Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erbschleicher.
Justine.
Gerhard.
(vor sich.) Was ist das?
Wer sind Sie? (Aengstlich) Ei-
nen Stuhl! sie erdrückt mich --
Justine (führt sie zum Stuhl.) Arme Madam!
W. Ungew. (in den Stuhl sinkend.) Ich er-
liege der Freude -- ach, meine Nerven! meine
elenden Nerven!
Justine. Darüber klagen jetzt alle schöne
Weiber.
W. Ungew. Schmeichle mir nicht, Kind!
Sie war die Zeit, wo ich die schöne Lukre-
zia
hieß -- der Herr Vetter werden sich dessen
noch erinnern -- Sie haben mich so groß ge-
kannt -- Ihrer Schwester Abigail schönes Lu-
kerchen -- jetzt die trostlose Wittwe Ungewitter.
Gerhard. Ists möglich? Sind Sie - - -
W. Ungew. (springt hastig auf.) O, Himmel!
Sie stehen, und ich --
Gerhard (erschrocken.) Behalten Sie Platz,
Frau Muhme! Ich sitze schon.
(Setzt sich in seinen
Sessel.)
Justine (vor sich.) Ein Vetter! eine Muh-
me! so aus den Wolken gefallen!
Gerhard. Aber wie kommen Sie denn so
unvermuthet auf den Einfall --
Die Erbſchleicher.
Juſtine.
Gerhard.
(vor ſich.) Was iſt das?
Wer ſind Sie? (Aengſtlich) Ei-
nen Stuhl! ſie erdruͤckt mich —
Juſtine (führt ſie zum Stuhl.) Arme Madam!
W. Ungew. (in den Stuhl ſinkend.) Ich er-
liege der Freude — ach, meine Nerven! meine
elenden Nerven!
Juſtine. Daruͤber klagen jetzt alle ſchoͤne
Weiber.
W. Ungew. Schmeichle mir nicht, Kind!
Sie war die Zeit, wo ich die ſchoͤne Lukre-
zia
hieß — der Herr Vetter werden ſich deſſen
noch erinnern — Sie haben mich ſo groß ge-
kannt — Ihrer Schweſter Abigail ſchoͤnes Lu-
kerchen — jetzt die troſtloſe Wittwe Ungewitter.
Gerhard. Iſts moͤglich? Sind Sie - - -
W. Ungew. (ſpringt haſtig auf.) O, Himmel!
Sie ſtehen, und ich —
Gerhard (erſchrocken.) Behalten Sie Platz,
Frau Muhme! Ich ſitze ſchon.
(Setzt ſich in ſeinen
Seſſel.)
Juſtine (vor ſich.) Ein Vetter! eine Muh-
me! ſo aus den Wolken gefallen!
Gerhard. Aber wie kommen Sie denn ſo
unvermuthet auf den Einfall —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0129" n="123"/>
          <fw place="top" type="header">Die Erb&#x017F;chleicher.</fw><lb/>
          <sp who="#JUS #GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.<lb/>
Gerhard.</hi> </speaker>
            <p rendition="#leftBraced"><stage>(vor &#x017F;ich.)</stage>Was i&#x017F;t das?<lb/>
Wer &#x017F;ind Sie? <stage>(Aeng&#x017F;tlich)</stage>Ei-<lb/>
nen Stuhl! &#x017F;ie erdru&#x0364;ckt mich &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </speaker>
            <stage>(führt &#x017F;ie zum Stuhl.)</stage>
            <p>Arme Madam!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <stage>(in den Stuhl &#x017F;inkend.)</stage>
            <p>Ich er-<lb/>
liege der Freude &#x2014; ach, meine Nerven! meine<lb/>
elenden Nerven!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Daru&#x0364;ber klagen jetzt alle &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Weiber.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Schmeichle mir nicht, Kind!<lb/>
Sie <hi rendition="#g">war</hi> die Zeit, wo ich die <hi rendition="#g">&#x017F;cho&#x0364;ne Lukre-<lb/>
zia</hi> hieß &#x2014; der Herr Vetter werden &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
noch erinnern &#x2014; Sie haben mich &#x017F;o groß ge-<lb/>
kannt &#x2014; Ihrer Schwe&#x017F;ter Abigail &#x017F;cho&#x0364;nes Lu-<lb/>
kerchen &#x2014; jetzt die tro&#x017F;tlo&#x017F;e Wittwe Ungewitter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>I&#x017F;ts mo&#x0364;glich? Sind Sie - - -</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;pringt ha&#x017F;tig auf.)</stage>
            <p>O, Himmel!<lb/>
Sie &#x017F;tehen, und ich &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard</hi> </speaker>
            <stage>(er&#x017F;chrocken.)</stage>
            <p>Behalten Sie Platz,<lb/>
Frau Muhme! Ich &#x017F;itze &#x017F;chon.</p>
            <stage>(Setzt &#x017F;ich in &#x017F;einen<lb/>
Se&#x017F;&#x017F;el.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </speaker>
            <stage>(vor &#x017F;ich.)</stage>
            <p>Ein Vetter! eine Muh-<lb/>
me! &#x017F;o aus den Wolken gefallen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Aber wie kommen Sie denn &#x017F;o<lb/>
unvermuthet auf den Einfall &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0129] Die Erbſchleicher. Juſtine. Gerhard. (vor ſich.)Was iſt das? Wer ſind Sie? (Aengſtlich)Ei- nen Stuhl! ſie erdruͤckt mich — Juſtine (führt ſie zum Stuhl.) Arme Madam! W. Ungew. (in den Stuhl ſinkend.) Ich er- liege der Freude — ach, meine Nerven! meine elenden Nerven! Juſtine. Daruͤber klagen jetzt alle ſchoͤne Weiber. W. Ungew. Schmeichle mir nicht, Kind! Sie war die Zeit, wo ich die ſchoͤne Lukre- zia hieß — der Herr Vetter werden ſich deſſen noch erinnern — Sie haben mich ſo groß ge- kannt — Ihrer Schweſter Abigail ſchoͤnes Lu- kerchen — jetzt die troſtloſe Wittwe Ungewitter. Gerhard. Iſts moͤglich? Sind Sie - - - W. Ungew. (ſpringt haſtig auf.) O, Himmel! Sie ſtehen, und ich — Gerhard (erſchrocken.) Behalten Sie Platz, Frau Muhme! Ich ſitze ſchon. (Setzt ſich in ſeinen Seſſel.) Juſtine (vor ſich.) Ein Vetter! eine Muh- me! ſo aus den Wolken gefallen! Gerhard. Aber wie kommen Sie denn ſo unvermuthet auf den Einfall —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/129
Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/129>, abgerufen am 09.05.2024.