Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erbschleicher.
Weinhold. So erben wir ab intestato.
W. Ungew. Einen Bettel!
Weinhold. Aber zehn Jahre früher.
W. Ungew. Wenns hoch kömmt, die Rei-
sekosten.
Weinhold. Ein armer Teufel nimmt alles
mit an.
Justine (gegen das Kabinet, indem sie unvermerkt
die Thür zumacht.)
Ach, du guter, kreuzbraver,
goldner Herr! mußt du so früh aus der Welt
gehen?
Weinhold. Er hat lange genug zusammen
gescharrt.
W. Ungew. Und gewuchert und gegeitzt.
Seinen Verwandten zum Trotz gelebt, und zum
Possen gestorben! Aber du sollst deine Absicht
nicht erreichen, heimtückischer Alter! --
(Zu
Justinen.)
Jungfer Schließerinn, wo sind die
Schlüssel?
Justine. Zur leeren Speisekammer? Hier!
-- Die übrigen führt der Herr bey sich.
W. Ungew. Unglücklich! (Halblaut.) Vet-
ter Emmerich! visitiren Sie ihn doch!
Weinhold. Ich will Ihnen nicht vor-
greifen.
M 4
Die Erbſchleicher.
Weinhold. So erben wir ab inteſtato.
W. Ungew. Einen Bettel!
Weinhold. Aber zehn Jahre fruͤher.
W. Ungew. Wenns hoch koͤmmt, die Rei-
ſekoſten.
Weinhold. Ein armer Teufel nimmt alles
mit an.
Juſtine (gegen das Kabinet, indem ſie unvermerkt
die Thür zumacht.)
Ach, du guter, kreuzbraver,
goldner Herr! mußt du ſo fruͤh aus der Welt
gehen?
Weinhold. Er hat lange genug zuſammen
geſcharrt.
W. Ungew. Und gewuchert und gegeitzt.
Seinen Verwandten zum Trotz gelebt, und zum
Poſſen geſtorben! Aber du ſollſt deine Abſicht
nicht erreichen, heimtuͤckiſcher Alter! —
(Zu
Juſtinen.)
Jungfer Schließerinn, wo ſind die
Schluͤſſel?
Juſtine. Zur leeren Speiſekammer? Hier!
— Die uͤbrigen fuͤhrt der Herr bey ſich.
W. Ungew. Ungluͤcklich! (Halblaut.) Vet-
ter Emmerich! viſitiren Sie ihn doch!
Weinhold. Ich will Ihnen nicht vor-
greifen.
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0189" n="183"/>
          <fw place="top" type="header">Die Erb&#x017F;chleicher.</fw><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>So erben wir <hi rendition="#aq">ab inte&#x017F;tato</hi>.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Einen Bettel!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Aber zehn Jahre fru&#x0364;her.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Wenns hoch ko&#x0364;mmt, die Rei-<lb/>
&#x017F;eko&#x017F;ten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Ein armer Teufel nimmt alles<lb/>
mit an.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </speaker>
            <stage>(gegen das Kabinet, indem &#x017F;ie unvermerkt<lb/>
die Thür zumacht.)</stage>
            <p>Ach, du guter, kreuzbraver,<lb/>
goldner Herr! mußt du &#x017F;o fru&#x0364;h aus der Welt<lb/>
gehen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Er hat lange genug zu&#x017F;ammen<lb/>
ge&#x017F;charrt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Und gewuchert und gegeitzt.<lb/>
Seinen Verwandten zum Trotz gelebt, und zum<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;torben! Aber du &#x017F;oll&#x017F;t deine Ab&#x017F;icht<lb/>
nicht erreichen, heimtu&#x0364;cki&#x017F;cher Alter! &#x2014;</p>
            <stage>(Zu<lb/>
Ju&#x017F;tinen.)</stage>
            <p>Jungfer Schließerinn, wo &#x017F;ind die<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Zur leeren Spei&#x017F;ekammer? Hier!<lb/>
&#x2014; Die u&#x0364;brigen fu&#x0364;hrt der Herr bey &#x017F;ich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Unglu&#x0364;cklich!</p>
            <stage>(Halblaut.)</stage>
            <p>Vet-<lb/>
ter Emmerich! vi&#x017F;itiren Sie ihn doch!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Ich will Ihnen nicht vor-<lb/>
greifen.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0189] Die Erbſchleicher. Weinhold. So erben wir ab inteſtato. W. Ungew. Einen Bettel! Weinhold. Aber zehn Jahre fruͤher. W. Ungew. Wenns hoch koͤmmt, die Rei- ſekoſten. Weinhold. Ein armer Teufel nimmt alles mit an. Juſtine (gegen das Kabinet, indem ſie unvermerkt die Thür zumacht.) Ach, du guter, kreuzbraver, goldner Herr! mußt du ſo fruͤh aus der Welt gehen? Weinhold. Er hat lange genug zuſammen geſcharrt. W. Ungew. Und gewuchert und gegeitzt. Seinen Verwandten zum Trotz gelebt, und zum Poſſen geſtorben! Aber du ſollſt deine Abſicht nicht erreichen, heimtuͤckiſcher Alter! — (Zu Juſtinen.) Jungfer Schließerinn, wo ſind die Schluͤſſel? Juſtine. Zur leeren Speiſekammer? Hier! — Die uͤbrigen fuͤhrt der Herr bey ſich. W. Ungew. Ungluͤcklich! (Halblaut.) Vet- ter Emmerich! viſitiren Sie ihn doch! Weinhold. Ich will Ihnen nicht vor- greifen. M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/189
Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/189>, abgerufen am 27.04.2024.