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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
Gerhard. Mädchen -- du bist ausgelassen[.]
Justine. Ihre Braut hat mich angesteckt.
Gerhard (sich im Sessel herum werfend.) Ach,
ich wollte --
Justine. Sie seufzen, daß Sie sich in Staat
werfen sollen.
Gerhard. Gemächlichkeit ist mein Staat.
Justine. Aber zum Nachtessen werden Sie
doch --
Gerhard (ungeduldig einfallend.) Ich esse ja
nie zu Nacht.
Justine. Ist denn heute nicht Verlöbniß?
Gerhard. O, quäle Sie mich nicht! Die
Ohren thun mir ohnehin schon so wehe --

(Seinen Stock suchend.) Gute Nacht!
Justine (lachend.) Am hellen Morgen?
Gerhard. Ich hab' Erholung nöthig.
Justine. Kaum aus dem Bette, und schon
wieder hinein?
Gerhard. Unterstehe Sie sich nicht, mich
zu wecken, und wenn der jüngste Tag käme!

(Ab in seine Schreibstube.)
Justine (ihm nachsehend.) Geh nur, alter Son-
derling, und schlaf' den Bräutigamsrausch aus!

(Ab ins Kabinet.)
Die Erbſchleicher.
Gerhard. Maͤdchen — du biſt ausgelaſſen[.]
Juſtine. Ihre Braut hat mich angeſteckt.
Gerhard (ſich im Seſſel herum werfend.) Ach,
ich wollte —
Juſtine. Sie ſeufzen, daß Sie ſich in Staat
werfen ſollen.
Gerhard. Gemaͤchlichkeit iſt mein Staat.
Juſtine. Aber zum Nachteſſen werden Sie
doch —
Gerhard (ungeduldig einfallend.) Ich eſſe ja
nie zu Nacht.
Juſtine. Iſt denn heute nicht Verloͤbniß?
Gerhard. O, quaͤle Sie mich nicht! Die
Ohren thun mir ohnehin ſchon ſo wehe —

(Seinen Stock ſuchend.) Gute Nacht!
Juſtine (lachend.) Am hellen Morgen?
Gerhard. Ich hab’ Erholung noͤthig.
Juſtine. Kaum aus dem Bette, und ſchon
wieder hinein?
Gerhard. Unterſtehe Sie ſich nicht, mich
zu wecken, und wenn der juͤngſte Tag kaͤme!

(Ab in ſeine Schreibſtube.)
Juſtine (ihm nachſehend.) Geh nur, alter Son-
derling, und ſchlaf’ den Braͤutigamsrauſch aus!

(Ab ins Kabinet.)
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[68/0074] Die Erbſchleicher. Gerhard. Maͤdchen — du biſt ausgelaſſen. Juſtine. Ihre Braut hat mich angeſteckt. Gerhard (ſich im Seſſel herum werfend.) Ach, ich wollte — Juſtine. Sie ſeufzen, daß Sie ſich in Staat werfen ſollen. Gerhard. Gemaͤchlichkeit iſt mein Staat. Juſtine. Aber zum Nachteſſen werden Sie doch — Gerhard (ungeduldig einfallend.) Ich eſſe ja nie zu Nacht. Juſtine. Iſt denn heute nicht Verloͤbniß? Gerhard. O, quaͤle Sie mich nicht! Die Ohren thun mir ohnehin ſchon ſo wehe — (Seinen Stock ſuchend.) Gute Nacht! Juſtine (lachend.) Am hellen Morgen? Gerhard. Ich hab’ Erholung noͤthig. Juſtine. Kaum aus dem Bette, und ſchon wieder hinein? Gerhard. Unterſtehe Sie ſich nicht, mich zu wecken, und wenn der juͤngſte Tag kaͤme! (Ab in ſeine Schreibſtube.) Juſtine (ihm nachſehend.) Geh nur, alter Son- derling, und ſchlaf’ den Braͤutigamsrauſch aus! (Ab ins Kabinet.)

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/74>, abgerufen am 23.11.2024.