nimmt, wie neulich der kleine Junge, der in den offenen Brunnen fiel, und den Hals brach. Das können wir nicht begreifen, warum das der liebe Gott so mache. Es ist doch aber alles sehr gut, wie ers geschehen läßt.
Dorchen. In Acht nehmen? sagen Sie. Ich dächte, das brauchten wir nicht, wenn uns der liebe Gott beschützte?
Vater. J! so brauchtest du auch keine Augen, Hände und Füße, keinen Verstand, wenns auf das bloße allmächtige Beschützen Gottes ankäme. Merkt euch das aber recht wohl: ihr sollt Gott auch nicht versuchen. Wenn Gott gleich manches Kind wunderbar beschützt und errettet, so müssen deswegen die Kinder doch nicht vorwitzig und unvorsichtig seyn, und von ihren Wärterinnen weglaufen. Wäre Minchen hübsch bey Marien geblieben, so wäre es nicht ins Wasser gefallen. Wäre der kleine Junge nicht so vorwitzig gewesen,
und
nimmt, wie neulich der kleine Junge, der in den offenen Brunnen fiel, und den Hals brach. Das koͤnnen wir nicht begreifen, warum das der liebe Gott ſo mache. Es iſt doch aber alles ſehr gut, wie ers geſchehen laͤßt.
Dorchen. In Acht nehmen? ſagen Sie. Ich daͤchte, das brauchten wir nicht, wenn uns der liebe Gott beſchuͤtzte?
Vater. J! ſo brauchteſt du auch keine Augen, Haͤnde und Fuͤße, keinen Verſtand, wenns auf das bloße allmaͤchtige Beſchuͤtzen Gottes ankaͤme. Merkt euch das aber recht wohl: ihr ſollt Gott auch nicht verſuchen. Wenn Gott gleich manches Kind wunderbar beſchuͤtzt und errettet, ſo muͤſſen deswegen die Kinder doch nicht vorwitzig und unvorſichtig ſeyn, und von ihren Waͤrterinnen weglaufen. Waͤre Minchen huͤbſch bey Marien geblieben, ſo waͤre es nicht ins Waſſer gefallen. Waͤre der kleine Junge nicht ſo vorwitzig geweſen,
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nimmt, wie neulich der kleine Junge, der in
den offenen Brunnen fiel, und den Hals brach.
Das koͤnnen wir nicht begreifen, warum das
der liebe Gott ſo mache. Es iſt doch aber
alles ſehr gut, wie ers geſchehen laͤßt.
Dorchen. In Acht nehmen? ſagen Sie.
Ich daͤchte, das brauchten wir nicht, wenn
uns der liebe Gott beſchuͤtzte?
Vater. J! ſo brauchteſt du auch keine
Augen, Haͤnde und Fuͤße, keinen Verſtand,
wenns auf das bloße allmaͤchtige Beſchuͤtzen
Gottes ankaͤme. Merkt euch das aber recht
wohl: ihr ſollt Gott auch nicht verſuchen.
Wenn Gott gleich manches Kind wunderbar
beſchuͤtzt und errettet, ſo muͤſſen deswegen die
Kinder doch nicht vorwitzig und unvorſichtig
ſeyn, und von ihren Waͤrterinnen weglaufen.
Waͤre Minchen huͤbſch bey Marien geblieben,
ſo waͤre es nicht ins Waſſer gefallen. Waͤre
der kleine Junge nicht ſo vorwitzig geweſen,
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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