jener. Dagegen aber hatte er sehr feine und artige Sitten. Bescheiden, höflich, gegen Jedermann freundlich und gefällig: reinlich, ordentlich: bey Tische sittsam und mäßig. Sich selbst, und seinen Körper wußte er so artig zu tragen, daß es nicht zierig, sondern natürlich war. Jedermann mochte ihn gerne um sich haben. In Gesellschaft war er kei- nem zur Last, und in seinem ganzen Betragen hatte er so viel Angenehmes, daß man ihn recht lieb hatte.
Welches Kind hatte nun wohl den Vor- zug? Was hilft alles Lernen und Wissen, wenn es nicht auch die Sitten verbessert, daß man in der Welt fortkommen kann? Dadurch wirds erst Weisheit.
Beyde Brüder sollten bey einem Kaufmann in die Lehre gebracht werden. Von beyden sollte er sich den aussuchen, den er behalten wollte. Was geschahe? Lorenz wurde zu-
rückge-
jener. Dagegen aber hatte er ſehr feine und artige Sitten. Beſcheiden, hoͤflich, gegen Jedermann freundlich und gefaͤllig: reinlich, ordentlich: bey Tiſche ſittſam und maͤßig. Sich ſelbſt, und ſeinen Koͤrper wußte er ſo artig zu tragen, daß es nicht zierig, ſondern natuͤrlich war. Jedermann mochte ihn gerne um ſich haben. In Geſellſchaft war er kei- nem zur Laſt, und in ſeinem ganzen Betragen hatte er ſo viel Angenehmes, daß man ihn recht lieb hatte.
Welches Kind hatte nun wohl den Vor- zug? Was hilft alles Lernen und Wiſſen, wenn es nicht auch die Sitten verbeſſert, daß man in der Welt fortkommen kann? Dadurch wirds erſt Weisheit.
Beyde Bruͤder ſollten bey einem Kaufmann in die Lehre gebracht werden. Von beyden ſollte er ſich den ausſuchen, den er behalten wollte. Was geſchahe? Lorenz wurde zu-
ruͤckge-
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jener. Dagegen aber hatte er ſehr feine und
artige Sitten. Beſcheiden, hoͤflich, gegen
Jedermann freundlich und gefaͤllig: reinlich,
ordentlich: bey Tiſche ſittſam und maͤßig.
Sich ſelbſt, und ſeinen Koͤrper wußte er ſo
artig zu tragen, daß es nicht zierig, ſondern
natuͤrlich war. Jedermann mochte ihn gerne
um ſich haben. In Geſellſchaft war er kei-
nem zur Laſt, und in ſeinem ganzen Betragen
hatte er ſo viel Angenehmes, daß man ihn
recht lieb hatte.
Welches Kind hatte nun wohl den Vor-
zug? Was hilft alles Lernen und Wiſſen, wenn
es nicht auch die Sitten verbeſſert, daß man
in der Welt fortkommen kann? Dadurch wirds
erſt Weisheit.
Beyde Bruͤder ſollten bey einem Kaufmann
in die Lehre gebracht werden. Von beyden
ſollte er ſich den ausſuchen, den er behalten
wollte. Was geſchahe? Lorenz wurde zu-
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/65>, abgerufen am 22.11.2024.
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