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Gottfried, Johann Ludwig: Newe Welt Vnd Americanische Historien. Frankfurt (Main), 1631.

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Von Natur vnd Eygenschafft der Newen Welt.
gibet: deßgleichen findet man ein Holtz/ welches ein purpurfarb/ vnd noch ein anders/ welches eine gelbe farb
gibet/ so ist auch zum dritten noch ein Baum vnd Holtz/ welches/ wann der Safft warm ist/ ein Purpur-
Farbe/ wann er aber kalt ist/ ein flammichte oder fewrige Farbe gibet.

Es gibt auch allerley Gummi, welche sehr hoch geschätzet vnd zu der Artzney/ wie auch Wund ArtzneyGummi, so
zur Artzney
gebrauchet
werden.

gebrauchet werden: Electrum flavum, Gummi Lemniun, Baratta, Colliman vnd dergleichen mehr. Was
Colliman anlanget/ ist dasselbige etlichen Engelländern in der Artzney wol bekandt. Dieses Gummi ist
schwartz vnd läst sich gern zerreiben/ sihet dem Bech nicht vngleich: Wann man von diesem Gummi auff
glüende Kolen leget/ erfüllet es ein gantzes Hauß mit seinem lieblichen Geruch. Wann man auch mit die-Krafft vnd
Tugent deß
Gummi,
Colliman.

sem Gummi das Haupt deß tages ein mahl oder drey räuchert/ vertreibet es den Schwindel/ trucknet die
Flüsse deß Haupts wol/ vnd ist gut vor den Schlag: Wann man ein Pflaster daraus machet vnd auff die
Nieren leget/ stillet es den Schmertzen/ welchen die Weiber gemeiniglich haben: Jst gut/ Schwulst/ Schwe-
ren vnd dergleichen mehr zuvertreiben. Baratta ist auch wie ein heylsamer guter Balsam den newen Wun-Baratta.
den/ vnd gibt einen sehr lieblichen Geruch von sich. Es gibt vber das viel andere sachen/ welche gut seyn lieb-
liche vnd gesunde Rauch daraus zu machen. Zur Artzney zugebrauchen hat man Spickenarden, Cas-
siam fistulam, Sene, Bolum Armeniacum, Terram Lemniam,
vnnd noch viel andere gekräute/ deren
Tugendt vnd Krafft vns noch zur zeit vnbekandt ist. Es ist noch ein anders Gewächs/ welches die Jndia-Schlaff-
apffel.

ner vnd Engelländer/ weil es dem jenigen so es isset/ ein mächtigen Schlaff verursachet/ ein Schlaff Apf-
fel nennen: Wann man dieses Gewächses einen eintzigen Tropffen einnimpt/ so verursachet es einen star-
cken Schlaff/ vnd purgiret mächtig/ wie solches einem Engelländer/ der es der erste versuchet vnd probiret/
ist widerfahren: Dieser hat es versuchen wöllen/ weil es aber jhm so bald grossen Schmertzen im Zaanfleisch
erwecket/ hat er es außgespeyet: Nichts desto weniger ist jhm ein tropffen in Leib kommen/ darauff er dann an-
gefangen drey gantzer Tag nach einander zu schlaffen/ vnnd als er hernach erwachet/ hat er sechtzig Stul-
gäng darauff gehabt: Die Beer/ welche die Jndianer Kellette nennen/ ist gut das Blut zu stillen: DerKellette.
Safft deß Blats/ welches die Jndianer Uppee nennen/ ist gut wieder die vergifftige Pfeile/ darmit die Jn-
dianer schiessen. Aber alles zu beschreiben würde sehr viel Pappier kosten.

Allhier kan ich doch mit stillschweigen nicht vbergehen einen gewissen Baum/ durch welches KrafftBaumblät
ter machen
die Fisch
toll/ daß sie
sich mit
Händen
fangen las-
sen.

vnd Mittel die Jndianer Fisch fangen: Dieser Baum wächset gemeiniglich vmb der Jndianer Häuser
herumber: Vnd wann die Jndianer fischen wöllen/ nehmen sie etliche Blätter von diesem Baum/ zerstos-
sen sie mit Steinen/ vnd wann sie dann gantz nackendt in ein Wasser oder Arm des Meers/ welche allent-
halben voll Fisch seyn/ gehen/ reiben sie die Hände darmit vnd werffen es darnach in das Wasser: durch Krafft
dieses Wassers werden die Fische also tumm vnd gleichsam schlaffend/ daß sie herbey schwimmen/ vnd sich
mit den Händen fangen lassen: Vnd auff diese Weiße können die Jndianer ohne Mühe vnd Arbeit in kur-
tzer zeit jhre Schiff mit Fischen füllen. Es hat auch an solchem Ort sehr viel Steine/ welche zu allerley sa-
chen nützlich gebrauchet können werden/ Jnsonderheit aber finden sie allda der Porschyritis, Jaspis vnndStein.
Taback.

Nierenstein: Tabac gibt es so viel/ daß man 1160. von dannen in Engellandt/ für sechstausend pfundt Ster-
ling hat geführet.

Was Gold vnd Silber anlanget/ ist es noch nit gewiß/ wie viel man da kan haben oder finden. Es er-Hoffnung
zu Gold
vnd Silber

zehlet aber doch Herr Harcourt, daß ein Jndianer jhm ein Stück Metall verehret/ an welchem Stücke das
dritte theil soll Gold seyn: Ein ander Jndianer hat jhm dessen auch ein Stück gegeben/ vnd noch von einem
andern hat er ein solch Metallen Blech/ so wie ein Adler ist geschlagen gewesen/ für ein Beyel bekommen vnd
gekauffet: Jn gemein aber sagen sie alle/ daß es viel Gold allda gebe. Er hat auch an einem Felsen viel
Schlacken oder Metallschaum gefunden/ Aber er hat weder zeit oder Mittel gehabt/ solchem weitter nach
zu gründen: doch hat man die hoffnung/ es werde Gold vnd Silbergruben geben.

Der dapffere vnd berümbte Herr Harcourt hat in erkündigung deß Flusses Maravvini viel Arbeit
vnd Müh angewendet vnd außgestanden/ hat auch ein Gewächs von einem Rohr gefunden/ welches vber
animam vegetantem auch animam sentientem hat/ wie die Naturkündiger davon reden/ das ist/ wel-
ches sich anläst sehen/ als habe es auch ein leben in sich: Denn wenn man das Blat mit einem Finger an-Ein Baum
das leben
hat.

rühret/ weichet es zu rück vnd wickelt sich in einander/ vnd beuget das Haupt/ als wann es todt seye. Schnei-
det man dann ein Blat ab/ so verdorren alle die andern Blätter an solchem Baum oder Gewächse/ fangen
aber doch in einer viertheil Stunde widerumb an zu blühen vnd gleichsam/ also zu reden/ lebendig zu werden/
vnd das geschicht zum offtermahl: vnd darauß wird geschlossen/ daß solches Gewächs einen gewissen sen-
sum
vnd also ein Leben habe. Dieses hat gedachter Herr Harcourt selber bezeuget in dem Bericht/ welchen er
dem Durchleuchtigsten Fürsten in Engellandt von Guiana vnd desselbigen Lands Eigenschafft gethan/
er setzet auch darzu/ er hab solches viertzig andern Engelländern/ deren noch viel im Leben seyen/ selber gezeu-
get/ vnd haben sie solches auch selber mit jhren leiblichen Augen gesehen. Habe auch solcher Gewächs zwey
in das Schiff genommen mit sich in Engellandt zu führen/ aber sie seyen jhme von etlichen Thieren/ wel-
che er auch mit sich gebracht/ gantz vnd gar verderbet worden: Wer aber diesem/ was erzehlt/ nicht wil
glauben zustellen/ der kan vnd mag darvon lesen Scaligerum lib. 181. Exercitationum sect. 28. Er lese
auch bey den Bavvos den ersten Tage seiner zweyten Wochen: Dann diese zween Vornehme Authores
gedencken dieses Baums vnd Gewächs auch.

An eben diesem Fluß Maravvin vber die Taupuramnen hinauß findet man eine grosse Statt der
Jndianer/ genandt Moreshego, wie auch vnderschiedliche vnd mächtige Völcker vnd Nationen/ vnd wie

Herr
M iiij

Von Natur vnd Eygenſchafft der Newen Welt.
gibet: deßgleichen findet man ein Holtz/ welches ein purpurfarb/ vnd noch ein anders/ welches eine gelbe farb
gibet/ ſo iſt auch zum dritten noch ein Baum vnd Holtz/ welches/ wann der Safft warm iſt/ ein Purpur-
Farbe/ wann er aber kalt iſt/ ein flammichte oder fewrige Farbe gibet.

Es gibt auch allerley Gummi, welche ſehr hoch geſchaͤtzet vnd zu der Artzney/ wie auch Wund ArtzneyGummi, ſo
zur Artzney
gebrauchet
werden.

gebrauchet werden: Electrum flavum, Gummi Lemniũ, Baratta, Colliman vnd dergleichẽ mehr. Was
Colliman anlanget/ iſt daſſelbige etlichen Engellaͤndern in der Artzney wol bekandt. Dieſes Gummi iſt
ſchwartz vnd laͤſt ſich gern zerreiben/ ſihet dem Bech nicht vngleich: Wann man von dieſem Gummi auff
gluͤende Kolen leget/ erfuͤllet es ein gantzes Hauß mit ſeinem lieblichen Geruch. Wann man auch mit die-Krafft vnd
Tugent deß
Gummi,
Colliman.

ſem Gummi das Haupt deß tages ein mahl oder drey raͤuchert/ vertreibet es den Schwindel/ trucknet die
Fluͤſſe deß Haupts wol/ vnd iſt gut vor den Schlag: Wann man ein Pflaſter daraus machet vnd auff die
Nieren leget/ ſtillet es den Schmertzen/ welchen die Weiber gemeiniglich habẽ: Jſt gut/ Schwulſt/ Schwe-
ren vnd dergleichen mehr zuvertreiben. Baratta iſt auch wie ein heylſamer guter Balſam den newen Wun-Baratta.
den/ vnd gibt einen ſehr lieblichen Geruch von ſich. Es gibt vber das viel andere ſachen/ welche gut ſeyn lieb-
liche vnd geſunde Rauch daraus zu machen. Zur Artzney zugebrauchen hat man Spickenarden, Caſ-
ſiam fiſtulam, Sene, Bolum Armeniacum, Terram Lemniam,
vnnd noch viel andere gekraͤute/ deren
Tugendt vnd Krafft vns noch zur zeit vnbekandt iſt. Es iſt noch ein anders Gewaͤchs/ welches die Jndia-Schlaff-
apffel.

ner vnd Engellaͤnder/ weil es dem jenigen ſo es iſſet/ ein maͤchtigen Schlaff verurſachet/ ein Schlaff Apf-
fel nennen: Wann man dieſes Gewaͤchſes einen eintzigen Tropffen einnimpt/ ſo verurſachet es einen ſtar-
cken Schlaff/ vnd purgiret maͤchtig/ wie ſolches einem Engellaͤnder/ der es der erſte verſuchet vnd probiret/
iſt widerfahren: Dieſer hat es verſuchen woͤllen/ weil es aber jhm ſo bald groſſen Schmertzen im Zaanfleiſch
erwecket/ hat er es außgeſpeyet: Nichts deſto weniger iſt jhm ein tropffen in Leib kommen/ darauff er dann an-
gefangen drey gantzer Tag nach einander zu ſchlaffen/ vnnd als er hernach erwachet/ hat er ſechtzig Stul-
gaͤng darauff gehabt: Die Beer/ welche die Jndianer Kellette nennen/ iſt gut das Blut zu ſtillen: DerKellette.
Safft deß Blats/ welches die Jndianer Uppee nennen/ iſt gut wieder die vergifftige Pfeile/ darmit die Jn-
dianer ſchieſſen. Aber alles zu beſchreiben wuͤrde ſehr viel Pappier koſten.

Allhier kan ich doch mit ſtillſchweigen nicht vbergehen einen gewiſſen Baum/ durch welches KrafftBaumblaͤt
ter machen
die Fiſch
toll/ daß ſie
ſich mit
Haͤnden
fangen laſ-
ſen.

vnd Mittel die Jndianer Fiſch fangen: Dieſer Baum waͤchſet gemeiniglich vmb der Jndianer Haͤuſer
herumber: Vnd wann die Jndianer fiſchen woͤllen/ nehmen ſie etliche Blaͤtter von dieſem Baum/ zerſtoſ-
ſen ſie mit Steinen/ vnd wann ſie dann gantz nackendt in ein Waſſer oder Arm des Meers/ welche allent-
halben voll Fiſch ſeyn/ gehen/ reibẽ ſie die Haͤnde darmit vnd werffen es darnach in das Waſſer: durch Krafft
dieſes Waſſers werden die Fiſche alſo tumm vnd gleichſam ſchlaffend/ daß ſie herbey ſchwimmen/ vnd ſich
mit den Haͤnden fangen laſſen: Vnd auff dieſe Weiße koͤnnen die Jndianer ohne Muͤhe vnd Arbeit in kur-
tzer zeit jhre Schiff mit Fiſchen fuͤllen. Es hat auch an ſolchem Ort ſehr viel Steine/ welche zu allerley ſa-
chen nuͤtzlich gebrauchet koͤnnen werden/ Jnſonderheit aber finden ſie allda der Porſchyritis, Jaſpis vnndStein.
Taback.

Nierenſtein: Tabac gibt es ſo viel/ daß man 1160. von dannen in Engellandt/ fuͤr ſechstauſend pfundt Ster-
ling hat gefuͤhret.

Was Gold vnd Silber anlanget/ iſt es noch nit gewiß/ wie viel man da kan haben oder finden. Es er-Hoffnung
zu Gold
vnd Silber

zehlet aber doch Herr Harcourt, daß ein Jndianer jhm ein Stuͤck Metall verehret/ an welchem Stuͤcke das
dritte theil ſoll Gold ſeyn: Ein ander Jndianer hat jhm deſſen auch ein Stuͤck gegeben/ vnd noch von einem
andern hat er ein ſolch Metallen Blech/ ſo wie ein Adler iſt geſchlagen geweſen/ fuͤr ein Beyel bekommen vnd
gekauffet: Jn gemein aber ſagen ſie alle/ daß es viel Gold allda gebe. Er hat auch an einem Felſen viel
Schlacken oder Metallſchaum gefunden/ Aber er hat weder zeit oder Mittel gehabt/ ſolchem weitter nach
zu gruͤnden: doch hat man die hoffnung/ es werde Gold vnd Silbergruben geben.

Der dapffere vnd beruͤmbte Herr Harcourt hat in erkuͤndigung deß Fluſſes Maravvini viel Arbeit
vnd Muͤh angewendet vnd außgeſtanden/ hat auch ein Gewaͤchs von einem Rohr gefunden/ welches vber
animam vegetantem auch animam ſentientem hat/ wie die Naturkuͤndiger davon reden/ das iſt/ wel-
ches ſich anlaͤſt ſehen/ als habe es auch ein leben in ſich: Denn wenn man das Blat mit einem Finger an-Ein Baum
das leben
hat.

ruͤhret/ weichet es zu ruͤck vnd wickelt ſich in einander/ vnd beuget das Haupt/ als wañ es todt ſeye. Schnei-
det man dann ein Blat ab/ ſo verdorren alle die andern Blaͤtter an ſolchem Baum oder Gewaͤchſe/ fangen
aber doch in einer viertheil Stunde widerumb an zu bluͤhen vnd gleichſam/ alſo zu reden/ lebendig zu werden/
vnd das geſchicht zum offtermahl: vnd darauß wird geſchloſſen/ daß ſolches Gewaͤchs einen gewiſſen ſen-
ſum
vnd alſo ein Leben habe. Dieſes hat gedachter Herr Harcourt ſelber bezeuget in dem Bericht/ welchen er
dem Durchleuchtigſten Fuͤrſten in Engellandt von Guiana vnd deſſelbigen Lands Eigenſchafft gethan/
er ſetzet auch darzu/ er hab ſolches viertzig andern Engellaͤndern/ deren noch viel im Leben ſeyen/ ſelber gezeu-
get/ vnd haben ſie ſolches auch ſelber mit jhren leiblichen Augen geſehen. Habe auch ſolcher Gewaͤchs zwey
in das Schiff genommen mit ſich in Engellandt zu fuͤhren/ aber ſie ſeyen jhme von etlichen Thieren/ wel-
che er auch mit ſich gebracht/ gantz vnd gar verderbet worden: Wer aber dieſem/ was erzehlt/ nicht wil
glauben zuſtellen/ der kan vnd mag darvon leſen Scaligerum lib. 181. Exercitationum ſect. 28. Er leſe
auch bey den Bavvos den erſten Tage ſeiner zweyten Wochen: Dann dieſe zween Vornehme Authores
gedencken dieſes Baums vnd Gewaͤchs auch.

An eben dieſem Fluß Maravvin vber die Taupuramnen hinauß findet man eine groſſe Statt der
Jndianer/ genandt Moreshego, wie auch vnderſchiedliche vnd maͤchtige Voͤlcker vnd Nationen/ vnd wie

Herr
M iiij
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[151/0176] Von Natur vnd Eygenſchafft der Newen Welt. gibet: deßgleichen findet man ein Holtz/ welches ein purpurfarb/ vnd noch ein anders/ welches eine gelbe farb gibet/ ſo iſt auch zum dritten noch ein Baum vnd Holtz/ welches/ wann der Safft warm iſt/ ein Purpur- Farbe/ wann er aber kalt iſt/ ein flammichte oder fewrige Farbe gibet. Es gibt auch allerley Gummi, welche ſehr hoch geſchaͤtzet vnd zu der Artzney/ wie auch Wund Artzney gebrauchet werden: Electrum flavum, Gummi Lemniũ, Baratta, Colliman vnd dergleichẽ mehr. Was Colliman anlanget/ iſt daſſelbige etlichen Engellaͤndern in der Artzney wol bekandt. Dieſes Gummi iſt ſchwartz vnd laͤſt ſich gern zerreiben/ ſihet dem Bech nicht vngleich: Wann man von dieſem Gummi auff gluͤende Kolen leget/ erfuͤllet es ein gantzes Hauß mit ſeinem lieblichen Geruch. Wann man auch mit die- ſem Gummi das Haupt deß tages ein mahl oder drey raͤuchert/ vertreibet es den Schwindel/ trucknet die Fluͤſſe deß Haupts wol/ vnd iſt gut vor den Schlag: Wann man ein Pflaſter daraus machet vnd auff die Nieren leget/ ſtillet es den Schmertzen/ welchen die Weiber gemeiniglich habẽ: Jſt gut/ Schwulſt/ Schwe- ren vnd dergleichen mehr zuvertreiben. Baratta iſt auch wie ein heylſamer guter Balſam den newen Wun- den/ vnd gibt einen ſehr lieblichen Geruch von ſich. Es gibt vber das viel andere ſachen/ welche gut ſeyn lieb- liche vnd geſunde Rauch daraus zu machen. Zur Artzney zugebrauchen hat man Spickenarden, Caſ- ſiam fiſtulam, Sene, Bolum Armeniacum, Terram Lemniam, vnnd noch viel andere gekraͤute/ deren Tugendt vnd Krafft vns noch zur zeit vnbekandt iſt. Es iſt noch ein anders Gewaͤchs/ welches die Jndia- ner vnd Engellaͤnder/ weil es dem jenigen ſo es iſſet/ ein maͤchtigen Schlaff verurſachet/ ein Schlaff Apf- fel nennen: Wann man dieſes Gewaͤchſes einen eintzigen Tropffen einnimpt/ ſo verurſachet es einen ſtar- cken Schlaff/ vnd purgiret maͤchtig/ wie ſolches einem Engellaͤnder/ der es der erſte verſuchet vnd probiret/ iſt widerfahren: Dieſer hat es verſuchen woͤllen/ weil es aber jhm ſo bald groſſen Schmertzen im Zaanfleiſch erwecket/ hat er es außgeſpeyet: Nichts deſto weniger iſt jhm ein tropffen in Leib kommen/ darauff er dann an- gefangen drey gantzer Tag nach einander zu ſchlaffen/ vnnd als er hernach erwachet/ hat er ſechtzig Stul- gaͤng darauff gehabt: Die Beer/ welche die Jndianer Kellette nennen/ iſt gut das Blut zu ſtillen: Der Safft deß Blats/ welches die Jndianer Uppee nennen/ iſt gut wieder die vergifftige Pfeile/ darmit die Jn- dianer ſchieſſen. Aber alles zu beſchreiben wuͤrde ſehr viel Pappier koſten. Gummi, ſo zur Artzney gebrauchet werden. Krafft vnd Tugent deß Gummi, Colliman. Baratta. Schlaff- apffel. Kellette. Allhier kan ich doch mit ſtillſchweigen nicht vbergehen einen gewiſſen Baum/ durch welches Krafft vnd Mittel die Jndianer Fiſch fangen: Dieſer Baum waͤchſet gemeiniglich vmb der Jndianer Haͤuſer herumber: Vnd wann die Jndianer fiſchen woͤllen/ nehmen ſie etliche Blaͤtter von dieſem Baum/ zerſtoſ- ſen ſie mit Steinen/ vnd wann ſie dann gantz nackendt in ein Waſſer oder Arm des Meers/ welche allent- halben voll Fiſch ſeyn/ gehen/ reibẽ ſie die Haͤnde darmit vnd werffen es darnach in das Waſſer: durch Krafft dieſes Waſſers werden die Fiſche alſo tumm vnd gleichſam ſchlaffend/ daß ſie herbey ſchwimmen/ vnd ſich mit den Haͤnden fangen laſſen: Vnd auff dieſe Weiße koͤnnen die Jndianer ohne Muͤhe vnd Arbeit in kur- tzer zeit jhre Schiff mit Fiſchen fuͤllen. Es hat auch an ſolchem Ort ſehr viel Steine/ welche zu allerley ſa- chen nuͤtzlich gebrauchet koͤnnen werden/ Jnſonderheit aber finden ſie allda der Porſchyritis, Jaſpis vnnd Nierenſtein: Tabac gibt es ſo viel/ daß man 1160. von dannen in Engellandt/ fuͤr ſechstauſend pfundt Ster- ling hat gefuͤhret. Baumblaͤt ter machen die Fiſch toll/ daß ſie ſich mit Haͤnden fangen laſ- ſen. Stein. Taback. Was Gold vnd Silber anlanget/ iſt es noch nit gewiß/ wie viel man da kan haben oder finden. Es er- zehlet aber doch Herr Harcourt, daß ein Jndianer jhm ein Stuͤck Metall verehret/ an welchem Stuͤcke das dritte theil ſoll Gold ſeyn: Ein ander Jndianer hat jhm deſſen auch ein Stuͤck gegeben/ vnd noch von einem andern hat er ein ſolch Metallen Blech/ ſo wie ein Adler iſt geſchlagen geweſen/ fuͤr ein Beyel bekommen vnd gekauffet: Jn gemein aber ſagen ſie alle/ daß es viel Gold allda gebe. Er hat auch an einem Felſen viel Schlacken oder Metallſchaum gefunden/ Aber er hat weder zeit oder Mittel gehabt/ ſolchem weitter nach zu gruͤnden: doch hat man die hoffnung/ es werde Gold vnd Silbergruben geben. Hoffnung zu Gold vnd Silber Der dapffere vnd beruͤmbte Herr Harcourt hat in erkuͤndigung deß Fluſſes Maravvini viel Arbeit vnd Muͤh angewendet vnd außgeſtanden/ hat auch ein Gewaͤchs von einem Rohr gefunden/ welches vber animam vegetantem auch animam ſentientem hat/ wie die Naturkuͤndiger davon reden/ das iſt/ wel- ches ſich anlaͤſt ſehen/ als habe es auch ein leben in ſich: Denn wenn man das Blat mit einem Finger an- ruͤhret/ weichet es zu ruͤck vnd wickelt ſich in einander/ vnd beuget das Haupt/ als wañ es todt ſeye. Schnei- det man dann ein Blat ab/ ſo verdorren alle die andern Blaͤtter an ſolchem Baum oder Gewaͤchſe/ fangen aber doch in einer viertheil Stunde widerumb an zu bluͤhen vnd gleichſam/ alſo zu reden/ lebendig zu werden/ vnd das geſchicht zum offtermahl: vnd darauß wird geſchloſſen/ daß ſolches Gewaͤchs einen gewiſſen ſen- ſum vnd alſo ein Leben habe. Dieſes hat gedachter Herr Harcourt ſelber bezeuget in dem Bericht/ welchen er dem Durchleuchtigſten Fuͤrſten in Engellandt von Guiana vnd deſſelbigen Lands Eigenſchafft gethan/ er ſetzet auch darzu/ er hab ſolches viertzig andern Engellaͤndern/ deren noch viel im Leben ſeyen/ ſelber gezeu- get/ vnd haben ſie ſolches auch ſelber mit jhren leiblichen Augen geſehen. Habe auch ſolcher Gewaͤchs zwey in das Schiff genommen mit ſich in Engellandt zu fuͤhren/ aber ſie ſeyen jhme von etlichen Thieren/ wel- che er auch mit ſich gebracht/ gantz vnd gar verderbet worden: Wer aber dieſem/ was erzehlt/ nicht wil glauben zuſtellen/ der kan vnd mag darvon leſen Scaligerum lib. 181. Exercitationum ſect. 28. Er leſe auch bey den Bavvos den erſten Tage ſeiner zweyten Wochen: Dann dieſe zween Vornehme Authores gedencken dieſes Baums vnd Gewaͤchs auch. Ein Baum das leben hat. An eben dieſem Fluß Maravvin vber die Taupuramnen hinauß findet man eine groſſe Statt der Jndianer/ genandt Moreshego, wie auch vnderſchiedliche vnd maͤchtige Voͤlcker vnd Nationen/ vnd wie Herr M iiij

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Zitationshilfe: Gottfried, Johann Ludwig: Newe Welt Vnd Americanische Historien. Frankfurt (Main), 1631, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottfried_historia_1631/176>, abgerufen am 03.12.2024.