wie anders ist's, wenn zur selben Stunde Kinder im
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