Goldammer, Leo: Auf Wiedersehen! In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 157–185. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.sellen, die Mägde und die Kinder, nackt aus den Betten, ihre Kleider in der Hand. Ueber das Haus her rollt Donner der Kanonen, knattert das Feuer der Gewehre, blasen die Hörner, rasseln die Trommeln. Zitternd lauscht Alles eine Minute. Kampf auf der Straße, Mord in den Häusern! eine Furcht war in den Allen -- mit Ausnahme des Strohmers. Ueber das Haus her schallt das Traben der Reiter, das Klirren der Waffen, das Aechzen und Schreien der Getroffenen. -- -- Auf dem Hofe des Juden fangen die Weiber an zu weinen, und die Kinder richten neugierige Fragen an ihren stillbetenden Vater -- der Strohmer blickt um sich. Nur eine Minute ist die Zeit für dies Alles, da zeigt der Meister auf den Himmel: Die Stadt brennt! Noch einen zitternden Augenblick, dann ruft er: Rette Jeder, was sein, und folge mir in den Garten; wir müssen über den Fluß in den Wald. -- Das Häuflein stob auseinander, die Mägde mit den Kindern in die Kammern, die Gesellen in ihre Schlafstätten, der Meister und die Frau wollen die Treppe hinauf nach ihrer Wohnstube. -- Sie aber sind kaum auf dem Flur, kaum auf der ersten Stufe der Treppe, da donnert und berstet die Thür nach der Straße auseinander, französisches Fußvolk dringt ein, legt sich mit den Gewehren in die Fenster -- Schüsse fallen. -- sellen, die Mägde und die Kinder, nackt aus den Betten, ihre Kleider in der Hand. Ueber das Haus her rollt Donner der Kanonen, knattert das Feuer der Gewehre, blasen die Hörner, rasseln die Trommeln. Zitternd lauscht Alles eine Minute. Kampf auf der Straße, Mord in den Häusern! eine Furcht war in den Allen — mit Ausnahme des Strohmers. Ueber das Haus her schallt das Traben der Reiter, das Klirren der Waffen, das Aechzen und Schreien der Getroffenen. — — Auf dem Hofe des Juden fangen die Weiber an zu weinen, und die Kinder richten neugierige Fragen an ihren stillbetenden Vater — der Strohmer blickt um sich. Nur eine Minute ist die Zeit für dies Alles, da zeigt der Meister auf den Himmel: Die Stadt brennt! Noch einen zitternden Augenblick, dann ruft er: Rette Jeder, was sein, und folge mir in den Garten; wir müssen über den Fluß in den Wald. — Das Häuflein stob auseinander, die Mägde mit den Kindern in die Kammern, die Gesellen in ihre Schlafstätten, der Meister und die Frau wollen die Treppe hinauf nach ihrer Wohnstube. — Sie aber sind kaum auf dem Flur, kaum auf der ersten Stufe der Treppe, da donnert und berstet die Thür nach der Straße auseinander, französisches Fußvolk dringt ein, legt sich mit den Gewehren in die Fenster — Schüsse fallen. — <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0013"/> sellen, die Mägde und die Kinder, nackt aus den Betten, ihre Kleider in der Hand.</p><lb/> <p>Ueber das Haus her rollt Donner der Kanonen, knattert das Feuer der Gewehre, blasen die Hörner, rasseln die Trommeln.</p><lb/> <p>Zitternd lauscht Alles eine Minute. Kampf auf der Straße, Mord in den Häusern! eine Furcht war in den Allen — mit Ausnahme des Strohmers.</p><lb/> <p>Ueber das Haus her schallt das Traben der Reiter, das Klirren der Waffen, das Aechzen und Schreien der Getroffenen. — —</p><lb/> <p>Auf dem Hofe des Juden fangen die Weiber an zu weinen, und die Kinder richten neugierige Fragen an ihren stillbetenden Vater — der Strohmer blickt um sich.</p><lb/> <p>Nur eine Minute ist die Zeit für dies Alles, da zeigt der Meister auf den Himmel:</p><lb/> <p>Die Stadt brennt!</p><lb/> <p>Noch einen zitternden Augenblick, dann ruft er: Rette Jeder, was sein, und folge mir in den Garten; wir müssen über den Fluß in den Wald. —</p><lb/> <p>Das Häuflein stob auseinander, die Mägde mit den Kindern in die Kammern, die Gesellen in ihre Schlafstätten, der Meister und die Frau wollen die Treppe hinauf nach ihrer Wohnstube. — Sie aber sind kaum auf dem Flur, kaum auf der ersten Stufe der Treppe, da donnert und berstet die Thür nach der Straße auseinander, französisches Fußvolk dringt ein, legt sich mit den Gewehren in die Fenster — Schüsse fallen. — </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
sellen, die Mägde und die Kinder, nackt aus den Betten, ihre Kleider in der Hand.
Ueber das Haus her rollt Donner der Kanonen, knattert das Feuer der Gewehre, blasen die Hörner, rasseln die Trommeln.
Zitternd lauscht Alles eine Minute. Kampf auf der Straße, Mord in den Häusern! eine Furcht war in den Allen — mit Ausnahme des Strohmers.
Ueber das Haus her schallt das Traben der Reiter, das Klirren der Waffen, das Aechzen und Schreien der Getroffenen. — —
Auf dem Hofe des Juden fangen die Weiber an zu weinen, und die Kinder richten neugierige Fragen an ihren stillbetenden Vater — der Strohmer blickt um sich.
Nur eine Minute ist die Zeit für dies Alles, da zeigt der Meister auf den Himmel:
Die Stadt brennt!
Noch einen zitternden Augenblick, dann ruft er: Rette Jeder, was sein, und folge mir in den Garten; wir müssen über den Fluß in den Wald. —
Das Häuflein stob auseinander, die Mägde mit den Kindern in die Kammern, die Gesellen in ihre Schlafstätten, der Meister und die Frau wollen die Treppe hinauf nach ihrer Wohnstube. — Sie aber sind kaum auf dem Flur, kaum auf der ersten Stufe der Treppe, da donnert und berstet die Thür nach der Straße auseinander, französisches Fußvolk dringt ein, legt sich mit den Gewehren in die Fenster — Schüsse fallen. —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T16:05:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T16:05:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |